Оноре де Бальзак

Gesammelte Romane: 15 Romane in einem Band


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ihre Munition, alles Gute, was sie zum Abnehmen hatten, wirft sie zu Wasser, schlägt sie in den Bergen, beißt sie in der Luft, verschlingt sie auf der Erde und verwichst sie überall. Da kriegten die Truppen wieder Federn, weil der Kaiser, müßt ihr wissen, der auch ein kluger Mann war, sich die Einwohner kommen ließ und ihnen erklärte, daß er da wäre, um sie zu befreien. Da nun herbergten die Zivilisten uns und verhätschelten uns, und die Frauen auch, die sehr gescheite Weiber waren. Am Ende, im Ventôse 96, was zu der Zeit der heutige Märzmonat war, hatten wir uns in eine Ecke des Murmeltierlandes zurückgezogen, aber nach dem Feldzuge, da waren wir Herren von Italien, wie Napoleon es vorausgesagt hatte. Und im folgenden Märzmonde, in einem einzigen Jahre und in zwei Feldzügen bringt er uns vor Wien: alles war verprügelt. Drei verschiedene Armeen hatten wir hintereinander aufgefressen, und vier österreichische Generäle getötet, darunter einen, der weiße Haare, und der zu Mantua wie eine Ratte in den Strohsäcken geschwitzt hatte. Die Könige baten kniend um Gnade! Der Frieden war erstritten. Hätte ein Mensch das tun können? Nein. Gott half ihm, das ist mal sicher. Er teilte und teilte sich wie die fünf Brote des Evangeliums, befehligte tagsüber die Schlacht, bereitete sie nachts vor, daß die Schildwachen ihn immer kommen und gehen sahen, und schlief nicht und aß nicht. Damals, als der Soldat solche Wunder sah, nahm er ihn dir zum Vater an. Und vorwärts!

      Die anderen in Paris sahen das und sagten:

      ›Das ist ein Pilger, der seine Parole im Himmel zu empfangen scheint, er ist bedenklich kapabel, die Hand auf Frankreich zu legen, man muß ihn auf Asien oder Amerika loslassen, vielleicht wird er sich damit zufrieden geben!'

      Das stand für ihn wie für Jesus Christus geschrieben! Tatsache ist, daß man ihm Befehl gibt, in Aegypten Schildwache zu stehen. Da ist seine Aehnlichkeit mit Gottes Sohne. Das ist nicht alles. Er versammelt seine besten Kerle, die er besonders wütig gemacht hat, und sagt etwa folgendes zu ihnen:

      ›Meine Freunde, für den Augenblick gibt man uns Aegypten zu kauen. Wir wollen es aber im Handumdrehen hinterschlucken, wie wir es mit Italien gemacht haben. Die einfachen Soldaten werden Fürsten sein, die ihre eigenen Ländereien besitzen sollen. Vorwärts!'

      ›Vorwärts, Kinder!‹ sagen die Sergeanten.

      Und man kommt in Toulon an, dem Abfahrtshafen nach Aegypten. Damals hatten die Engländer alle ihre Schiffe auf See. Als wir uns aber einschifften, sagte Napoleon zu uns:

      ›Sie werden uns nicht sehen; und es ist gut, daß ihr von jetzt ab wißt, daß euer General einen Stern am Himmel besitzt, der uns leitet und schirmt!'

      Wie gesagt, so getan. Auf der Ueberfahrt nahmen wir Malta, wie eine Orange, um seinen Siegesdurst zu stillen; denn er war ein Mensch, der nicht sein konnte, ohne etwas zu tun. Wir sind also in Aegypten. Schön. Dort eine andere Weisung. Die Aegypter, wißt ihr, sind Menschen, die, seit die Welt Welt ist, gewöhnt sind, Riesen zu Herrschern und Heere, zahlreich wie Ameisen zu haben, weil es ein Land der bösen Geister und Krokodile ist, wo man Pyramiden, groß wie unsere Berge, gebaut hat, unter die sie den Einfall gehabt haben, ihre Könige zu begraben, um sie frisch zu bewahren: etwas, das ihnen überhaupt gefällt. Beim Ausschiffen sagte dann der kleine Korporal zu uns:

      ›Liebe Kinder, die Länder, die ihr erobern sollt, hängen einem Haufen Götter an, die man respektieren muß, weil der Franzose aller Welt Freund sein und die Leute schlagen soll, ohne sie zu placken. Rammt euch vor allem in den Dötz ein, nichts anzurühren: weil ihr nachher alles haben werdet! Und nun marsch!'

      Alles geht gut. Alle die Leute aber, denen Napoleon unter dem Namen Kebir Bonabardis, ein Wort ihrer Sprache, das soviel wie Sultan Feuerbrand heißt, geweissagt worden war, haben eine Teufelsangst vor ihm. Der Großtürke, Asien und Afrika nehmen nun ihre Zuflucht zur Zauberei und schicken uns einen Geist, namens Mody, von dem vermutet wurde, daß er vom Himmel herabgestiegen sei auf einem Schimmel, der wie sein Herr kugelsicher war, und die alle beide von der Luft der Zeit lebten. Es gibt welche, die ihn gesehen haben, ich aber habe keine Gründe, die euch das beweisen könnten. Die Mächte Arabiens und die Mamelucken wollten ihre Komißsoldaten glauben machen, daß der Mody imstande sei, sie vor dem Schlachtentode zu bewahren, unter dem Vorwande, er sei ein Engel, ausgesandt, Napoleon zu bekämpfen und ihm Salomos Siegel abzunehmen, eines ihrer Zaubermittel, das ihnen nach ihrer Behauptung von unserem General gestohlen worden war. Ihr begreift, daß man ihnen trotzdem die Zunge herausgestreckt hat.

      Ja, nun sagt mir, wo hatten sie etwas von Napoleons Pakt erfahren können? Ging das mit rechten Dingen zu? In ihrem Gemüte galt es für sicher, daß er den Geistern gehörte und sich mit einem Wimperzucken von einem Ort zum anderen begebe, wie ein Vogel. Tatsache ist, daß er überall war. Endlich, daß er ihnen eine Königin entführt hatte, schön wie der Tag, für die er alle seine Schätze und taubeneiergroße Diamanten geboten hatte; einen Handel, den der Mameluck, dem sie gehörte, obwohl er ihrer andere besaß, glatt abgeschlagen hatte. Unter solchen Umständen konnten die Angelegenheiten nur durch viele Kämpfe erledigt werden. Und daran fehlte es denn auch nicht; denn es hat Hiebe für jedermann gegeben. Wir haben uns damals in Schlachtordnung gestellt bei Alexandrien, bei Gizeh und unter den Pyramiden. Man mußte in der Sonne und im Sande marschieren, wo die Leute, die an Halluzinationen litten, Wasser sahen, das man nicht trinken konnte, und Schatten, bei dem man schwitzt. Doch nach unserer Gewohnheit verspeisten wir den Mamelucken, und alles beugte sich vor Napoleons Stimme, der sich des oberen und unteren Aegyptens und schließlich Arabiens bis zu den Hauptstädten der Königreiche bemächtigte, die nicht mehr vorhanden sind, und wo es Tausende von Statuen, die fünfhundert Teufel der Natur, und dann – eine Besonderheit – eine unendliche Menge Eidechsen gab, ein donnermäßiges Land, wo jeder seine Arpents Land, sofern er nur irgend mochte, haben konnte. Während er sich mit seinen Angelegenheiten im Innern beschäftigt, wo er die Idee hatte, großartige Sachen zu machen, verbrannten ihm die Engländer seine Flotte in der Schlacht bei Aboukir; denn sie wußten nicht, was sie aushecken sollten, um uns in die Suppe zu spucken. Napoleon aber, der die Schätzung des Orients und Okzidents besaß, den der Papst seinen Sohn und der Vetter Mohammeds seinen lieben Vater nannte, will sich an England rächen und ihm Indien nehmen, um sich für seine Flotte zu entschädigen. Er wollte uns über das Rote Meer nach Asien führen, in Länder, wo es nur Diamanten und Gold gibt, um den Soldaten die Löhnung zu zahlen, und Paläste als Etappen, als der Mody sich mit der Pest zusammentut und sie uns schickt, um unsere Siege zu unterbrechen. Halt! Da nun zieht alle Welt auf jene Parade, von der man nicht wieder zurückkommt… Der sterbende Soldat kann dir Akkon nicht nehmen, in welches man dreimal mit einem hochherzigen und kriegerischen Starrsinn eingedrungen ist. Doch die Pest war stärker: mit der konnte man nicht gut Freund sein. Alles war sehr krank. Napoleon allein war frisch wie eine Rose, und die ganze Armee hat ihn die Pest trinken sehen, ohne daß es ihm irgend etwas angehabt hat. Ja, liebe Freunde, glaubt ihr, daß das mit rechten Dingen zuging?

      Da die Mamelucken wußten, daß wir alle in den Ambulanzen waren, wollten sie uns den Weg versperren; doch bei Napoleon war mit solchen Späßchen nichts zu machen. Er sagt also zu seinen Teufelskerlen, zu denen, die dickeres Leder hatten als die anderen:

      ›Geht und macht mir den Weg sauber!‹ Junot, der ein Haudegen erster Güte und sein wirklicher Freund war, nimmt nur tausend Leute und hat sofort die Armee eines Paschas geschlagen, der so anmaßend war, sich ihm in den Weg zu stellen. Dann kehren wir nach Kairo in unser Hauptquartier zurück … Eine andere Geschichte. Als Napoleon nicht da war, hatte Frankreich sich das Temperament durch die Pariser Leute zerstören lassen, die den Sold der Truppen, ihr Leinenzeug, ihre Kleider behielten und sie vor Hunger verrecken ließen, und wollten, daß sie dem Erdkreise geböten, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Das waren Dummköpfe, die sich damit vergnügten, zu schwätzen anstatt mit Hand ans Werk zu legen. Unsere Heere waren also geschlagen, Frankreichs Grenzen standen offen: der Mann war nicht mehr da. Seht ihr, ich sage der Mann, weil man ihn so genannt hat, aber das war eine Dummheit; denn er hatte einen Stern und alle seine Besonderheiten: wir andern, wir waren Männer! Er hört die Geschichte aus Frankreich nach seiner berühmten Schlacht bei Aboukir, wo er, ohne mehr als dreihundert Mann zu verlieren, und mit einer einzigen Division die große fünfundzwanzigtausend Mann starke Armee der Türken besiegt und mehr als die größere Hälfte ins Meer getrieben hat; jawohl! Das war sein letzter Donnerschlag in Aegypten. Als er alles da unten verloren sah, sagte er sich:

      ›Ich bin Frankreichs Retter,