Scheibenberger Geschichtsschreiber Christian Lehmann erzählt in seinem 1699 erschienenen »Schauplatz des Obererzgebirges« 70 Krankheiten auf, gegen die das Wasser helfen sollte. Die Entdeckung des Heilbrunnens soll sich von einem armen Manne herschreiben, der seine ungesunden Schenkel in dem Wasser in der sogenannten Rosenaue gewaschen hat und dann heil geworden ist.
Hans Friedrich, ein reicher Fundgrübner und Bergherr aus Geyer, der das Dorf Wiesa besaß, faßte 1501 das Wasser in einem Kasten, ließ ein Badehaus erbauen und dasselbe durch ein Röhrwerk mit dem Quell verbinden. Er soll auch neben dem Bade ein Kirchlein zu Ehren des heiligen Jobs oder Hiobs, des Helfers der Kranken und Schwachen, errichtet haben, das vom Meißner Bischofe 1505 geweiht und vom Fürsten Georg reich begabt wurde. Ein Meßpriester mußte den Badegästen, ehe sie ins Bad gingen, eine Messe lesen. Im Jahre 1602 ließ sich die Kurfürstin Sophie ein eignes Haus bauen, wahrscheinlich an Stelle der Kapelle, und man nannte darauf das Bad Sophienbad. Im Jahre 1699 aber finden wir auch die Bezeichnung Wiesenbad oder St. Jobsbad.
2.
In einem Nebenthale des Zschopauthales, eine halbe Stunde von der Stadt Wolkenstein entfernt, 458 Meter über dem Meeresspiegel liegt ebenfalls in den Gneisformationen sehr geschützt Warmbad Wolkenstein. Die Quelle ist die wärmste Sachsens mit einer Wärme von 31 °C. Man nimmt an, daß sie auf dem im zweiglimmerigen Gneise aufsetzenden Eisensteingange »Neugeboren Kindlein« ihren Ursprung habe und bei dessen Abbau zufällig entdeckt worden sei. Sie bricht aus Drusen eines Erzganges hervor. Nach einer älteren Zeichnung soll sich daselbst ein Silbergang mit zwei Eisensteingängen kreuzen. Die ziemlich tief liegende Quelle ist in neuerer Zeit frisch gefaßt und dadurch gegen Zufluß von »wilden Wässern« geschützt worden. Mittels eines Hebewerkes wird das Wasser nach dem Badehause geleitet, von wo es nach weiterer Erwärmung in die einzelnen Zellen abfließt. Die Quelle spendet in jeder Minute 150 Liter warmen Wassers. Das Wasser ist ebenfalls den Säuerlingen zuzuzählen und hat große Ähnlichkeit mit dem Wiesenbader, wie mit den berühmten Warmquellen von Wildbad in Württemberg, Gastein und Pfeffers. Seine Wirkungen entsprechen dem Wiesenbader. Die Quelle war schon im 14. Jahrhundert als heilkräftig bekannt. Es fanden starke Wallfahrten nach dem Bade statt.
3.
Das Bad Ottenstein bei Schwarzenberg liegt in einer Meereshöhe von 424 Meter im Glimmerschieferthale des Schwarzwassers. Die Anstalt ist nach Nordosten und Nordwesten durch hohe Felsmassen gegen kalte Winde geschützt. Die Quelle ist ein kaltes, an Kohlensäure nicht sehr reiches Eisenwasser mit mittlerem Eisengehalte, das in Form von Trink- und Badekuren Anwendung findet. Erfolgreich wurde das Bad bei Blutarmut, Reißen, Nervenkrankheiten, Lähmungen, Magen- und Lungenkrankheiten gebraucht.
4.
Außer diesen genannten Bädern gedenken wir noch derjenigen Mineralquellen unserer Gegend, die ehemals zu Bädern benutzt wurden. Manche erfreute sich sogar eines gewissen Rufes.
In Niederzwönitz entspringen 580 Meter über dem Meere auf einer von Fichten- und Kiefernwald umschlossenen Wiese nebeneinander 3 Quellen, denen der Volksmund die Namen der »Gute Brunnen«, der »Krätzbrunnen« und der »Augenbrunnen« gegeben hat. Die Wirkungen des Guten Brunnen wurden bereits 1498 oder 1501 erkannt. 1608 wurde dieser Quell, nachdem er in Vergessenheit gekommen, wieder gereinigt. Den Krätzbrunnen entdeckte man 1646 und die Wirkungen des Augenbrunnens kamen 1717 zur Anerkennung. In der Nähe des »Guten Brunnens« soll ehemals eine der heiligen Anna geweihte Kapelle gestanden haben, weshalb man ihn auch »Annenbrunnen«, später aber »Tannenbrunnen« oder »Zu den drei Tannen« nannte. Man sagt, Kenner hätten versichert, daß die Kanne dieses Wassers einen Dukaten wert sei, wenn man das wilde Wasser davon scheiden könnte.
Das Marienberger Bad hatte die Quelle »Frischer Brunnen«, die 1553 bekannt wurde. In der Nähe des Zschopauer Thores in Marienberg giebt es heute noch einen »Frischen Quell«, dessen Wasser jedoch nur als Trinkwasser benutzt wird.
Das Bad Raschau wurde 1808 eingerichtet. Nach ihm führt noch ein Gasthaus in Raschau seinen Namen. Auch in der Nähe von Ehrenfriedersdorf giebt es einen Mineralquell, der bald als Stahl-, bald als Sauerbrunnen bezeichnet wird. Im Jahre 1646 wurde in Grumbach bei Jöhstadt am Walde nahe dem »Thumshirn-Brunnen« ein Heilbrunnen entdeckt, dessen Wasser zu warmen Bädern gebraucht ward. Nach ihm war eine Zeit lang großer Zulauf aus Meißen und Böhmen. Es wurden bei ihm selbst Betstunden abgehalten. Auch in Neudorf und Crottendorf hat man aus einer nicht mehr vorhandenen Quelle zur Kur getrunken. Zwei eisenhaltige Quellen sollen vom Fichtelberge in den Zechengrund abfließen.
Mathesius sagt über die Gesundbrunnen und warmen Bäder des Erzgebirges: »Unser Herr Gott ist ein weiser Hausvater. Weil er denn weiß, daß arme Bergleute in Gruben und Hütten viel böses Wetter, koblichten Stank, kalte Dämpfe, feuchten Brodel und giftigen Rauch in sich ziehen, pflegt er neben die Bergwerke gemeiniglich eine eigene Apotheke anzurichten, damit die Bergleute eine Bergarznei hätten wider die Lähme und verschleimte Lunge, erkältete Mägen und verlähmte Glieder und was der Bergsucht und Beschwerungen mehr sind.«
Nach Köhler u. a.
9. Fischreichtum erzgebirgischer Flüsse.
Die Flüsse und Bäche Sachsens enthielten zu der Zeit, wo Petrus Albinus aus Schneeberg seine 1590 erschienene »Meißnische Land- und Bergchronik« schrieb, noch einen Fischreichtum, wie derselbe trotz unserer künstlichen Fischzucht und Fischereigesetze bei den durch Fabrikanlagen verunreinigten Gewässern, ihren Uferbauten und Regulierungen, den Entwaldungen unserer Berge und anderen schädigenden Einflüssen mehr, wohl kaum wieder erzielt werden dürfte.
Man fing in der Elbe bis zu 2 Zentner schwere Störe, und zwar galt als die beste Fangzeit die Zeit der Rosenblüte; ebenso fehlten auch die Welse nicht, die um Johannis am besten waren, »darnach,« so meldet Albinus, »verbargen sie sich in die Felsen, darinnen verhielten sie sich, bis sie die »Eglen«, d. h. wahrscheinlich die gemeinen Fischegel, stachen, hernach machten sie sich wieder heraus«. Brassen und selbst die noch jetzt aus der Ostsee in die Oder kommenden Zährten, ferner Barben, Hechte, Aale, Aalraupen, Lampreten und Neunaugen, sowie Lachse bevölkerten damals unsere Gewässer; in der Mulde fing man Barben bis zu 10 bis 15 Pfund, Lachse bis zu 18 Pfund, und zuweilen wurden 18pfündige Hechte gefangen. Erwähnt wird dabei, daß man 1544 in der Ill bei Straßburg einen Hecht von 26 Pfund und in dem Filzteiche bei Schneeberg einen so großen fing, daß derselbe nicht Raum in einem Bierfasse hatte. Dazu kamen noch in den Bächen zahlreiche Forellen, Steinbeißer und Schmerlen, Gründlinge und Kaulbarsche vor, so daß die Fische vor 300 Jahren einen nicht unwesentlichen Teil der Ernährung, selbst des ärmeren Volkes bilden konnten. Mit besonderer Vorliebe verweilt daher auch Albinus bei diesem Kapitel seiner Landeschronik, und er begnügt sich nicht, dabei nur die Namen der einzelnen Fische zu nennen, sondern durch verschiedene beigefügte Bemerkungen über Laichzeit, Nahrungswert, Schmackhaftigkeit und anderes mehr weiß er für seinen Gegenstand ein noch größeres Interesse zu erregen. So meint er, daß der Hecht von etlichen für den besten Fisch gehalten werde, doch scheint er der Forelle, von welcher eine schwarzgefleckte Art aus dem Schwarzwasser bei Schwarzenberg und aus Bächen um Crottendorf und Annaberg angeführt wird, den Vorzug zu geben, indem er sie den gesündesten und nahrhaftesten Fisch nennt, den man sogar in Wasserkästen groß ziehen könne, so daß er darin 4- und 5pfündig werde. Von dem Salm oder Lachs wird die Meinung damaliger Ärzte mitgeteilt, nach welcher dieser Fisch »stärkerer und gröberer Nahrung sei und gesalzen dem Magen schädlich sein solle«.
Im 16. Jahrhundert »sind die Bäche im Gebirge so fischreich gewesen, daß die Köhler und Holzhauer, wenn sie sich bei Sommerzeit in Bächen gebadet, sie die Waldforellen mit Händen gefangen haben. Nachdem aber das Seifen aufgekommen war und Erze gewaschen wurden, sind die Bäche verdorben, daß die Fische nicht mehr drinnen aufkommen mochten.«
10. Die Kartoffeln