Scarlet Wilson

Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller


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      »Also kein Schürzenjäger.«

      »Definitiv nicht.«

      Molly sah ihn erheitert an. »Aber du hast mich angesprochen.«

      »Wie hätte ich dich sonst kennenlernen sollen?«, rechtfertigte sich Harry. »Möchtest du tanzen?«

      »Später.«

      »Ich hole uns was zu trinken«, schlug Harry vor.

      »Okay.«

      »Pina Colada?«, fragte er.

      Sie nickte. »Einverstanden.«

      Damit begann für Molly Stone die schönste, aufregendste und unvergesslichste Party ihres Lebens, und danach erlaubte sie Harry Baxter, sie nach Hause zu fahren und ihr zum Abschied einen ersten, berauschenden Kuss zu geben, der ihr Blut ungemein in Wallung brachte und dem seither viele wunderbare Küsse gefolgt waren.

      *

      Molly Stone ging durch den schmalen, gepflegten Vorgarten, in dem sich langsam eine kleine bunte Windmühle mit weißen Flügeln drehte, schloss die Haustür auf, winkte Harry noch einmal kurz, er winkte zurück, und nachdem sie das Haus betreten und die Tür geschlossen hatte, fuhr er weiter. Ein verträumtes Lächeln umspielte Mollys wohlgeformte Lippen, während sie aus ihren Schuhen schlüpfte. Komm gut heim, Harry, dachte sie zärtlich. Morgen sehen wir uns wieder. Ich freue mich schon darauf.

      Dass sich nicht weit von ihrem Haus entfernt ein Fahrzeug von der Bordsteinkante löste und Harrys Wagen folgte, bekam sie nicht mit.

      Wenn sie es bemerkt hätte, hätte sie sich Sorgen um ihren Liebsten gemacht. So aber ging sie ahnungslos durchs Haus und wurde von Johnny, ihrem dicken, schwarzen Kater schnurrend begrüßt.

      Sie verwöhnte ihn mit ein paar sanften Streicheleinheiten. Er strich miauend um ihre schlanken Beine und rieb seinen Kopf daran.

      »Ja, ja«, sagte sie zärtlich. »Ist ja schon gut. Du tust ja so, als hättest du mich seit Wochen nicht mehr gesehen. Ich war doch bloß ein paar Stunden weg.«

      Sie machte ihn mit einer Schüssel Trockenfutter glücklich und ging dann nach oben. In längstens zehn Minuten würde auch Harry zu Hause sein.

      Er wohnte ja nicht weit von hier, hatte ein sehr kleines Nest, das er scherzhaft als »Wohnklosett mit Kochnische« zu bezeichnen pflegte.

      Seine Eltern waren geschieden. Die Mutter lebte mit ihrem zweiten Ehemann in Birmingham, der Vater allein in Hull. Seit Harry mit Molly zusammen war, träumte er immer intensiver von einem hübschen Häuschen im Grünen. Er arbeitete als freiberuflicher Grafiker für mehrere Buchverlage und Werbefirmen, war gut im Geschäft und sehr gefragt. Trotzdem reichte das Geld noch nicht, um den Traum vom eigenen Haus wahr werden zu lassen, aber irgendwann würde Harry genug gespart haben, um ihn zu verwirklichen – und bis dahin … Nun ja, träumen darf man ja. Und sich ausmalen, wie schön es eines Tages sein wird.

      Auf Mollys Nachttisch stand ein gerahmtes Foto von Harry. Sie nahm es in die Hand, drückte einen innigen Kuss auf das kalte Glas und flüsterte: »Ich hab dich sehr, sehr lieb, Harry. Und ich bin wahnsinnig gern mit dir zusammen. Eines Tages werden wir Kinder haben – einen Jungen und ein Mädchen – und eine rundum glückliche Familie sein.«

      Eines Tages hatte sie gesagt. Aber hatte sie noch so viel Zeit? Hatte das Schicksal nicht andere Pläne mit ihr? Pläne, von denen sie heute noch nichts ahnte? Pläne, die mit dieser unheimlichen Gestalt am nächtlichen Weiher zu tun hatten?

      *

      Harry Baxter fuhr nach Hause, ohne dass ihm der Wagen, der ihm folgte, auffiel. Er schwebte einmal mehr auf Wolke sieben.

      Das tat er immer, wenn er mit Molly zusammen gewesen war. Er hatte vor ihr schon einige andere Freundinnen gehabt, aber so rasend glücklich wie Molly Stone hatte ihn noch keine gemacht.

      Sie war die ideale Partnerin für ihn. Keine andere passte besser zu ihm. Deshalb konnte er sich ein Leben ohne sie auch nicht mehr vorstellen. Seine Eltern waren nicht zusammen geblieben. Die hatten eben nicht ganz so perfekt zueinander gepasst.

      Aber ihm würde das nicht passieren. Er würde mit Molly ein ganzes Leben lang glücklich sein, das wusste er mit absoluter Sicherheit.

      Er bog in die Straße ein, in der er wohnte. »Sein« Parkplatz, direkt vor dem Haus, war heute besetzt, aber dafür war ein anderer frei.

      Die paar Schritte … Null Problemo, dachte Harry.

      Während er die Stufen zu seiner Miniaturwohnung hinaufstieg, umrundete jemand draußen seinen Wagen. Und nicht nur das …

      Kurze Zeit später betrat die schwarz gekleidete Person das Haus, in dem Harry Baxter wohnte, sah sich im Erdgeschoss die an der Wand hängenden Briefkästen an und schlich dann nahezu lautlos durch die Stille des alten Hauses. Alle Mieter schliefen.

      Nur Harry Baxter war noch wach. Er ging vergnügt pfeifend in seiner engen Bleibe hin und her und bereitete sich aufs Zu-Bett-Gehen vor.

      Die Klappe des Wohnungstürschlitzes bewegte sich, ohne dass Harry es mitbekam. Jemand drückte sie lautlos nach innen. Ein dunkles, glänzendes Augenpaar blickte hindurch und verfolgte Harrys Beine.

      Als Harry Baxter im winzigen Bad verschwand, glitt etwas Weißes durch den Briefschlitz, fiel lautlos auf den Boden und blieb da unbemerkt liegen.

      *

      Molly Stone drehte sich fortwährend im Bett hin und her. Meine Güte, ich bin ja das reinste Perpetuum mobile, dachte sie ärgerlich. Wieso kann ich heute nicht einschlafen? Ich habe doch sonst niemals Schwierigkeiten damit. Hängt es mit diesem seltsamen Kerl zusammen, der uns belauscht und beobachtet hat? Wie viel hast du bekloppter Spanner mitbekommen? Bist du auf deine Kosten gekommen, ja? Grundgütiger, wie krank muss man im Kopf sein, dass man gezwungen ist, so etwas zu tun? Eigentlich sollte ich dich armes Schwein bedauern, aber ich habe kein Mitleid mit dir. Tut mir leid. Ich kann dich nur verachten.

      Irgendwann schlief Molly dann doch ein. Aber die Nacht war natürlich viel zu kurz, und als der Radiowecker frühmorgens mit grausamer Heiterkeit – und auch noch viel zu laut – loslegte, hätte sie ihn am liebsten aus dem Fenster geworfen.

      Sie kam fast nicht aus dem Bett, und dann ging ihr auch noch nichts so glatt wie gewohnt von der Hand. Eine Teetasse – zum »Glück« noch leer – rutschte ihr aus den Fingern und zerschellte auf dem Küchenboden.

      Der neue Haarföhn streikte aus einem unerfindlichen Grund und Molly musste reumütig ihren alten aus dem Keller holen, wo er schon zum Entsorgen bereit gelegen hatte. Jetzt war sie froh, dass sie ihn nur zwischengelagert und nicht schon weggeworfen hatte.

      Selbstverständlich kam sie atemlos, aber trotzdem zu spät ins Büro, und kaum hatte sie an ihrem Schreibtisch Platz genommen, schoss es ihr heiß durch den Kopf, dass sie vergessen hatte, Johnny zu füttern.

      Sorry, mein Kleiner, dachte sie schuldbewusst. Bitte sei mir nicht böse. Du musst dir vorläufig ein paar Mäuse fangen. Tut mir wirklich sehr, sehr leid. Frauchen macht es mit einer besonders leckeren Sonderration wieder gut, wenn es heimkommt. Versprochen.

      Hetty Page – Mollys dralle, rothaarige, sommersprossige Kollegin – erkundigte sich: »Ist alles in Ordnung?« Sie sah irgendwie »abgepackt« aus, kaufte ihre Klamotten immer zu klein.

      Molly atmete schwer aus. »Ich hoffe es.«

      »Du weißt es nicht?«

      Molly seufzte. »Hab sehr wenig Schlaf bekommen.«

      »Das sieht man.«

      Molly wackelte mit dem Kopf. »Vielen Dank.«

      »War nicht böse gemeint«, sagte Hetty Page wohlwollend. Ihr Busen machte reichlich Druck auf die ­kleinen Blusenknöpfe. Wie lange würden sie dieser enormen Belastungsprobe wohl standhalten? »Ich bin nicht nur deine Kollegin, sondern auch deine Freundin«, ergänzte Hetty. »Ich darf so etwas sagen. Oder etwa nicht?«

      »Schon«, antwortete Molly Stone.