Novalis

Die wichtigsten Werke von Novalis


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Empfindungen ihnen mitteilte als eine jahrelange Unterweisung bei besoldeten Lehrern nicht würde getan haben. Aber, hör ich mich von zärtlichen Jünglingen fragen, mit alle dem sagen Sie uns doch, verliebte sich Giasar denn nicht in eine der liebenswürdigen Schönen; Sie haben uns doch gesagt, er habe ein zärtliches, weiches Herz gehabt! Nein bis jetzt noch nicht; aber wie es zuging weiß ich nicht, liebe Jünglinge; sollten vielleicht mit aller ihrer Liebenswürdigkeit dennoch die Mädchen, die um ihn herum wohnten, nicht imstande gewesen sein, einen so herrlichen Jüngling als Giasar war zu fesseln; sollte er nicht ein Ideal von weiblicher Vollkommenheit in seiner feurigen Phantasie gehabt haben, das er in keiner von diesen Schönen wiederfand? Ich gebe Ihnen hier diese Vermutungen nur für Vermutungen, und sollten sie Ihnen nicht befriedigend sein, so machen Sie glücklichere oder nehmen Sie die ganze Sache als ein psychologisches Wunder an. Kurz Giasar sah alle diese Schönen zwar ganz gern an und es fuhr ihm warm und lebendig durch alle Glieder, wenn ein kleiner weiblicher Mund den seinigen berührte, oder beim Spiel von ohngefähr der Schleier eines niedlichen hochklopfenden Busens in Unordnung geriet, aber die entzückende, himmlische Leidenschaft Liebe, die schon so oft besungen und empfunden ist, die uns vergöttert, sich selbst auf so unzählige Art widerspricht, Hirten und Kaiser verwundet, kannte er noch nicht. Aber es wird Zeit, daß wir auf die endliche Entwicklung von Giasars und des Druiden Schicksal kommen. Giasar war nunmehr achtzehn Jahre alt, das glücklichste Alter der Menschheit! wo die Blüte in ihrer lieblichsten Schönheit ist, wo Phantasie und Freude unsre einzigen Begleiterinnen sind, eine rosenhafte Zukunft unsern bezauberten Blicken sich darstellt und jegliche Seelenkraft aufkeimt und lebendige Wonne, seliges Himmelsgefühl durch unsere Fibern rauscht und mit unendlichem Taumel unsren Busen schwellt. Einst an einem entzückenden Frühlingstage schweifte Giasar herum in Wald und Tal, kletterte auf Höhen und Berge um neue Aussichten zu entdecken und um ganz die wonnevolle Natur zu genießen und ihre grenzenlosen Seligkeiten inniger einzuschlürfen. Plötzlich erblickte er von einer sanften Anhöhe auf der andern Seite ein romantisches Tal, das sich sanft zwischen ungeheure Felsen schmiegte und mit aller Frühlingspracht sich seinen trunkenen Blicken darstellte. Himmelhohe Zedern umschlossen es von einigen Seiten und das frischeste Grün schmückte die Auen, durch die sich sanft ein silberheller Felsenquell ergoß und die Stille des schauerlichen Orts unterbrach. Am Ende des Tals war ein Häuschen voll griechischer Einfalt, wie ein Tempel der Grazien, um das sich einige Myrtenbüsche sanft gelagert hatten. Unwillkürlich stieg er wie wonnetrunken hinab, aber wie ergriff ihn neues Entzücken, als er dicht am Eingange des Tals unter Myrten und Rosengebüschen ein Mädchen schlafend fand, das sein Ideal von Schönheit und alle seine Gespielinnen bei weitem an himmlischer Schönheit und überschwenglichen Reizen übertraf. Alle seine Feen- und Zaubererzählungen fielen ihm bei, aber er fand, daß sein Abenteuer alle an Wunder überschritt. Er rieb sich die Augen, hielt alles für einen Traum, aber als er endlich von seinem Wachen überzeugt war, so konnte er doch nicht umhin zu glauben, es sei eine Göttin oder eine Fee und ein süßer Schauer, der unaussprechlich angenehm war befiel ihn. Lange wagte er es nicht näher zu treten...

      Heinrich von Ofterdingen

       Inhaltsverzeichnis

      Erstausgabe 1802

       Inhalt

       Zueignung

       Erster Teil

       Zweiter Teil

      Zueignung

       Inhaltsverzeichnis

      Du hast in mir den edeln Trieb erregt

       Tief ins Gemüt der weiten Welt zu schauen;

       Mit deiner Hand ergriff mich ein Vertrauen,

       Das sicher mich durch alle Stürme trägt.

      Mit Ahndungen hast du das Kind gepflegt,

       Und zogst mit ihm durch fabelhafte Auen;

       Hast, als das Urbild zartgesinnter Frauen,

       Des Jünglings Herz zum höchsten Schwung bewegt.

      Was fesselt mich an irdische Beschwerden?

       Ist nicht mein Herz und Leben ewig Dein?

       Und schirmt mich Deine Liebe nicht auf Erden?

      Ich darf für Dich der edlen Kunst mich weihn;

       Denn Du, Geliebte, willst die Muse werden,

       Und stiller Schutzgeist meiner Dichtung sein.

      In ewigen Verwandlungen begrüßt

       Uns des Gesangs geheime Macht hienieden,

       Dort segnet sie das Land als ew'ger Frieden,

       Indes sie hier als Jugend uns umfließt.

      Sie ist's, die Licht in unsre Augen gießt,

       Die uns den Sinn für jede Kunst beschieden,

       Und die das Herz der Frohen und der Müden

       In trunkner Andacht wunderbar genießt.

      An ihrem vollen Busen trank ich Leben;

       Ich ward durch sie zu allem, was ich bin,

       Und durfte froh mein Angesicht erheben.

      Noch schlummerte mein allerhöchster Sinn;

       Da sah ich sie als Engel zu mir schweben

       Und flog, erwacht, in ihrem Arm dahin.

       Inhaltsverzeichnis

      

       Die Erwartung

       Inhaltsverzeichnis

      

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Siebentes Kapitel

       Achtes Kapitel

       Neuntes