schwatzten also dort von unsern Angelegenheiten, als plötzlich eine lustige Gesellschaft in das Cabinet trat, welches an das unsere gränzte, Da das was wir uns mitzuheilen hatten, niemand anders etwas anging, schwiegen wir, und hörten so ohne daß wir es wollten, das Gespräch unserer Nachbaren. Nun erstaunen Sie über den seltsamen Zufall: unsere Nachbarn sprachen gerade von dem einzigen Gegenstande, den wir gerade nicht hätten hören sollen.«
»War es vielleicht von der Geliebten des Chevaliers?«
»Sie haben es errathen. Bei den ersten Worten ihres Gesprächs stand ich auf, um meinen Freund fortzuführen, statt aber mir zu folgen, legte er mir die Hand auf die Schulter und drückte mich wieder nieder auf meinen Sessel. »Philipp liebt also die kleine Averne?« fragte eine Stimme. »Seit dem Feste bei der Marschallin d’Estree, antwortete eine andere, »dort reichte sie ihm, als Venus verkleidet, einen Degengürtel, der von Versen begleitet war, in welchen sie ihn mit Mars verglich.« – »Aber das ist ja schon acht Tage her, bemerkte eine dritte Stimme. – »Ei freilich, versetzte der, welcher zuerst gesprochen, »sie hat sich nicht sogleich ergeben; sey es, daß sie von dem armen Harmental wirklich etwas hielt, oder daß sie wußte, daß der Regent grade das liebe, was ihm Widerstand leistet. Kurz, diesen Vormittag hat sie das Geschenk eines mit Blumen und Juwelen gefüllten Körbchens durch die Erklärung erwidert, daß sie bereit sey, Se. Königliche Hoheit zu empfangen.«
»Ja, jetzt fange ich an, die Sache zu begreifen!« rief der Capitain, »der Chevalier gerieth in Zorn, nicht wahr?«
»Ganz recht. Statt, wie unsereins gethan haben würde, darüber zu lachen und die Gelegenheit sich zum Nutzen zu machen, ein Obristenpatent wieder zu erlangen, das man ihm genommen hat, unter dem Vorwande, die Staatsausgaben beschränken zu müssen, wird mein Freund Harmental so bleich, daß ich glaubte, er werde in Ohnmacht fallen, dann trat er rasch zum Cabinet, schlug mit der geballten Faust gegen die Wand, so daß alles schwieg und rief »Meine Herren, es thut mir leid, Ihnen widersprechen zu müssen, derjenige von Ihnen aber, der behauptet hat: Madame d’Averne habe dem Regenten oder sonst jemand, ein Rendezvous zugesagt, hat gelogen!
»Ich war es, mein Herr, der dies gesagt hat und der seine Behauptung aufrecht halten wird,« entgegnete die erste Stimme; »enthält sie etwas, das Ihnen mißfällt, so stehe ich zu Diensten, ich nenne mich Lafare und bin Capitain in der Garde.«
»Und ich nenne mich Fargy,« rief die zweite Stimme.«
»Und ich Ravanne, die dritte.
»Sehr wohl meine Herren,« erwiderte Harmental. »Morgen Vormittag zwischen neun und zehn Uhr also bei dem Thore Maillot.« – Darauf setzte er sich mir wieder gegenüber; jene Herren schwatzten von gleichgültigen Dingen, und wir beendigten unser Souper. Jetzt wissen Sie alles, Capitain.«
Dem Letzteren schien die Sache äußerst geringfügig; obgleich er die allzugroße Reizbarkeit des Chevaliers mißbilligte, war er dennoch entschlossen, für die Angelegenheit, zu deren Verfechter er nun einmal gewählt worden war, den Degen zu ziehen. Wenn er sich übrigens auch hätte zurückziehen wollen, so war dies jetzt zu spät. Man befand sich bereits bei dem Thore Maillot und ein junger Cavalier, der dort zu harren schien, und der aus der Ferne den Baron und den Capitain bemerkt hatte, sprengte ihnen jetzt entgegen. Es war der Chevalier von Harmental.
»Mein lieber Chevalier, sprach der Baron von Valef, indem er mit seinem Freunde einen Händedruck wechselte, »erlaube mir, Dir hier, in Ermangelung eines alten Freundes, einen neuen vorzustellen. Weder Surgis noch Gace waren daheim. Ich traf diesen Herrn auf dem Pont-Neuf, schilderte ihm unsere Verlegenheit und er erbot sich mit großer Bereitwilligkeit, derselben abzuhelfen.«
»Ich bin Dir also zwiefach verbunden, mein lieber Valef, entgegnete der Chevalier, indem er auf den Capitain einen Blick warf, in welchem sich ein kleines Erstaunen aussprach. »Sie, aber mein Herr, bemerkte er, muß ich um Verzeihung bitten, daß ich Sie zum Anfange unserer Bekanntschaft mit einem so unangenehmen Geschäft, belästige. Sie werden mir hoffentlich Gelegenheit geben, mich Ihnen wieder gefällig zu beweisen; seyn. Sie überzeugt, Sie werden mich stets zu Ihren Diensten bereit finden. Verfügen Sie alsdann frei über mich, wie ich jetzt über Sie.
»Gut gesprochen, Chevalier, rief jetzt der Capitain, indem er vom Pferde sprang. »Sie haben eine Art und Weise, die mich für Sie durchs Feuer treiben würde.«
»Wer ist das seltsame Original?«, fragte der Chevalier leise zu dem Baron gewandt, während der Capitain, um die steifgewordenen Beine wieder gelenkig zu machen, mit den Füßen den Boden stampfte.
»Wahrlich, ich weiß es nicht,« entgegnete Valef »so viel aber weiß ich, daß wir uns ohne ihn in großer Verlegenheit befinden würden. Es wird irgend einer vom Militair seyn, den der Friede bei Seite geworfen hat. Bald wird es sich übrigens zeigen, wie er sich bei der Sache benimmt.«
»Wolan,« rief jetzt der Capitain, belebt durch seine Körperbewegung. »Wo bleiben denn unsere Gegner? fühle ich mich doch diesen Morgen recht kampflustig!«
»Als ich hierher ritt, waren sie noch nicht angelangt,« erwiderte Harmental, »aber ich gewahrte in der Ferne einen Miethwagen, dessen Langsamkeit ihnen wahrscheinlich zur Entschuldigung dienen wird, daß sie etwas spät eintrafen. Uebrigens ist noch keine Zeit verloren, fügte er hinzu, indem er eine reich mit Brillanten besetzte Flaschenuhr hervorzog, es ist kaum neun ein halb Uhr.
Schnell, also ihnen entgegen, sprach Valef indem er sich jetzt gleichfalls aus dem Sattel schwang und den Zaum seines Pferdes dem Diener Harmentals zuwarf, »denn langten sie an dem bestimmten Orte, vor uns an, würde es scheinen, als hätten wir auf uns warten lassen.«
»Du hast recht, versetzte Harmental; er stieg dann vom Pferde und trat mit seinen beiden Gefährten in das Gehölz.
»Befehlen die Herren etwas?«, fragte der Besitzer der dort befindlichen Restauration, der Gäste erwartend vor einer Thüre stand.
»Versteht sich, Durand, entgegnete Harmental, welcher, um nicht gestört zu werden, dem Restaurateur gern glauben machen wollte, daß ihr Hierseyn nur einen Spaziergang zur Absicht habe, »bereitet ein Frühstück für drei Personen, wir schlendern hier ein wenig umher und kehren bald zurück.«
Mit diesen Worten ließ er drei Louis d’ors in die Hand des Gastwirths gleiten. Der Capitain gewahrte die glänzenden Goldstücke und berechnete mit dem Scharfsinne eines Kenners, was man für zwei und siebzig Livres im Bois de Boulogne alles bekommen könne. Da er aber den Empfänger des Geldes kannte, hielt er eine Empfehlung seinerseits nicht für überflüssig: »Macht Eure Sache gut, Herr Garkoch,« sprach er zu Durand gewandt, »Ihr wißt, ich verstehe mich darauf, daß die Speisen delicat und der Wein unverfälscht aufgetragen werden, versteht Ihr mich, sonst pflücken wir später ein Hühnchen mit einander.«
»Seyn Sie unbesorgt, Herr Capitain, antwortete der Restaurateur; »einen Gast wie Sie werde ich doch nicht hinters Licht führen.«
»Nun, wir wollen sehen. Ich habe seit zwölf Stunden nichts zu mir genommen, richtet Euch danach.«
Der Wirth verbeugte sich, wie Jemand, der genau begriff, was die an ihn gerichtete Rede sagen wollte; er begab sich kopfschüttelnd in seine Küche, denn es leuchtete ihm ein, daß er ein weniger gutes Geschäft gemacht, als er anfangs gehofft hatte. Der Capitain warf ihm noch einen warnenden Wink zu, und eilte alsdann mit raschen Schritten seinen beiden Kampfgenossen nach, welche ihre Schritte hemmten, um ihn zu erwarten.
Der Chevalier hatte sich hinsichtlich des Miethwagens, nicht geirrt; so wie sie in die nächste Allee traten, erblickten sie ihre drei Gegner, welche so eben ausstiegen: es waren, wie wir bereits berichtet haben, der Marquis Lafare, der Graf Fargy und der Chevalier von Ravanne.
Unsere geneigten Leser wollen uns jetzt gestatten, ihnen eine kurze Schilderung dieser drei Personen zu liefern, welche in dieser unserer anspruchslosen Erzählung den Schauplatz mehrmals betreten werden.
Lafare, der Bekannteste der Dreien, Dank den Versen, die er hinterlassen hat, war damals ein Mann von ungefähr 36 Jahren, begabt mit einem freien offenen Antlitz und einer unverwüstlichen guten Laune; dabei stets bereit bei der Tafel, beim Spiele und mit den Waffen in der Hand, es mit jedermann aufzunehmen, und zwar das alles ohne Haß und Groll; er war ein Liebling der Damen