Леопольд фон Захер-Мазох

Gesammelte Werke von Sacher-Masoch


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Bär –« – »Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen Brustfleck,« sagt mein Bub ganz sachverständig. »Wenn er ihn nicht trifft?« – »Ah! er wird ihn schon treffen.«

      Wie das Mädchen größer wird, wirft es sich auf die Erde und wälzt sich und weint.

      So nahm ich sie endlich mit.

      Ich hatte das kleine Gewehr; meine Frau hatte damit geschossen, kaufte ihr eine Jagdtasche, nahm sie mit.

      Das Mädchen hatte Ihnen Muth, Muth wie ein Mann. Nein! wie kein Mann! Wie soll ich Ihnen das erklären?

      Wenn es so durch das Dickicht brach, sag’ ich: »Nun, wenn es uns schlecht geht?« Sie lachte nur. »Ich bin ja bei dir.« Sie fürchtete nur um mich.

      Zu Hause fieberte sie vor Angst, vor dem Wolf war sie ruhig, wie vor einer Henne, sag’ ich Ihnen. Und wie wir uns verstanden.

      Ich brauchte beinahe nicht zu sprechen. Sie wußte so mein Auge, jeden Zug, jede Bewegung.

      Und doch sprachen wir so gerne.

      Wenn das Wild dalag, Irena dabei kniete, es ausweidete, dann saßen wir zusammen und die Welt war uns ein Bilderbuch, das ich meinem Kinde zeigte – und es war doch nicht mein Kind! Aber es war ihr Kind und ich hatte es lieb.

      Auch meine Frau liebte das Kind leidenschaftlich; und je mehr es sich an mich hing, um so leidenschaftlicher.

      Wenn ich das Kind mitnahm, kniete sie nieder, küßte es und sagte leise: »Bleib’ bei mir.« Aber es schüttelte den Kopf. Ich lachte und weit weg vom Hause im tiefen Walde erinnerte ich mich noch und freute mich, wenn das Kind bei mir war und die Mutter zu Hause nur so verging vor Angst.

      Wenn meine Frau dem Mädchen etwas zu nähen gab, that es nur so, legte die Arbeit plötzlich weg, und lief fort – mein Gewehr zu putzen. Oder die Frau sagte ihr was. Das Kind sah auf mich und rührte sich nicht.

      Einmal schreit meine Frau auf. »Er ist nicht dein Vater!«

      »Dann bist du nicht meine Mutter,« sagte das Kind ruhig. Sie wird bleich, schweigt fortan und weint nur manchmal. »So ein Unsinn! Wer wird da Thränen vergießen? die Welt ist so lustig!«

      Er stürzte das letzte Glas Tokai hinab.

      »Lustig! – da sagt – der – der –« er fuhr über die Stirne – »richtig, der Karamsin – der große Karamsin, er ist eigentlich ein Großrusse – aber das thut nichts – der große Karamsin! – wie sagt er denn nur? – wissen Sie das nicht?«

      Er griff in sein Haar, als wollte er in seinem Kopfe wühlen.

      »Richtig! richtig.«

      »Alle Weisheit meines Lebens

       Hat das Eine mich gelehrt

       Lieb’ ist sterblich! ganz vergebens

       Hoffst du, daß die Liebe währt!

      Bist du treu, sie lachen deiner,

       Aendern wie die Moden sich,

       Aenderst du dich, keift gemeiner

       Eifersücht’ger Neid um dich.

      Drum vermeide Hymens Falle,

       Hoffe nie: ein Weib sei dein!

       Aber lieb’ und täusche alle,

       Um nicht selbst getäuscht zu sein!«

      So ist es.

      »Hoffe nie: ein Weib sei dein!

       Aber lieb’ und täusche alle,

       Um nicht selbst getäuscht zu sein!«

      Da könnte ich Ihnen allenfalls jetzt so meine Abenteuer erzählen.

      Alle Frauen sind mein, alle; Bauernweiber, Judenweiber, Bürgerfrauen, Edelfrauen; alle! Blonde, rothe, braune, schwarze, alle! alle!

      Abenteuer, Abenteuer, sag’ ich Ihnen, Abenteuer, wie – wie was gleich?

      Da habe ich jetzt z. B. so ein Verhältniß mit einer jungen Frau. Was die verliebt ist! – Eine Dame, eine ganze Dame!

      Aber mir thut der Kopf etwas weh.

      Ich habe noch eine Geliebte jetzt. Sie ist das Weib eines Räubers. Ihr Mann ist gehängt worden, sie selbst – was weiß ich? was kümmert das mich! – Sie kann nicht einmal lesen. Wir reden auch nicht viel zusammen, aber lieben uns – wie die Wölfe!

      Immer zehn Weiber auf einmal, oder doch mindestens drei, eine für das Bett, eine für den Geist, und die dritte für das Herz – nein, was sage ich da. Das Herz bleibt aus dem Spiele, ganz aus dem Spiele, sage ich Ihnen.«

      Er lachte kindlich und zeigte seine herrlichen weißen Zähne.

      »Wozu auch ein Herz? der Mann braucht sein Herz für seine Kinder, seine Freunde, sein Vaterland – aber für ein Weib! Ha! ha! Ich bin nie mehr von einem Weibe getäuscht worden, seitdem ich sie alle täusche. Eine lustige Komödie! Man muß ihnen den Mann zeigen. Ha! ha! und wie sie mich lieben, seit ich nur mein Spiel mit ihnen habe. Ich habe sie alle weinen gemacht, alle!«

      »Und wie ist Ihr Verhältniß zu Ihrer Frau?« fragte ich, nachdem er lange still war.

      »Nun, wir sind artig zusammen,« antwortete er. »Manchmal wenn ich – wenn ich so denke – an diese Zeit – an sie – da – da – bekomm’ ich Kopfweh – Kopfweh – aber jetzt sind wir lustig! lustig! lustig!«

      Er warf die Weinflasche an die Wand, daß der Jude aus dem Schlafe aufschrak und sich die Gebetriemen über die Nase herabriß.

      »So! jetzt ist mir wohl!« sagte er und knöpfte seinen Rock auf. »Wohl. Lustig!«

      »So ist das Leben. Wenn wir so sind – dann ist uns wohl. Lustig! Lustig!«

      Er stellte sich mitten in die Schenke, die Arme kokett eingestemmt und begann den Kosak zu tanzen, indem er selbst dazu die kindlich wilden, bacchantisch schwermüthigen Melodien sang.

      Bald saß er nur am Boden und warf die Füße wie etwas Ueberflüssiges von sich; bald sprang er bis zur Decke und drehte sich nur so in der Luft.

      Jetzt stand er stille, die Arme auf der Brust verschränkt, und wackelte so traurig mit dem Kopfe. Jetzt packt er ihn mit der Hand, als wolle er ihn hinabreißen, und jauchzte auf wie ein Adler jauchzt, wenn er in die Sonne fliegt.

      Plötzlich wurde die Thüre aufgerissen und ein alter würdiger Bauer im braunen Sierak, mit langen weißen Haaren, melancholischen Schnurrbart und schlauem Auge, trat ein.

      Es war Simion Ostrow, der Richter.

      Ein wehmüthiges Lächeln glitt über sein fahles Gesicht als er uns erblickte.

      »Herren! wie lange seid ihr da?« sagte er gutmüthig; »gewiß lange? Nun, ich kann nichts dafür.«

      »Können wir also fahren?« fragte der Bojar.

      »Gewiß,« sagte Simion der Richter.

      »Freilich ist es eigentlich zu spät,« fuhr der Andere fort, »ich meine für mich – aber Sie vielleicht. Gott sei mit Ihnen. Bleiben Sie gesund.«

      Lustig strich er der Jüdin um das Kinn, das rothe Blut floß ihr ins Gesicht.

      Er ging und kehrte noch einmal zurück. Er drückte meine Hand.

      »Ah! was denn!« rief er, »das Wasser kommt mit dem Wasser zusammen und der Mensch mit dem Menschen.«

      Ich stand auf der Schwelle wie er davonfuhr. Er grüßte noch einmal, dann war er fort.

      Ich wendete mich zu dem Juden.

      »O! er ist ein lustiger Mensch,« jammerte dieser, »ein gefährlicher Mensch, sie heißen ihn Don Juan von Kolomea

      Ein Damen-Duell

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