Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman


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      »Warum nicht. Ist das etwa etwas Besonderes?«

      »Bei einem so jungen Mädchen allerdings.«

      »Na, einmal muß man doch damit anfangen. Sieh mich nicht so mißbilligend an, reich’ mir lieber Feuer.«

      Schweigend kam er ihrem Wunsch nach, und an der Art, wie sie rauchte, merkte er, daß es nicht ihre erste Zigarette war. Sie sah sich neugierig in dem behaglichen Raum um, bis sie anerkennend bemerkte:

      »Schön hast du es hier. Gar nicht so kahl und nüchtern, wie Büroräume sonst sind. Arbeitest du auch hier?«

      »Ich nehme es an«, gab er amüsiert zurück. Er steckte seine Zigarette in Brand, legte sich im Stuhl zurück und betrachtete das Mädchen schweigend, das unter dem halb ironischen, halb nachsichtigen Blick dieser klaren Augen nun doch ein wenig verlegen wurde.

      »Hm – ja – ich bin nämlich gekommen – um dich zu bitten, Holger…«

      »Da bin ich aber gespannt.«

      »Ich sitze in einer scheußlichen Klemme.« Jetzt hatte sie ihre Keckheit bereits wiedererlangt.

      »Arg schlimm?«

      »Sehr schlimm. Ich brauche Geld.«

      »So – so.«

      »Werde bitte nicht ironisch.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Es fällt mir ohnehin nicht leicht, dich anzupumpen aber was soll ich machen? Ich habe nämlich auf dem Fest Muttis Kette verloren, die ein Ober gefunden hat und nun fünfzig Mark Finderlohn verlangt. Glaubst du mir etwa nicht? Dann kannst du ja meine Mutter fragen. Die wird dir bestätigen, daß ich ohne Kette nach Hause kam. Wie gewöhnlich hat sie sich künstlich aufgeregt, obgleich ich beteuerte, daß der Schmuck gefunden werden wird, was ja nun auch tatsächlich der Fall ist. Aber wenn ich der alten Dame nun noch mit den fünfzig Mark komme, dann schnappt sie bestimmt über.«

      »Ist die Art nicht etwas sonderbar, in der du über deine Mutter sprichst?«

      »Sonderbar? Wieso?« entgegnete sie verblüfft. »Eine Mutter ist doch keine Respektsperson, vor der man in Ehrfurcht versinken muß. Und meine schon gar nicht. Die ist so altmodisch und unselbständig, daß ich sie oft bevormunden muß. Das habe ich schon getan, als mein Vater noch lebte, der das sehr richtig fand. Ein Segen, daß er mich zwölf Jahre lang erzog, ohne sich von seiner Frau in der Erziehung dreinreden zu lassen. Sonst hätte ein gutes Gänschen aus mir werden können.«

      »So – so«, sagte der Mann wieder weiter nichts. Er entnahm seiner Brieftasche einen Fünfzigmarkschein, legte ihn vor Ebba hin, die gierig danach griff.

      »Danke«, sagte sie mit einer Miene, als käme ihr das Geld zu. »Höchst anständig von dir, Holger. Ich habe ja gewußt, daß du mir, ohne viel Worte zu machen, aus der Patsche helfen wirst. Wenn du wirklich einmal in Not bist, wende dich nur an mich«, tat sie großartig – und da mußte der Mann – denn doch lachen.

      »Äußerst beruhigend für mich, meine Dame. Doch du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es dir auf dem Fest gefallen hat.«

      »Einfach fabelhaft war es. Getanzt habe ich – olala! Eigentlich bin ich dir böse, daß du so schnell verschwandest. Warum denn nur?«

      »Weil ich mich unter euch Grünzeug reichlich sonderbar ausgenommen hätte.«

      »Grünzeug?« empörte sie sich. »Es gab Abiturientinnen darunter, die zweiundzwanzig Jahre zählen.«

      »Immer noch zu jung für meine achtunddreißig, mein Fräulein.«

      »Ansichtssache«, meinte sie wegwerfend. »Eine neunzehnjährige Bekannte von mir hat kürzlich einen Fünfzigjährigen geheiratet. Und mein Vater war auch dreißig Jahre älter als meine Mutter. Trotzdem haben sie gut zueinander gepaßt.«

      »Das mußt du ja wissen, du Küken«, amüsierte er sich – und da war sie beleidigt.

      »Küken – wenn ich so was schon höre. Doch jeder, wie er kann, mein würdiger Herr.«

      Sie griff zur zweiten Zigarette. Während er ihr Feuer reichte, stellte er die Frage: »Wieviel der schädlichen Dinger rauchst du eigentlich so am Tag, Ebba?«

      »Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde eine stattliche Anzahl zusammenkommen. Aber bei meinem ärmlichen Taschengeld muß ich mich leider bescheiden; denn zum Naschen soll ja auch noch etwas übrigbleiben.«

      »Was entschieden bekömmlicher

      für dich ist. Frauen, die viel rauchen, werden vor der Zeit alt, meine Kleine.«

      »Da frage ich viel danach«, schürzte sie verächtlich die Lippen. »Ich tue, was mir gefällt.«

      »Wohl dir, daß du es kannst. Ich jedenfalls kann selten das tun, was ich gern möchte.«

      »Du sprichst genauso wie meine Mutter. Gräßlich! Wenn ich du wäre, dann wüßte ich, was ich täte.«

      »Was denn zum Beispiel?«

      »Och, da gibt es so vieles«, wippte sie mit den schlanken Beinen, deren Knie der Rock freigab. Die Augen blitzten ihn kokett an. »Schöne Reisen machen, mich amüsieren, alles mitnehmen, was so ein mondänes Reiseleben bietet.«

      »Und arbeiten?« fragte er sarkastisch dazwischen. »Wenn man nämlich nicht arbeitet, dann hat man auch nichts. Denn Menschen, die ohne einen Finger zu rühren so viel Geld besitzen, um unbekümmert ihrem Vergnügen nachgehen zu können, gibt es nur vereinzelt. Und da du zu denen nicht gehörst, wirst du ja wohl oder übel arbeiten müssen, um leben zu können…«

      »Hör schon auf«, winkte sie verdrießlich ab. »Ich weiß selbst, daß ich leider arbeiten muß – wenn ich nur wüßte, was. – Halt, ich hab’s!« fuhr sie lebhaft auf.

      »Gib mir in deinem Büro einen Posten, ja? Warum lachst du denn?«

      »Weil mich deine Forderung erheitert. Welcher Art soll die Stellung denn sein? Primadonnenposten habe ich nämlich nicht zu vergeben.«

      »Frecher Mensch!« funkelte sie ihr, empört an. »Ich bin dir ernstlich böse, verstehst du?«

      Die Tür knallte hinter ihr zu. Was der Mensch sich erlaubte, sich über sie lustig zu machen! Na warte, mein Herr, du sollst noch ganz zahm werden!

      *

      Ebba Runard begab sich jetzt in das reiche Haus der Wentrucks.

      Sie traf diese Freundin in ihrem Zimmer an. Brüsk legte sie vierzig Mark auf den zierlichen Schreibtisch, an dem Doritt saß.

      »Nun gib mir die Kette. Hast mir Unannehmlichkeit genug gemacht, mit deiner unverschämten Forderung. Meine alte Dame hat nicht wenig gejault, als sie meinen kahlen Hals bemerkte.«

      »Du hast ja eine nette Art, von deiner Mutter zu sprechen«, entgegnete das dunkelhaarige, sehr hübsche Mädchen kopfschüttelnd. »Ich werde es nie begreifen, wie diese vornehme, sensible Frau zu einer solch minderwertigen Tochter kommt! Mag der Armen schwer genug gefallen sein, dir auf den Hunderter noch vierzig Mark draufzugeben. Hat sie dir das Märchen mit dem Finderlohn geglaubt?«

      »Natürlich, meine Mutter glaubt mir alles«, prahlte Ebba, das sorgfältig verpackte Schmuckstück, das Doritt ihr reichte, nachlässig in die Handtasche schiebend.

      »Tu man nicht so, du lügst deiner Mutter auch oft etwas vor.«

      »Man immer langsam«, lachte Doritt. »Meine Mutter und sich was vorlügen lassen! Ich habe es wohl ab und zu versucht, erlebte jedoch jedesmal eine große Pleite. Von mir aus hätte ich dir ja das Geld geschenkt. Aber da ich über meine Ausgaben Buch führen muß, in das meine liebe alte Dame jeden Ersten einsieht, so wäre sie hinter das Geschenk gekommen und hätte mir mein Taschengeld auf einige Zeit entzogen oder es zum mindesten erheblich gekürzt, so daß ich nichts mehr an leichtsinnige Freundinnen verschenken könnte. Bei uns herrscht nämlich Ordnung und Sparsamkeit, mein Kind.«

      »Spießig – bei dem Reichtum«, meinte Ebba wegwerfend. »Was hast du davon,