Novalis

Die wichtigsten Werke von Novalis


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Werden einen neuen Tanz beginnen.

      Greife dreist nach seinen Händen,

       Präge dir sein Antlitz ein,

       Mußt dich immer nach ihm wenden,

       Blüte nach dem Sonnenschein;

       Wirst du nur das ganze Herz ihm zeigen,

       Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.

      Unser ist sie nun geworden,

       Gottheit, die uns oft erschreckt,

       Hat im Süden und im Norden

       Himmelskeime rasch geweckt,

       Und so laßt im vollen Gottes-Garten,

       Treu uns jede Knosp und Blüte warten.

      III.

       Inhaltsverzeichnis

      Wer einsam sitzt in seiner Kammer,

       Und schwere, bittre Tränen weint,

       Wem nur gefärbt von Not und Jammer

       Die Nachbarschaft umher erscheint;

      Wer in das Bild vergangner Zeiten

       Wie tief in einen Abgrund sieht,

       In welchen ihn von allen Seiten,

       Ein süßes Weh hinunter zieht; –

      Es ist, als lägen Wunderschätze

       Da unten für ihn aufgehäuft,

       Nach deren Schloß in wilder Hetze

       Mit atemloser Brust er greift.

      Die Zukunft liegt in öder Dürre

       Entsetzlich lang und bang vor ihm,

       Er schweift umher, allein und irre,

       Und sucht sich selbst mit Ungestüm.

      Ich fall ihm weinend in die Arme:

       Auch mir war einst, wie dir, zumut,

       Doch ich genas von meinem Harme,

       Und weiß nun, wo man ewig ruht.

      Dich muß, wie mich, ein Wesen trösten,

       Das innig liebte, litt und starb;

       Das selbst für die, die ihm am wehsten

       Getan, mit tausend Freuden starb.

      Er starb, und dennoch alle Tage

       Vernimmst du seine Lieb und ihn,

       Und kannst getrost in jeder Lage

       Ihn zärtlich in die Arme ziehn.

      Mit ihm kommt neues Blut und Leben

       In dein erstorbenes Gebein;

       Und wenn du ihm dein Herz gegeben,

       So ist auch seines ewig dein.

      Was du verlorst, hat er gefunden;

       Du triffst bei ihm, was du geliebt:

       Und ewig bleibt mit dir verbunden,

       Was seine Hand dir wiedergibt.

      IV.

       Inhaltsverzeichnis

      Unter tausend frohen Stunden,

       So im Leben ich gefunden,

       Blieb nur eine mir getreu;

       Eine wo in tausend Schmerzen

       Ich erfuhr in meinem Herzen,

       Wer für uns gestorben sei.

      Meine Welt war mir zerbrochen,

       Wie von einem Wurm gestochen

       Welkte Herz und Blüte mir;

       Meines Lebens ganze Habe,

       Jeder Wunsch lag mir im Grabe,

       Und zur Qual war ich noch hier.

      Da ich so im stillen krankte,

       Ewig weint und weg verlangte,

       Und nur blieb vor Angst und Wahn:

       Ward mir plötzlich wie von oben

       Weg des Grabes Stein geschoben,

       Und mein Innres aufgetan.

      Wen ich sah, und wen an seiner

       Hand erblickte, frage keiner,

       Ewig werd ich dies nur sehn;

       Und von allen Lebensstunden

       Wird nur die, wie meine Wunden,

       Ewig heiter, offen stehn.

      V.

       Inhaltsverzeichnis

      Wenn ich ihn nur habe,

       Wenn er mein nur ist,

       Wenn mein Herz bis hin zum Grabe

       Seine Treue nie vergißt:

       Weiß ich nichts von Leide,

       Fühle nichts, als Andacht, Lieb und Freude.

      Wenn ich ihn nur habe,

       Laß ich alles gern,

       Folg an meinem Wanderstabe

       Treu gesinnt nur meinem Herrn;

       Lasse still die andern

       Breite, lichte, volle Straßen wandern.

      Wenn ich ihn nur habe,

       Schlaf ich fröhlich ein,

       Ewig wird zu süßer Labe

       Seines Herzens Flut mir sein,

       Die mit sanftem Zwingen

       Alles wird erweichen und durchdringen.

      Wenn ich ihn nur habe,

       Hab ich auch die Welt;

       Selig, wie ein Himmelsknabe,

       Der der Jungfrau Schleier hält.

       Hingesenkt im Schauen

       Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen.

      Wo ich ihn nur habe,

       Ist mein Vaterland;

       Und es fällt mir jede Gabe,

       Wie ein Erbteil in die Hand:

       Längst vermißte Brüder

       Find ich nun in seinen Jüngern wieder.

      VI.

       Inhaltsverzeichnis

      Wenn alle untreu werden,

       So bleib ich dir doch treu;

       Daß Dankbarkeit auf Erden

       Nicht ausgestorben sei.

       Für mich umfing dich Leiden,

       Vergingst für mich in Schmerz;

       Drum geb ich dir mit Freuden

       Auf ewig dieses Herz.

      Oft muß ich bitter weinen,

       Daß du gestorben bist,

       Und mancher von den Deinen

       Dich lebenslang vergißt.

       Von Liebe nur durchdrungen

       Hast du so viel getan,

       Und doch bist du verklungen,