Иоганн Вольфганг фон Гёте

Goethe und Werther: Briefe Goethe's, meistens aus seiner Jugendzeit


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damaligen Zeit; zuweilen ein offenstehender Käficht, aus dem ein Vogel entfliegt. Nach seiner Reise in Italien hat er zuweilen mit Gemmen gesiegelt, mit einem Sokrateskopfe, einer Minerva, einem Löwen u.a.m. Auffallend sind die Abweichungen von der allgemein üblichen Orthographie, wie die untenstehenden Briefe, die genau nach den Originalen abgedruckt sind, uns zeigen. Eigenthümlich, auch in den geringsten seiner Handlungen, oder, wie er von sich selbst sagte, „grillenhaft,“ gab er nichts darum, den Bau der Worte mit anderen gemein zu haben. Auch in den grammatischen Formen hat er unbekümmert sich der im gemeinen Leben üblichen bedient. Manches hierin ist auch erst nach jener Zeit allgemeine Regel geworden. Nach und nach sehen wir ihn später dem allgemeinen Gebrauch sich bequemen.

      Jene unbefangene Freiheit eines durchlebten Verhältnisses, in welcher er, nach wechselnder Stimmung des Augenblicks, sich dem wechselnden Ausdruck hingab, hat auch die Mannigfaltigkeit der Formen erzeugt, unter denen er in den Briefen sich selbst Kestnern gegenüber stellte; bald nennt er ihn „Sie,“ bald „Du,“ bald „Ihr“ und den Primaner, Hans, Lottens jüngeren Bruder, im Style jener Zeit, oft sogar „Er.“ Auch hat Kestner es vollkommen natürlich gefunden, daß Goethe, in den wenigen an Lotte selbst gerichteten Briefen, sich eine Freiheit erlaubte, die, nach den damaligen Begriffen der Schicklichkeit, Kestner selbst sich nicht nehmen konnte, sie zuweilen „Du“ zu nennen; daß er, der ungewöhnlich, seltsam, kühn in allem, was er that und sprach, der Aller Liebling war, den Namen, der ihm ein Gedicht, den in dem Tone der Natur zu nennen, er als den einzigen Ersatz für unaussprechlichen Mangel ergriff, nicht in der absurdesten Form conventionellen Respekts der Societät aussprach. Und im Schreiben, wissen wir, gibt es kein Erröthen und keine Verlegenheitsmienen.

      So sehr nun Kestner, den Schmerz des Freundes ehrend, sich auch in seinen überhäuften Geschäften, den Briefwechsel mit ihm aufs eifrigste angelegen sein ließ, während Lotte, die zum Schreiben damals nicht Zeit hatte, ihm durch Kestnern erbetene Gedächtnißgaben sandte, waren diese Mittheilungen doch nie genügend für den Abwesenden. In jedem Augenblicke wollte er des ununterbrochenen Verkehrs mit der Familie bewußt sein, und so sehr bedurfte er es zu seiner Ruhe, mit allen Gliedern der Familie im besten Vernehmen zu bleiben, daß es ihn sogar drückte, von Lottens jüngerer Schwester, Sophie, einem Kinde, über ein kleines Mißverständniß, welches eine völlige Kinderei war, noch keine Verzeihung erhalten zu haben (Nr. 16).

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