Иоганн Вольфганг фон Гёте

Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr


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hinaus! – »O welch ein Irrtum ergriff dich!

      Eine Scheuche nur wars, was dich vertrieb! Die Gestalt

      Flickten wir emsig zusammen aus alten Kleidern und Rohren;

      Emsig half ich daran, selbst mir zu schaden bemüht.» –

      Nun, des Alten Wunsch ist erfüllt; den losesten Vogel

      Scheucht’ er heute, der ihm Gärtchen und Nichte bestiehlt.

XVII

      Manche Töne sind mir Verdruß, doch bleibet am meisten

      Hundegebell mir verhaßt; kläffend zerreißt es mein Ohr.

      Einen Hund nur hör ich sehr oft mit frohem Behagen

      Bellend kläffen, den Hund, den sich der Nachbar erzog.

      Denn er bellte mir einst mein Mädchen an, da sie sich heimlich

      Zu mir stahl, und verriet unser Geheimnis beinah.

      Jetzo, hör ich ihn bellen, so denk ich mir immer: sie kommt wohl!

      Oder ich denke der Zeit, da die Erwartete kam.

XVIII

      Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres

      Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir,

      Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch, Freunde, gestehen:

      Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht.

      Aber ganz abscheulich ists, auf dem Wege der Liebe

      Schlangen zu fürchten, und Gift unter den Rosen der Lust,

      Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude

      Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.

      Darum macht Faustine mein Glück; sie teilet das Lager

      Gerne mit mir, und bewahrt Treue dem Treuen genau.

      Reizendes Hindernis will die rasche Jugend; ich liebe,

      Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun.

      Welche Seligkeit ists! wir wechseln sichere Küsse,

      Atem und Leben getrost saugen und flößen wir ein.

      So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir lauschen,

      Busen an Busen gedrängt, Stürmen und Regen und Guß.

      Und so dämmert der Morgen heran; es bringen die Stunden

      Neue Blumen herbei, schmücken uns festlich den Tag.

      Gönnet mir, o Quiriten! das Glück, und jedem gewähre

      Aller Güter der Welt erstes und letztes der Gott!

XIX

      Schwer erhalten wir uns den guten Namen, denn Fama

      Steht mit Amorn, ich weiß, meinem Gebieter, in Streit.

      Wißt auch ihr, woher es entsprang, daß beide sich hassen?

      Alte Geschichten sind das, und ich erzähle sie wohl.

      Immer die mächtige Göttin, doch war sie für die Gesellschaft

      Unerträglich, denn gern führt sie das herrschende Wort;

      Und so war sie von je, bei allen Göttergelagen,

      Mit der Stimme von Erz, Großen und Kleinen verhaßt.

      So berühmte sie einst sich übermütig, sie habe

      Jovis herrlichen Sohn ganz sich zum Sklaven gemacht.

      »Meinen Herkules führ ich dereinst, o Vater der Götter»,

      Rief triumphierend sie aus, »wiedergeboren dir zu.

      Herkules ist es nicht mehr, den dir Alkmene geboren;

      Seine Verehrung für mich macht ihn auf Erden zum Gott.

      Schaut er nach dem Olymp, so glaubst du, er schaue nach deinen

      Mächtigen Knieen; vergib! nur in den Äther nach mir

      Blickt der würdigste Mann; nur mich zu verdienen, durchschreitet

      Leicht sein mächtiger Fuß Bahnen, die keiner betrat;

      Aber auch ich begegn ihm auf seinen Wegen, und preise

      Seinen Namen voraus, eh er die Tat noch beginnt.

      Mich vermählst du ihm einst; der Amazonen Besieger

      Werd auch meiner, und ihn nenn ich mit Freuden Gemahl!«

      Alles schwieg; sie mochten nicht gern die Prahlerin reizen:

      Denn sie denkt sich, erzürnt, leicht was Gehässiges aus.

      Amorn bemerkte sie nicht: er schlich beiseite; den Helden

      Bracht er mit weniger Kunst unter der Schönsten Gewalt.

      Nun vermummt er sein Paar: ihr hängt er die Bürde des Löwen

      Über die Schultern und lehnt mühsam die Keule dazu,

      Drauf bespickt er mit Blumen des Helden sträubende Haare,

      Reichet den Rocken der Faust, die sich dem Scherze bequemt.

      So vollendet er bald die neckische Gruppe; dann läuft er,

      Ruft durch den ganzen Olymp: »Herrliche Taten geschehn!

      Nie hat Erd und Himmel, die unermüdete Sonne

      Hat auf der ewigen Bahn keines der Wunder erblickt.«

      Alles eilte; sie glaubten dem losen Knaben, denn ernstlich

      Hatt er gesprochen; und auch Fama, sie blieb nicht zurück.

      Wer sich freute, den Mann so tief erniedrigt zu sehen,

      Denkt ihr! Juno. Es galt Amorn ein freundlich Gesicht.

      Fama daneben, wie stand sie beschämt, verlegen, verzweifelnd!

      Anfangs lachte sie nur: »Masken, ihr Götter, sind das!

      Meinen Helden, ich kenn ihn zu gut! Es haben Tragöden

      Uns zum besten!» Doch bald sah sie mit Schmerzen, er wars! –

      Nicht den tausendsten Teil verdroß es Vulkanen, sein Weibchen

      Mit dem rüstigen Freund unter den Maschen zu sehn,

      Als das verständige Netz im rechten Moment sie umfaßte,

      Rasch die Verschlungnen umschlang, fest die Genießenden hielt.

      Wie sich die Jünglinge freuten! Merkur und Bacchus! sie beide

      Mußten gestehn: es sei, über dem Busen zu ruhn

      Dieses herrlichen Weibes, ein schöner Gedanke. Sie baten:

      Löse, Vulkan, sie noch nicht! Laß sie noch einmal besehn.

      Und der Alte war so Hahnrei, und hielt sie nur fester. –

      Aber Fama, sie floh rasch und voll Grimmes davon.

      Seit der Zeit ist zwischen den zweien der Fehde nicht Stillstand;

      Wie sie sich Helden erwählt, gleich ist der Knabe darnach.

      Wer sie am höchsten verehrt, den weiß er am besten zu fassen,

      Und den Sittlichsten greift er am gefährlichsten an.

      Will ihm einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen ins Schlimmste.

      Mädchen bietet er an; wer sie ihm töricht verschmäht,

      Muß