nun floß die Rede und trug weiter, und die alte Frau legte sich keine Hemmung an.
»Mein Lamprecht sagte mir, daß wir unverbrüchlich schweigen müßten, der Geheimrat habe es ihm befohlen – später befahl er selbst es auch noch mir, als du zu mir kamst. – Solchem Befehl zu widerhandeln, hätte meinem Mann die Stellung und mir später vielleicht das bißchen Pension gekostet – und dich hätte er mir nicht gelassen. – Das Finanzielle nahm der Geheimrat alles in die Hand. Es muß ihn ziemlich was gekostet haben. Und deine Mutter bekam obendrein noch Pension. Na, und wie er für dich sorgte, weißt du selbst am besten. Mein Lamprecht glaubte immer: das sei alles wegen deiner Mutter – die hätte er wie ’ne Heilige verehrt. Gerade so große Männer haben ja manchmal irgend einen geheimen Idealismus – und in jenen Tagen ist es ihm auch mal so entfahren, er hat zu meinem Lamprecht gesagt: ohne die Frau wär’ ich ’n rauher Autokrat geworden. – Ja Kind – nun weißt du es! Aber – o Gott, wenn du mich an ihn verrätst!« jammerte sie.
»Ich habe versprochen, zu schweigen,« sprach Klara, »nimm das für einen Schwur.«
Die alte Frau hörte die tonlosen Worte – aber zugleich blitzte durch ihre Erregung ihr kleines Altweiberinteresse am Nebenmenschen.
Sie hörte nämlich Schritte treppab kommen und sich durch den Flur der Haustür nähern.
Mechanisch – es trieb sie – war sie, husch, wieder am Fenster.
»Der Freiherr von Marning!« flüsterte sie wichtig.
Da ging Klara hinaus. In ihrem Zimmer stand sie noch minutenlang ...
Sie starrte ins Unbestimmte, sah nicht draußen den Hof mit dem zu hoch aufgeschossenen Lindenbaum und seiner sperrigen Krone, darin der Abendschein Goldglanz entzündet hatte, während unten der schwarze Stamm und die rotbraun gestrichene Stalltür, die seine Linie überschnitt, in melancholischem Schatten lagen ...
Sie sah ein mächtiges graues Haupt und blitzende Herrenaugen ...
Sie wandte sich, blickte im Zimmer umher – ihre Augen blieben an der Uhr hängen – die gelbbronzene kleine Pendelscheibe, eine starke Handbreit unter der größeren gelbbronzenen Zeigerscheibe, ging hin und her und her und hin zwischen den Alabastersäulen, und der kleine Amor von weißem schimmernden Stein fiedelte sein fröhliches stummes Liebeslied ...
Nun schlug die Uhr siebenmal, hell und klingend.
Es war, als habe der letzte Ton Klaras Haltung getroffen und zerschlagen ...
Sie legte die Hände vors Gesicht und weinte – weinte.
Was hatte er alles getan – für sie und ihre Mutter!
Wie ihm jemals genug danken!
»Wenn ich doch sterben könnte, um ihm damit Gesundheit zu erkaufen!«
Aber sie wußte wohl, auf solchen Austausch läßt sich das Schicksal nicht ein.
Wie ihm jemals genug danken?
Ein Leben reichte dazu nicht aus. – Mit welch heißer Freude würde sie es für ihn hingeben.
Ihr ganzes Wesen war wie durchglüht von der Begierde, sich für ihn opfern zu dürfen.
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