und das Schreiben geheim zu halten. Ordás erklärte Verdugo, der ein Schwager des Velázquez war, dass Cortés dem Statthalter treu ergeben sei, außerdem habe er zu viele Soldaten auf seiner Seite, die für ihn kämpfen würden. Die ganze Stadt könne in den Streit verwickelt und sogar von den aufgebrachten Anhängern des Cortés geplündert werden. Der Alkalde Verdugo ließ sich überreden, während Pedro Laso, einer der Kuriere, sich sogar der Expedition anschloss. Der andere Kurier wurde mit einem Schreiben an Velázquez zurückgeschickt, in dem es hieß, dass Hernán Cortés nichts anderes im Sinn habe, »als Gott, Sr. Majestät und insbesondere dessen kaiserlichem und königlichem Namen ihm, dem Statthalter, zu dienen«.
Velázquez versuchte jedoch noch einmal, Hernán Cortés abzusetzen. Er schickte an Pedro Barba, seinen Stellvertreter an der Südküste Kubas, und an seine Verwandten und Anhänger in der Flotte dringende Schreiben, in denen er sie beschwor, die Schiffe nicht auslaufen zu lassen und Cortés gefangen zu nehmen und nach Santiago zu bringen. Der Kurier Garnica hatte aber auch das Schreiben eines Paters von den Barmherzigen Brüdern an dessen Ordensbruder Bartolomé de Olmedo, der zum Geschwader gehörte, mitgebracht, worin dieser von allem unterrichtet wurde und sein Wissen an Cortés weitergeben konnte. So erreichte der Gouverneur nur, dass sich die Anhänger des Generalkapitäns umso fester um ihn schlossen. Der Unterstatthalter Pedro Barba konnte denn auch nur an Velázquez berichten, dass er es nicht wagen dürfe, Cortés gefangen zu nehmen, weil er zu mächtig und zu beliebt bei seinen Offizieren und Soldaten sei. »Cortés schrieb auch selbst an Velázquez all die schönen Worte und Versprechungen, die er so wohl zu formulieren wusste. Er versicherte ihn seiner treuen Anhänglichkeit und meldete ihm, dass er am folgenden Tag die Segel setzen werde.«
LANDUNG AUF COZUMEL UND YUCATÁN
Der Generalkapitän hatte es nun recht eilig, auf die Reise zu gehen. In wenigen Tagen wurden die Waffen in Ordnung gebracht, wobei die Schmiede in der Stadt alle Hände voll zu tun hatten. Schließlich schlug Cortés den Schmieden vor, die Expedition zu begleiten, worauf sie bereitwillig eingingen. Er schickte ein Schiff zu einem Dorf, das dem Gouverneur gehörte und in dem Brot gebacken und Fleisch eingesalzen wurde. Das Kommando hierzu übergab Cortés dem Haushofmeister Diego de Ordás, der im Namen des Gouverneurs Verfügungen treffen konnte, außerdem schaffte der Generalkapitän ihn so bis zur Abreise aus seiner Nähe, da er ihm nicht recht trauen mochte.
Am 10. Februar 1519, nach einer feierlichen Messe, lief die Flotte mit neun Schiffen aus. Zwei Schiffe, die mit Ordás und Alvarado vorausgeschickt worden waren, sollten sich am Kap San Antonio wieder mit dem Gros vereinigen. Die elf Schiffe hatten eine Bemannung von fünfhundertacht Offizieren und Soldaten und hundert Seeleuten. Sechzehn Pferde waren auf die Schiffe verteilt worden, ebenso zehn Bronzekanonen und vier Feldschlangen. Zu den Soldaten zählten zweiunddreißig Armbrust- und dreizehn Büchsenschützen, die Übrigen kämpften nur mit Schwert und Tartsche. Um keine Zeit zu verlieren, beschloss Cortés, die Musterung seiner Streitkräfte auf Cozumel vorzunehmen.
Am Kap San Antonio stieß Diego de Ordás verabredungsgemäß zur Flotte, aber Alvarado fand sich nicht ein. Sein Schiff mit sechzig Mann, zu denen auch Bernal Díaz gehörte, war geradeswegs zur Insel Cozumel weitergesegelt. Als Alvarado dort mit seiner Truppe an Land ging, flohen die Indianer und er konnte nur vierzig Hühner und einige ziemlich wertlose Schmuckstücke erbeuten, außerdem zwei Indianer und eine Indianerin gefangen nehmen.
Als Cortés kurz darauf mit seiner Flotte eintraf, ließ er den Steuermann Comacho in Ketten legen, während er Alvarado als den eigentlich Verantwortlichen nur mit der Bemerkung zurechtwies, das sei nicht das rechte Mittel, die Länder friedlich zu gewinnen. Er mochte den Draufgänger, der ihm noch häufiger große Sorgen bereitete, wohl nicht verärgern. Cortés ließ den Gefangenen die geraubten Dinge zurückgeben und beschenkte sie für die bereits verzehrten Hühner mit spanischen Hemden. Dabei diente Melchorillo als Dolmetscher, Juanillo war bereits gestorben. Am nächsten Tag fand sich der Kazike mit vielen Indianern ein, »und sie gingen alle so zutraulich mit uns um, als wenn sie uns ihr ganzes Leben schon gekannt hätten. Cortés hatte aber auch den strengsten Befehl gegeben, ihnen nicht das geringste Leid zuzufügen. Überhaupt fing er auf dieser Insel sein Werk bereits kräftig an und der Herr gab auch seinen Segen dazu.«
Cortés hatte von den Eingeborenen mehrfach das Wort »Castilan« gehört, und er erfuhr schließlich durch den Dolmetscher, dass sich zwei spanische Gefangene als Sklaven bei einem Kaziken im Landesinnern befänden. Unverzüglich schickte er nun ein Schiff unter Diego de Ordás an die Festlandsküste und ließ indianische Boten mit Schreiben an die Gefangenen ins Land gehen. Tatsächlich wurden die beiden Spanier entdeckt, aber während der eine, Gerónimo de Aguilar, zur Heimkehr bereit war, erklärte der zweite, er habe eine Frau und drei Kinder und gelte im Krieg als Anführer, außerdem sei sein Gesicht auf indianische Weise entstellt, er wolle also lieber im Land bleiben. Als Aguilar nun an der Küste anlangte, war Ordás bereits mit seinem Schiff zurückgekehrt, aber es gelang dem Heimkehrer, mit einem Boot die Flotte bei Cozumel zu erreichen.
Gerónimo de Aguilar war acht Jahre zuvor nach einem Schiffbruch mit fünfzehn Männern und zwei Frauen an diese Küste verschlagen worden. Die meisten seiner Gefährten wurden den Göttern geopfert oder erlagen später den Mühsalen des Sklavenlebens. Mit dem nun endlich befreiten Spanier hatte Cortés aber einen tüchtigen Dolmetscher gewonnen, der sich noch über die Maßen bewähren sollte.
Im März 1519 lief die Flotte aus, um in den Golf von Mexiko zu segeln, aber schon am ersten Tag gab das Schiff des Escalante Notsignale und kehrte um. Da es mit Kassavebrot beladen, also für die Expedition sehr wichtig war, ließ Cortés die ganze Flotte nach Cozumel zurückkehren. Dort wurde das Schiff in vier Tagen ausgebessert.
Als die Flotte wieder ausgelaufen war, erreichte sie die Bucht, an der Aguilar gelebt hatte. Er sagte, die Eingeborenen besäßen Gold, wenn auch nicht allzu viel, und er wolle die Spanier dorthin führen, aber Cortés lachte über seinen Vorschlag und meinte, dass er »wegen solcher Lappalien nicht ausgezogen sei, sondern zum Dienste Gottes und des Königs«. Er entsandte darauf den Hauptmann Escobar mit einem kleinen Schiff in die Bucht, um zu erforschen, ob sie sich zur Ansiedlung eigne und ob die Jagd wirklich so gut sei, wie Grijalva und seine Leute berichtet hatten. Es stimmte.
Eine Woche später, am 12. März 1519, lief die Flotte in die Mündung des Tabasco ein. Grijalva soll hier friedliche Einwohner angetroffen haben, aber nun zeigten sie sich äußerst feindlich. Wie die Spanier später erfuhren, waren sie von den Nachbarstämmen als Feiglinge verhöhnt worden und nun wollten sie diesen Makel löschen. Aguilar gab sich alle Mühe, die am Ufer versammelten Krieger zum Friedensschluss zu bewegen, aber sie drohten mit ihren Waffen und machten einen fürchterlichen Kriegslärm mit ihren Muschelhörnern und Kriegspauken. Die Spanier landeten trotzdem mit ihren Booten und den kleineren Schiffen, aber das Ufer war seicht und schlammig, so dass Cortés einen seiner Schuhe steckenlassen musste. Mit Mühe gelangten sie an Land, doch Cortés ließ noch nicht angreifen, »und wie er alles gern in gehöriger Form verrichtete, ließ er die Einwohner durch den königlichen Sekretarius Diego de Godoy auffordern, uns an Land gehen zu lassen.« [Bernal Díaz]
Es kam jedoch gleich zu einem erbitterten Kampf, wobei die Indianer unaufhörlich schrien: »Al Calachoni! Schlagt den Hauptmann tot!«, während die Spanier mit ihrem Feldgeschrei »Santiago!« antworteten und die Feinde bis zur nächsten Ortschaft zurückschlugen. Hier ließ Cortés haltmachen, um in aller Form Besitz von dem Land zu nehmen, und der Sekretarius nahm alles zu Protokoll. »Nur Velázquez’ Parteigänger waren mit dieser Formalität nicht zufrieden, da der Statthalter darin mit keinem Wort erwähnt worden war.« [Bernal Díaz]
Als am nächsten Morgen Melchorillo als Dolmetscher und Unterhändler ausgeschickt werden sollte, war er verschwunden. Er hatte seine spanische Kleidung, wohl das Einzige, was er vom Christentum angenommen, an einen Baum gehängt und war zu seinen Stammesgenossen übergelaufen. Cortés ließ die Pferde an Land schaffen, und als die spanischen Soldaten von einer wohl dreihundertfachen Übermacht angegriffen wurden und sich kaum noch halten konnten, attackierte er an der Spitze der Reiter die Indianer im Rücken, und alle ergriffen vor diesen unbekannten vierbeinigen Ungeheuern die Flucht, umso eiliger, als auch der tüchtige Stückmeister