die eisigblickenden Flammenaugen zugleich, und im auflodernden Zorne verlöschte ich sie in dem Madonnengesicht... Und jetzt halte ich die spöttische Sphinx an meinem Herzen – beseligende Wandlung! Sie will mein sein in sanfter Hingebung – ob aber auch in allem, Mercedes?«
Er ließ plötzlich die Arme sinken und trat unter einem tiefen Atemzug von ihr weg. »Das muß erst noch gesagt werden – ich kann mir nicht helfen! ... Du wohnst in einem Zauberschloß, schwimmst in feenhaftem Luxus und bist gewohnt, mit vollen Händen dein Gold in die Welt zu streuen. So tief und wahr, so heiß ich dich liebe – Eines müßte uns scheiden: sofern du gewillt bist, in diesem einen Punkt Donna de Valmaseda zu bleiben –«
»Du irrst,« unterbrach sie ihn mit sanftem Lächeln und ergriff seine Hand. »Ich werde kein anderes Brot essen als das meines Eheherrn, und nur die Kleider tragen, die er mir gibt. Dafür will ich die fürsorgende Hausfrau des Schillingshofes sein, die selbst tätig ist, um das Heim nach deinem Sinn behaglich zu gestalten – frage die gute Birkner, ob ich nicht bereits ein wenig Begabung dafür gezeigt habe! ... Aber freilich in einem Punkt will ich auch höher hinaus, Arnold! Ich möchte auch die Künstlerfrau sein, die hier zu jeder Stunde Zutritt hat, mit der du über deine Ideen und Entwürfe sprichst – bin ich einmal die Frau eines berühmten Mannes, dann muß ich mir auch mit gerechtem Stolze sagen dürfen, daß ich auch geistig neben ihm auf seiner Bahn schreite –«
Weiter kam sie nicht. Mit einem wahren Aufjauchzen zog er sie wieder an sich und verschloß ihr den Mund.
»Gehen wir jetzt in unser künftiges Heim!« sagte er. »Ich bin heute in aller Morgenfrühe angekommen und habe längst gesehen, wie du mich und mein Wesen aus meinen Briefen verstanden hast.«
Er schloß das Glashaus auf, und sie traten hinaus in den Garten und schritten durch die Platanenallee, die schon auf so viel wechselndes Glück und Leid herabgesehen ... Und sie sprachen von José und Paula, von der Majorin und Lucile – und in diese Mitteilungen hinein sagte Donna Mercedes mit strahlenden Augen: »Aber nach der Villa gehen wir alle Tage, müssen doch nach den Kindern und der Großmama sehen... Wenn du deine Arbeit müde wegschiebst, dann wandern wir hinaus – dann bist du aber auch mein Gast –«
»Ja wohl – bei einem einfachen Abendbrot –«
»Einem selbstverständlich ›einfachen‹ Abendbrot auf der Terrasse... Ich habe auch einen kostbaren Schatz draußen; der bleibt aber für immer dort in meinem Salon. Ich wette, er zieht dich – hast du ihn erst gesehen – weit mehr noch hinaus als jetzt deine Braut –«
»Erlaubst du, daß ich zweifle?«
»Nein – du wirst sehen!«
Er lachte heiter auf und führte sie die Freitreppe des Säulenhauses hinauf. Und jetzt taten sich die Türflügel, wie durch Zauberhand berührt, weit auf.
Die Hausmamsell und Hannchen traten feierlich aus der Tiefe der Flurhalle, und über das Gesicht der »guten, alten Birkner« flossen Freudentränen. Sie trug eine schöne neue Haube, die ihr Arnold – wollt' ich sagen »der gnädige Herr« – von der Reise mitgebracht hatte, und statt des eingelernten Glückwunsches, von dem kein Laut über die zuckenden Lippen wollte, zeigte sie nur stumm auf den blumenbestreuten Weg, der durch den Korridor nach der Treppe lief, auf den frischen Girlandenschmuck, in dem die Wände der Flurhalle prangten.
»Meine Birkner hat einen wahren Kassandrablick,« sagte Baron Schilling schelmisch, und doch mit einer tiefen Ergriffenheit kämpfend. »Sie hat gewußt, daß um diese Stunde eine Braut einziehen wird.« – Und ohne weiteres seinen Arm um die kleine, runde Person schlingend, küßte er sie herzlich auf die Wange, wie er oft als Knabe getan, da sie ihm alles gewesen, Mutter, Pflegerin und Vertraute, die zwischen ihm und dem strengen Vater stets vermittelte...
Nicht in ihre künftigen Zimmer, die schönen Salons, die an die Terrasse stießen, führte er die Braut zuerst; die Türen des großen Mittelsaales waren weit zurückgeschlagen – auch hier bedeckten Blumen das Parkett, lagen zu Füßen der markigen Gestalten mit den viereckigen Köpfen, der alten Ritterlichen, welche die gewundenen und vergoldeten Rahmen füllten; und das Bild des alten Freiherrn Krafft von Schilling war mit Fichtengrün und Eichenlaub umkränzt.
Sein Sohn umfaßte das schöne, schlanke Weib an seiner Seite und trat vor die achtunggebietende Soldatengestalt, die mit feurig sprühendem Blick auf die Nahenden herabsah. »Da ist sie, Vater – Lucians Tochter!« sagte er so ernst feierlich, als könne die kräftig schöne Hand dort oben, deren Segen er wünschte, sich in der Tat über ihn hinstrecken. – »Die Opferung des armen Isaak ist tausendfältig gut gemacht – bist du zufrieden?«
Draußen, jenseits des Eisengitters, strömte der Menschenverkehr auf und ab. Man lauschte durch das kunstvolle Gittergeflecht und ließ den Blick immer wieder bewundernd über den herrlichen Bau des Säulenhauses hinfliegen – aber niemand ahnte, daß soeben wunderbar verschlungene Ereignisse und Schicksale ihren glücklichen Abschluß gefunden hatten »im Schillingshofe«.
Das Eulenhaus