säumten die Ufer, und brausend, oft hoch aufschäumend, wälzte sich die helle, grünlich schimmernde Flut zu Thal.
Sie ließen die forschenden Blicke umherschweifen, aber nichts entdeckte das Auge, was auf die Anwesenheit eines Panthers schließen ließ.
Leise sagte Puck: " Er hat sein Lager in einer der Höhlen drüben, der Felsen hinterläßt nur keine Spur, sonst hätte ich es schon ermittelt."
Sie schritten scharf auslugend das Ufer entlang, als Puck von einer Erdwelle aus, jenseits des Stromes und einige Meilen stromab, drei weidende Büffel gewahrte.
"Ha, Paul, sieh, dort sind Felle für den alten Mann. Jetzt hinüber, wir wollen sie beschleichen."
Sie lockten die Pferde herbei und eilten dann in einiger Entfernung vom Ufer in einer leichten Einsenkung des Bodens den Strom entlang, bis sie ungefähr die Büffel sich gegenüber haben mußten.
Dann nahmen sie die Wolfsfelle, Bogen und Pfeile und kletterten vorsichtig die Felsen hinab zum Wasser. Sie stiegen hinein, es strömte ziemlich heftig und sie wurden an einigen Stellen von der Flut mit fortgerissen, doch kamen sie glücklich hinüber. Der Anstieg war schwierig, doch Puck entwickelte, indem er Paul unterstützte, eine Behendigkeit und eine Kraft, die beide bald nach oben gelangen ließ.
Ein vorsichtiger Blick über den Rand zeigte ihnen die drei Büffel in etwa tausend Schritt Entfernung. Das Gras stand hier hoch und gestattete ihnen, unbemerkt auf die Prairie zu klettern.
Der Wind war so günstig, daß sie sich direkt an das Wild anpirschen konnten.
Sie zogen die Wolfsfelle über Kopf und Rücken und bewegten sich in gebückter Stellung, oftmals auf Händen und Füßen kriechend, auf die Büffel zu, welche ruhig weideten. Als sie bis auf hundert Schritt herangekommen waren, hob das größte der Tiere einmal die Nase und sicherte, graste aber gleich darauf ruhig fort.
"Ich nehme den Büffel dort, nimm du das Tier zu seiner Rechten und sende den Pfeil hinter dem Schulterblatt hinein."
Langsam bewegten sich beide weiter durch das Gras und so vorsichtig, daß nur die Wolfsfelle an dessen Oberfläche auftauchten. Paul war auf zwanzig Schritte an sein ausersehenes Opfer herangekommen, mußte aber einen Bogen machen, um ihm in die Flanke zu kommen. Das Tier war arglos. Endlich stand es ihm schußgerecht, er zog mit aller Kraft den auf der Sehne ruhenden Pfeil an und ließ ihn entschwirren, er saß dicht hinter dem Schulterblatt.
Das gewaltige Tier zuckte in jähem Schmerz zusammen, die unter dem Stirnhaar funkelnden Augen schienen einen Augenblick den unsichtbaren Gegner zu suchen, dann stürzte es mit zornigem Brummen schwerfällig davon.
Paul blickte dem fliehenden Tiere nach und gewahrte dabei, wie der Büffel, welchen sich Puck ausersehen hatte, hoch anstieg und dann zusammenbrach.
Im selben Augenblick erschien auch Pucks Haupt über dem Grase.
Der von Paul angeschossene Büffel, dies gewahrend, stürzte mit wütendem Anlauf auf Puck zu, der aber augenblicklich im Grase verschwand. Der Büffel trabte weiter. Ein ihm von dem Zwerg nachgesandter Pfeil hemmte seinen Lauf, doch nur für einen Augenblick, dann wandte sich das Tier und rannte mit beschleunigter Eile hinweg.
Mit Erstaunen sah Paul, wie sich Puck plötzlich mit der Behendigkeit eines Affen auf den Rücken des an ihm vorbeieilenden Büffels schwang, sich mit der einen Hand an dessen zottigem Fell hielt, während die andre das breite Messer wiederholt tief in dessen Nacken stieß.
Noch einige wilde Sprünge des vor Schmerz und Wut rasenden Tieres, dann brach es, einen Blutstrom aus Mund und Nase ergießend, tot unter dem unheimlichen Reiter zusammen. Puck verließ den zottigen Rücken mit gewaltigem Abschwung und erschien bald darauf bei Paul, der dem Thun des verwegenen Zwergs in steigender Verwunderung zugeschaut hatte.
"Wie kannst du dich in solche Gefahr begeben, Puck?"
Der Zwerg lachte.
"Keine Gefahr. Oft geritten auf Büffel, Büffel dumm."
Der von dem Kleinen mit einem Pfeilschusse erlegte Büffelstier lag unweit, er hatte den Todesboten im Herzen sitzen und war sofort nach dem Schusse zusammengebrochen. Das dritte Tier hatte das Weite gesucht.
Beide freuten sich der Beute, und Puck schickte sich sofort an, dem erlegten Wilde die Häute abzuziehen, wozu aber ebensoviel Kraft als Geschicklichkeit gehörte, und Paul half ihm dabei.
"So", meinte Puck, als die nicht mühelose Arbeit vollbracht war, "zwei schöne Felle, alter Mann sich freuen. Jetzt wollen frühstücken, Büffelhöcker gut. Können unten in der Schlucht Feuer anzünden, ohne daß die Prairie in Brand gerät."
Während Puck einen der Höcker ausschnitt, der in der That einen überaus trefflichen Braten giebt, fragte Paul: "Aber wie bringen wir die schweren Häute nach dem Shanty? Unsern Rossen dürften sie mit den Reitern zu schwer werden."
Auf ihren bisherigen Jagden war immer eines der großen Pferde als Saumtier mitgeführt worden, dem man dann zum Rücktransport die Beute aufgeladen hatte.
"Der Arkansas ist nicht weit. Wir machen dort ein Floß, legen die Häute darauf, lassen es treiben, eilen zu dem Shanty, fangen sie auf, wenn sie kommen; wir sind viel früher da."
"Das ist eine gute Idee."
Sie sahen nach ihren Pferden, welche jenseits des Flusses und nicht weit entfernt ruhig weideten und stiegen dann in die Schlucht hinab, bis sie eine geeignete Stelle fanden, um Feuer anzünden zu können.
Trockene Sträucher waren bald zur Stelle, Feuerzeug führten sie mit, und bald loderte die Flamme empor, sandte der schmorende Höcker seinen einladenden Duft in die Luft.
Sie schmausten herrlich von dem köstlichen Braten und ließen sich dann nach den Anstrengungen des Tages zur behaglichen Ruhe nieder, unter sich den rauschenden Strom, über sich den blauen sonnigen Himmel.
Paul überkam eine träumerische Stimmung, als er so aus der Tiefe des felsigen Flußbettes hinaufschaute zu dem Himmelsgewölbe. Er fühlte ganz die Schönheit der Allmutter Erde, wenn sie sich in ihrem Feiergewande zeigt, und er begriff jetzt besser als vor wenigen Wochen die gewaltige Anziehungskraft, welche die einsame Erhabenheit der Wildnis auf den Menschen auszuüben vermag.
Seine häuslichen Verhältnisse bereiteten ihm wenig Sorge, denn er wußte sein Eigentum, selbst wenn sein Oheim James nicht da war, bei dem alten Brown in guter Obhut.
Oft hatte er in diesen Wochen über die Umstände nachgedacht, unter welchen er in die Wüste geraten war.
Aber es kam ihm auch keine andre Lösung des Rätsels als die, welche der Trapper angedeutet hatte, daß die Cowboys ihn als Zeugen einer schwarzen That beseitigen wollten und nicht den Verbrechermut gehabt hatten, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
Mit freudiger Genugthuung dachte er daran, wenn er, heimkehrend, Freunden und Nachbarn von seinen Abenteuern erzählen und sie staunend seinen Schilderungen lauschen würden.
Puck, der wie Paul schweigend dagelegen, unterbrach diese Träumerei, indem er seinen Gefährten aufforderte, mit ihm die Felle hinab an das Wasser zu schaffen.
Rasch erhob sich Paul. Da der Zwerg etwas weiter stromab eine Stelle am felsigen Ufer zu bemerken glaubte, wo der Anstieg bei weitem bequemer war als in ihrer Nähe, schritt er am Wasser hinunter, gefolgt von Paul.
Sie hatten noch nicht achtzig Schritt zurückgelegt, als Puck stutzte und den leise zischenden Laut ausstieß, den er hören ließ, wenn ihn etwas jäh überraschte.
"Was giebt's?" fragte der Jüngling.
Puck antwortete nicht, sondern starrte vor sich nieder und dann, mit der Aufmerksamkeit des suchenden wilden Tieres, ringsum.
Paul trat zu ihm und gewahrte zwischen den Steinen die Überreste eines Feuers. Er schaute dann den Zwerg an und bemerkte, daß der kleine Mann sehr erregt war.
"Was giebt's?" fragte er noch einmal.
Puck deutete stumm auf die verkohlten Holzteile.
"Was