Hernan Cortes

Die Eroberung Mexikos


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der angesehenen Familie in Palos, die zur ersten Reise des Kolumbus das Schiff »Niña« beigesteuert hatte. Seine Fähigkeiten scheinen nicht groß gewesen zu sein, denn er verlor so völlig die Orientierung, dass das Schiff wochenlang umherkreuzte, so dass Proviant und Wasser fast zur Neige gingen. Hinzu kam die Furcht, womöglich bei den Menschenfressern zu landen, aber in der höchsten Not erschien am Osterabend eine Taube und setzte sich auf den Mast, was für die gläubigen Spanier nichts anderes als ein Zeichen des Himmels war. Als die Taube weiterflog, folgte der Steuermann ihrer Richtung und sichtete nach wenigen Tagen Land. Er schwor, dass es das Kap Samaná auf Española sei, und soll gesagt haben: »Wenn es nicht stimmt, dann schlagt mir den Kopf ab und werft meinen Leib in den Kochkessel!« Nach wenigen Tagen lief das Schiff wirklich in den Hafen von Santo Domingo auf Española ein, aber groß war die Enttäuschung des Kapitäns Quintero, als er die vier anderen Schiffe sah, die bereits eingetroffen waren und ihre Waren auf den Markt geliefert hatten.

      Enttäuscht war sicher auch Hernán Cortés, als er erfuhr, dass der Adelantado (Statthalter und Oberrichter) Ovando nach Santiago abgereist sei, aber der Gubernialsekretär Medina nahm ihn freundlich auf, nicht zuletzt wegen der mitgebrachten Empfehlungsschreiben, und als der Gouverneur zurückgekehrt war, übertrug er seinem Schützling das Amt eines Ratsschreibers in der neugegründeten Stadt Azua. Cortés erhielt nach den Gesetzen der Konquista Land und Sklaven zugeteilt und verwaltete nun Amt und Gut fast sechs Jahre lang.

      KONQUISTADOREN OHNE GLÜCK

      Hernán Cortés war ein tüchtiger und gewandter Notar, der unter den besitzhungrigen Siedlern und besitzlosen Abenteurern reichlich zu tun hatte, aber Bernal Díaz, sein späterer Mitstreiter und bester Chronist der Eroberung Mexikos, berichtet auch, dass er es »munter mit den Frauen getrieben habe und deshalb mehrmals mit streitbaren Männern in Händel geraten sei«. Als Cortés schließlich das beschauliche Leben auf der Insel satt hatte und eine Konquista in Richtung der Landenge von Panama mitmachen wollte, musste er zurückbleiben, da er, wie Cervantes de Salazar berichtet, an schmerzhaften Bubonen in den Beinen litt, womit »Indianerfrauen ihre Besucher noch häufiger anstecken als Spanierinnen«.

      So verpasste Hernán Cortés noch zwei weitere Expeditionen, einmal die des verwegenen Konquistadors Alonso de Hojeda, eines Kampfgefährten von Kolumbus auf dessen zweiter Reise. Hojeda segelte im Jahr 1509 mit dreihundert Mann und zwölf Pferden zur Bucht von Maracaibo. Andauernde Kämpfe mit den Indianern, dazu Hunger und Seuchen rieben die Mannschaft immer mehr auf, bis Hojeda beschloss, heimwärts zu segeln. Das Schiff strandete jedoch bei Kuba, und nach einem langen, strapazenreichen Marsch über Land wurde er mit dem Rest seiner Mannschaft von einer Karavelle aufgenommen, die Pánfilo de Narváez befehligte, derselbe, der später eine verhängnisvolle Rolle gegen Hernán Cortés spielen sollte. Alonso de Hojeda starb bald nach seiner Rückkehr auf Santo Domingo in völliger Armut, so dass nicht einmal sein Begräbnis bezahlt werden konnte.

      Unterdessen war auch die andere Expedition, die Diego de Nicuesa mit siebenhundert Mann und sechs Pferden nach Darién unternommen hatte, völlig gescheitert. Cortés berichtet, dass der Kapitän eines Hilfsschiffes die letzten Überlebenden – vierzig Mann – »ausgetrocknet vom schlimmsten Hunger, schmutzig und scheußlich anzusehen« auffand. Nicuesa wurde mit seinen Schicksalsgenossen in eine Schaluppe gesetzt, die aber nie ihr Ziel erreichte. In diese Zeit fiel auch die Eroberung der Insel Puerto Rico, die Christoph Kolumbus bereits 1493 entdeckt hatte. Als dessen Sohn Don Diego Colón nach jahrelangen Bemühungen endlich seine Erbansprüche durchgesetzt und die Würde des Vizekönigs von Indien erhalten hatte, landete er im Juli 1509 mit einem großen Geschwader in Santo Domingo und brachte im Gefolge seiner Gemahlin auch einige junge Damen mit, die den Edlen der Inseln als Gattinnen zugedacht waren.

      Der Vizekönig gab nun den Befehl zur völligen Eroberung der Insel, die noch im gleichen Jahr mit solcher Härte durchgeführt wurde, dass von der eingeborenen Bevölkerung nur ein Rest überlebte. Auch diesmal reizte es Hernán Cortés noch nicht zu kriegerischen Taten und vermutlich interessierten ihn wohl mehr die adligen Damen des Gefolges, von denen er auch wirklich eine, Catalina Xuárez, später zur Frau nahm.

      Im Jahr 1511 beschloss der Vizekönig, die noch kaum besiedelte Insel Kuba völlig zu erobern, und er beauftragte mit dieser Aufgabe Diego Velázquez, einen der reichsten und angesehensten Männer aus seinem Gefolge. Als Velázquez mit dreihundert Mann nach Kuba übersetzte, war Hernán Cortés endlich dabei, jedoch nicht als Truppenführer, sondern als Sekretär und Berater des neuernannten Gouverneurs, wozu er sich zweifellos als Stadtsekretär und Notar von Azua qualifiziert hatte. An den kriegerischen Operationen nahm er nicht teil, aber er bewährte sich als Berater und Schatzmeister des Feldherrn. Bald traf von Jamaica zur Verstärkung eine Truppe von dreißig Bogenschützen unter Pánfilo de Narváez ein. In Begleitung Narváez’ befand sich Fray Bartolomé de Las Casas, der später als »Apostel der Indianer« einen leidenschaftlichen Kampf gegen die Sklaverei und Ausrottung der Eingeborenen führte.

      Narváez übernahm als Feldhauptmann anstelle des fettleibig gewordenen Velázquez die nicht allzu schwierige Eroberung der Insel, während der sechsundzwanzigjährige Cortés sich die Gunst des Gouverneurs in dessen Gefolge errang, wo er sich »verschlagen und vorsichtig zeigte, doch noch nicht so weise und tüchtig wie später unter schwierigen Umständen«, wie Las Casas berichtet. So war es gewiss recht unklug, dass Hernán Cortés sich auf die Seite der Gegner des dicken Gouverneurs schlug, der je nach persönlicher Gunst und aktueller Laune die Ländereien und Sklaven verteilte.

      Die heimlichen Feinde des Gouverneurs beschlossen, sich beim Obersten Gericht auf Española zu beschweren, und Cortés erbot sich, die Beschwerdeschrift dorthin zu bringen. Als er aber gerade im Begriff war, ein Boot zu besteigen, mit dem er die Meerenge zwischen Kuba und Haiti überqueren wollte, wurde er verhaftet und in Ketten gelegt. Nur der Fürbitte seiner Freunde hatte er es zu verdanken, dass der Gouverneur ihn nicht hängen ließ, wie es durchaus der Brauch war.

      Der verwegene Cortés blieb aber nicht lange im Gefängnis eingesperrt, »er zerbrach die Fesseln, entriss dem Wärter Schwert und Schild, ließ sich durch das Fenster hinab und floh in eine Kirche«, wie der Chronist Gomara, sein späterer Hauskaplan, berichtet. Er hielt es aber nicht lange in der kirchlichen Freistatt aus, und als der Frauenheld sich vor der Kirche mit Catalina Xuárez traf, einer der edlen Damen aus dem Gefolge der Vizekönigin, wurde er von einem Trupp Soldaten unter Juan Escudero überwältigt und gefangen genommen. Derselbe Escudero nahm sieben Jahre später an dem Eroberungszug nach Mexiko teil, wurde aber in Veracruz wegen Meuterei zum Tod verurteilt und gehängt.

      Der Gouverneur ließ den Gefangenen auf ein Schiff bringen, um ihn nach Española zu schaffen und dort vor Gericht zu stellen. Aber wieder brachte Cortés es fertig, die Fesseln zu brechen, er gelangte unbemerkt auf das Schiffsdeck, stieg in ein Boot und ruderte an Land. Hier begab er sich zu Juan Xuárez und erklärte ihm, dass er seine Schwester Catalina heiraten wolle. Klugerweise begab er sich aber wieder in den Schutz einer Kirche und wartete dort, bis Xuárez zwischen Velázquez, der eine Schwester Catalinas heiraten wollte, und dem zukünftigen Schwager Hernán Cortés Freundschaft gestiftet hatte. Der dicke Gouverneur, offensichtlich nicht allzu nachtragend, ließ sich versöhnen und seine Gunst steigerte sich später sogar noch, als er Taufpate bei einer Tochter wurde, die Cortés geboren wurde, wozu Las Casas allerdings bemerkt: »Ich weiß nicht, ob von seiner Frau oder nicht.« Velázquez begünstigte die Wahl seines Schwagers Cortés zum Bürgermeister und Stadtrichter von Baracoa, das wenig später Santiago genannt wurde. In dieser mit Ländereien und Sklaven reich dotierten Stellung verblieb Hernán Cortés nun sechs Jahre.

      Der Gouverneur von Kuba, Diego de Velázquez, suchte sich vom Vizekönig Don Diego Colón unabhängig zu machen. Er strebte danach, seine Stellung durch den spanischen Hof bestätigen zu lassen und damit unabsetzbar zu sein. Vorerst führte er auf Kuba den Hof eines mächtigen Fürsten und um Macht und Ansehen zu gewinnen versuchte er seine Herrschaft durch große Expeditionen in Richtung Festland zu erweitern und vor allem von den sagenhaften Schätzen jener Länder einen Großteil zu gewinnen.

      Er schickte, allerdings mit wenig Glück, zwei Expeditionen aus. Am 8. Februar 1517 segelte eine Flotte von drei Schiffen unter dem Befehl von Francisco Hernández