Иоганн Вольфганг фон Гёте

Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr


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hinab.

Sie

      Und du riefst ihm gebietend: Das Mädchen laß nur! die Sträuße,

      So wie das Mädchen selbst, sind für den feineren Sinn.

Er

      Aber fester hielt er dich nur, es grinste der Lacher,

      Und dein Kleid zerriß oben vom Nacken herab.

Sie

      Und du warfst in begeisterter Wut den Becher hinüber,

      Daß er am Schädel ihm, häßlich vergossen, erklang.

Er

      Wein und Zorn verblendeten mich; doch sah ich den weißen

      Nacken, die herrliche Brust, die du bedecktest, im Blick.

Sie

      Welch ein Getümmel ward und ein Aufstand! Purpurn das Blut lief,

      Mit dem Weine vermischt, greulich dem Gegner vom Haupt.

Er

      Und ich sahe nur dich am Boden knieend, verdrießlich;

      Mit der einen Hand hieltst das Gewand du hinauf.

Sie

      Ach, da flogen die Teller nach dir! Ich sorgte, den edeln

      Fremdling träfe der Wurf kreisend geschwungnen Metalls.

Er

      Und doch sah ich nur dich, wie rasch mit der anderen Hand du

      Körbchen, Blumen und Kranz sammeltest unter dem Stuhl.

Sie

      Schützend tratest du vor, daß nicht mich der Zufallverletzte,

      Oder der zornige Wirt, weil ich das Mahl ihm gestört.

Er

      Ja, ich erinnre mich noch; ich nahm den Teppich wie einer,

      Der auf dem linken Arm gegen den Stier ihn bewegt.

Sie

      Ruhe gebot der Wirt und sinnige Freunde. Da schlüpft ich

      Sachte hinaus; nach dir wendet ich immer den Blick.

Er

      Ach, du warst mir verschwunden! Vergebens sucht ich in allen

      Winkeln des Hauses herum, sowie auf Straßen und Markt.

Sie

      Schamhaft blieb ich verborgen. Das unbescholtene Mädchen,

      Sonst von den Bürgern geliebt, war nun das Märchen des Tags.

Er

      Blumen sah ich genug und Sträuße, Kränze die Menge;

      Aber du fehltest mir, aber du fehltest der Stadt.

Sie

      Stille saß ich zu Hause. Da blätterte los sich vom Zweige

      Manche Rose, so auch dorrte die Nelke dahin.

Er

      Mancher Jüngling sprach auf dem Platz: Da liegen die Blumen!

      Aber die Liebliche fehlt, die sie verbände zum Kranz.

Sie

      Kränze band ich indessen zu Haus, und ließ sie verwelken.

      Siehst du? da hangen sie noch, neben dem Herde, für dich.

Er

      Auch so welkte der Kranz, dein erstes Geschenk! Ich vergaß nicht

      Ihn im Getümmel, ich hing neben dem Bett mir ihn auf.

Sie

      Abends betrachtet ich mir die welkenden, saß noch und weinte,

      Bis in der dunkelen Nacht Farbe nach Farbe verlosch.

Er

      Irrend ging ich umher und fragte nach deiner Behausung;

      Keiner der Eitelsten selbst konnte mir geben Bescheid.

Sie

      Keiner hat je mich besucht, und keiner weiß die entlegne

      Wohnung; die Größe der Stadt birget die Ärmere leicht.

Er

      Irrend lief ich umher und flehte zur spähenden Sonne:

      Zeige mir, mächtiger Gott, wo du im Winkel ihr scheinst!

Sie

      Große Götter hörten dich nicht; doch Penia hört’ es.

      Endlich trieb die Not nach dem Gewerbe mich aus.

Er

      Trieb nicht noch dich ein anderer Gott, den Beschützer zu suchen?

      Hatte nicht Amor für uns wechselnde Pfeile getauscht?

Sie

      Spähend sucht ich dich auf bei vollem Markt, und ich sah dich!

Er

      Und es hielt das Gedräng keines der Liebenden auf.

Sie

      Schnell wir teilten das Volk, wir kamen zusammen, du standest,

Er

      Und du standest vor mir, ja! und wir waren allein.

Sie

      Mitten unter den Menschen! sie schienen nur Sträucher und Bäume,

Er

      Und mir schien ihr Getös nur ein Geriesel des Quells.

Sie

      Immer allein sind Liebende sich in der größten Versammlung;

      Aber sind sie zu zwein, stellt auch der Dritte sich ein.

Er

      Amor, ja! er schmückt sich mit diesen herrlichen Kränzen.

      Schütte die Blumen nun doch fort, aus dem Schoße den Rest!

Sie

      Nun, ich schüttle sie weg, die schönen. In deiner Umarmung,

      Lieber, geht mir auch heut wieder die Sonne nur auf.

      Euphrosyne

      Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln

      Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg.

      Lange verhüllt schon Nacht das Tal und die Pfade des Wandrers,

      Der, am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt,

      Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung;

      Und der göttliche Schlaf eilet gefällig voraus,

      Dieser holde Geselle des Reisenden. Daß er auch heute

      Segnend kränze das Haupt mir mit dem heiligen Mohn!

      Aber was leuchtet mir dort vom Felsen glänzend herüber

      Und erhellet den Duft schäumender Ströme so hold ?

      Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte?

      Denn kein irdischer Glanz ist es, der wandelnde, dort.

      Näher wälzt sich die Wolke, sie glüht. Ich staune dem Wunder!

      Wird der rosige Strahl nicht ein bewegtes Gebild ?

      Welche Göttin nahet sich mir? und welche der Musen

      Suchet den treuen Freund, selbst in dem grausen Geklüft ?

      Schöne Göttin! enthülle dich mir, und täusche, verschwindend,

      Nicht den begeisterten Sinn, nicht das gerührte Gemüt.

      Nenne, wenn du es darfst vor einem Sterblichen, deinen

      Göttlichen Namen; wo nicht: rege bedeutend mich auf,

      Daß ich fühle, welche du seist von den ewigen Töchtern

      Zeus’, und der Dichter sogleich preise dich würdig im Lied.

      »Kennst