Scott Meyer

ABENTEUER LASS NACH


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wirklich stolz auf dich sein.«

      »Bin ich«, sagte Todd.

      »Also dann, warum sind wir hier?«, fragte Philip.

      »Tja, das ist es ja. Ich habe darüber nachgedacht, und mir ist klar geworden, dass es zwar für mich die beste Rache gewesen sein mochte, von euch aber keiner etwas davon wusste. Und mal ehrlich, was für eine Art Rache soll denn das sein, wenn die Leute, an denen man sich gerächt hat, keinen blassen Schimmer haben, dass man sich gerächt hat? Das hat an mir genagt. Also habe ich beschlossen, zurückzukommen und euch allen zu sagen, dass ich mich bestens gerächt habe.«

      »Das hast du ja dann jetzt getan«, attestierte Philip ihm.

      »Ja«, stimmte Todd zu. »Und dann dachte ich mir, wenn ich schon mal mit euch Kontakt aufnehme, warum nicht gleich die andere Art Rache ausprobieren, nur so zum Vergleich.«

      »Ah. Ich verstehe«, sagte Philip.

      »Ja«, fuhr Todd fort. »Da habe ich nicht den geringsten Zweifel. Also, hört mal her. Euch Trotteln ist ja mittlerweile klar, mit Magie kommt ihr aus der Sache nicht raus, und wie wir alle wissen, werdet ihr sehr bald Hunger und Durst bekommen. Was euch vielleicht noch nicht klar ist, ihr werdet niemals von dem Felsen runterkommen, auf dem ihr da steht, bis ihr die Fragen des Eremiten beantwortet. Ihr solltet also besser mal damit anfangen.«

      »Und dann?«, erkundigte sich Gary. »Wirst uns einfach dabei zuschauen, wie wir durch dein kleines Labyrinth rennen, und dich amüsieren?«

      Todd bejahte: »Du hast das Konzept erfasst. Klein ist das Labyrinth allerdings nicht gerade. Es ist ein rundum episches Abenteuer, voller Mühsal, Ungemach und Gefahren.«

      »Und du hast es gebaut, um uns damit zu quälen?«, fragte Tyler.

      »Ich habe es entworfen, aber die meiste Arbeit haben Praktikanten erledigt. Sie dachten, sie arbeiten an einem Spiel. Es ist verblüffend. Die machen alles, was du von ihnen verlangst, solange sie glauben, es hilft ihnen dabei einen Job als Spieledesigner zu ergattern. Es ist verblüffend, was Leute für dich tun, wenn du ihnen nur etwas falsche Hoffnung gibst. Sie haben sich wirklich selbst übertroffen. Ich kann’s kaum erwarten, dass ihr es zu sehen bekommt. Ihr solltet langsam in die Gänge kommen.«

      Todds Fenster verschwand.

      Der alte Mann sagte: »Ich sehe euch an, dass ihr Männer voll Heldenmut seid. Welcher unter euch wird seine Gefährten bei diesem Abenteuer anführen?«

      Die Zauberer sahen einander an und Philip stellte fest: »Ich schätze, das werde ich sein.«

      »Gut«, sprach der alte Mann. »Und wer soll dein Stellvertreter sein, solltest du fallen?«

      Philip betrachtete die anderen Zauberer und überlegte, wer das Kommando übernehmen sollte, für den Fall, dass es ihn erwischen sollte. Seine Wahl wäre auf Tyler gefallen, doch Tyler würde Jimmy möglicherweise töten. Wenn er Jimmy wählte, würde Tyler ihn selbst töten, und Philip hätte dafür vollstes Verständnis. Gary kam fast genauso wenig infrage wie Jimmy. Damit blieb nur eine Alternative übrig.

      »Jeff«, traf Philip seine Wahl. »Jeff ist mein Stellvertreter.«

      Der alte Mann sagte: »Vortrefflich, so säumet nicht länger. Eure Mission wartet. Gelangt an das Erz, schmiedet die Waffe und bringt sie zur Schlucht des sicheren Verderbens, wo ihr die Prophezeiung erfüllen und den Auserwählten offenbaren sollt, den Mann, der frei sein wird.«

      »Warte, was für eine Prophezeiung?«, warf Tyler ein.

      Der alte Mann, vorprogrammierter Automat, der er war, fuhr einfach fort, von Tylers Einwurf unbeeindruckt.

      »Und so ihr wisset, welch Gefahr euch erwartet …«

      »Ja, ja, super. Gefahr. Ich hab‘s gehört. Was war das mit der Prophezeiung? Worum geht‘s da?«

      Der alte Mann sprach unbeirrt weiter. »… folgt eine Demonstration, drum verlasst diesen Ort und stellt Euch Eurem Schicksal, andernfalls sterbt einen feigen Tod.«

      »Nein, nein«, sagte Tyler mit beinahe ebenso großer Beharrlichkeit wie der alte Mann. »Wechsel nicht das Thema. Ich will mehr über diese Prophezeiung hören.«

      Jeff beugte sich näher zu Tyler. »Es ist nur eine Aufnahme, Mann.«

      »Klar«, gab Tyler ihm recht, »aber wir wissen, dass Todd zuhört, und er hat diesen Mist geschrieben.«

      Der alte Mann trat beiseite und präsentierte ihnen mit einer schnörkelreichen Geste die steinerne Brücke, die zum Wald führte, dann erstarrte er, gerade als es so aussah, als wolle er noch etwas. Über ihm blinkerte Todds Fenster wieder auf. Todd wirkte verärgert.

      »Ihr habt wichtigen Dialog zerquatscht«, quengelte Todd.

      »Wie wollt ihr denn kapieren, worum es geht, wenn Ihr nicht aufpasst?«

      »Dann sorg dafür, dass es sich lohnt aufzupassen«, schrie Tyler. »Du breitest nicht das gesamte Abenteuer vor uns aus und erwähnst dann, so ganz nebenbei, eine Prophezeiung. Du eröffnest mit der Prophezeiung, Mann! Dein Eremit müsste so was sagen wie ›Es steht geschrieben. Helden werden kommen. Mögt ihr dieselbigen sein?‹ Danach sagst du, was zu tun ist. Dann wären wir vielleicht bei der Sache. Du kannst nicht mit ›Es wird furchtbar‹ eröffnen und dann erwarten, dass wir vor Begeisterung mit den Hufen scharren, weil du ›Ach, übrigens, Prophezeiung!‹ noch hinterher schiebst. Das ist schlicht schlampige Erzählweise.«

      »Ach ja«, stichelte Todd, »das hatte ich ganz vergessen. Du hast ja mal versucht, Schriftsteller zu sein, nicht wahr?«

      »Hey«, schrie Tyler. »Ich wurde publiziert!«

      »Die schlimmsten Bücher, die ich gelesen habe, waren alle publiziert«, gab Todd zurück. »Seht her, er hat doch gesagt, wenn ihr die mythische Waffe an einen bestimmten Ort bringt, wird der Auserwählte offenbart. Das ist eine Prophezeiung, oder nicht?«

      »Du hattest es nicht Prophezeiung genannt.«

      Todd beharrte: »Es ist aber eine, und unterwegs werdet ihr mehr über sie herausfinden, alles klar?«

      »Tja, ich weiß nicht, ob ich das will«, klagte Tyler.

      Todd blickte einen Moment lang entgeistert drein und stammelte frustriert vor sich hin, bis er schließlich sagte: »Ihr habt den ganzen Erzählfluss unterbrochenen, weil ihr darauf herumgeritten seid, ich hätte euch nicht genug über etwas erzählt, von dem ihr jetzt behauptet, es wäre euch egal. Was hat denn das für einen Sinn?«

      »Was ich sagen will«, erläuterte Tyler, »ist, dass du dir diese Geschichte als Abenteuer für uns ausgedacht hast, du uns aber auch etwas liefern musst, das unser Interesse weckt, weil wir das Abenteuer sonst nicht erleben wollen.«

      Todd ließ sich das durch den Kopf gehen und lächelte. »Okay. Ein berechtigter Einwand. Ich weiß eure Anmerkungen zu schätzen. Ich sag Euch was, ich werde ein Stück zurückspulen – dann könnt Ihr dem alten Mann diesmal zuhören und erfahren, worauf er hinauswill. Dann komm ich noch mal vorbei und wir schauen, ob Ihr mit dem Herzen dabei seid.«

      Todds Fenster verschwand. Der alte Mann, der wie ein Standbild verharrt und in Richtung der steinernen Brücke gedeutet hatte, taumelte mit einem Mal zurück in seine ursprüngliche Haltung, seine Laterne hochhaltend und den Weg zu Brücke versperrend.

      Er gab die Worte von sich: »Vortrefflich, so säumet nicht länger. Eure Mission wartet. Gelangt an das Erz, schmiedet die Waffe und bringt sie zur Schlucht des sicheren Verderbens, wo ihr die Prophezeiung erfüllen werdet. Und so ihr wisset, welch Gefahr euch erwartet, folgt eine Demonstration, drum verlasst diesen Ort und stellt Euch Eurem Schicksal, andernfalls sterbt einen feigen Tod.«

      Der alte Mann trat beiseite und präsentierte ihnen abermals, wiederum mit schnörkelreicher Geste, die steinerne Brücke, die von dem schroffen Felsen runter und in den dahinterliegenden Wald führte.

      Die Zauberer warteten einen Moment lang ab, ob vom alten Mann noch mehr kommen würde, bekamen stattdessen aber nur ein entferntes