zu, wenn er zornig ist", sagte Puck, wie vorher mit grimmigem Lächeln.
"Aber was werden sie mit dem Alten thun, Puck?"
"Sie schleppen ihn zu ihrem Lager und werden ihn dort martern."
"O Gott, mein Gott!" stöhnte tief entsetzt Paul, der vom indianischen Marterpfahl und der Grausamkeit der Wilden gelesen hatte. - Dann sagte er: "Können wir ihm nicht Hilfe bringen, Puck?"
Der Zwerg sah ihn an.
"Hat die Junge Tanne Mut?"
"Ich werde für den, der mir das Leben gerettet hat, das Äußerste thun."
"Gut, wir wollen ihm helfen."
"Aber, daß sie uns nicht angegriffen haben, Puck, sie haben uns doch gewiß auf der Prairie gesehen."
Nach einer Weile sagte der Zwerg: "Sie haben Angst vor mir, Paul, und gehen mir aus dem Wege, wo sie können. Sieh, ich bin nicht wie andre Menschen gebildet, ich weiß es wohl, und alle erschrecken, wenn sie mich sehen. Die Roten glauben deshalb, ich sei ein Medizinmann, d.h. ein Zauberer, der übernatürliche Dinge vollbringen könne, und fürchten mich. Das hat uns gerettet, sonst hingen unsre Skalpe wahrscheinlich schon am Gürtel eines dieser Bluthunde."
Puck hatte seine erste furchtbare Aufregung bemeistert und sprach ruhig und bestimmt, das letztere sogar gleichgültig.
"Laß uns gehen; wir wollen sehen, was sie gestohlen haben."
Sie schritten zum Shanty zurück und traten hinein.
Die dort sonst herrschende Ordnung war in ein Chaos verwandelt worden, die Roten hatten überall nachgesucht, und alles durcheinander geworfen.
Die Waffen waren sämtlich verschwunden, Fässer und Kisten waren umgewühlt, Thee, Rum, Tabak, ein großes gefülltes Pulverhorn, Sättel, Zaumzeuge, Lassos, hatten sie mitgeführt.
"Sieh, wie die Diebe hier gehaust haben. An mein unterirdisches Wigwam haben sie sich nicht gewagt, dort ist alles unberührt. Schade, daß die Doppelbüchse im Besitze der Schurken ist; eine kostbare Waffe, aber wir haben noch eine, und Pulver genug."
Er setzte sich ruhig nieder und zeigte jetzt einen fast indianischen Gleichmut.
"Weißt du nun auch gewiß, Puck, daß es Kiowas waren, welche hier gehaust haben?"
"Knabe, ich bin in der Prairie aufgewachsen, ich kenne den Himmel und die Erde, die Menschen und die Tiere der Ebene und kann einen Kiowa von einem Cheyenne oder Dakota unterscheiden, wenn ich nur die Fährte sehe. Sieh hier", - und er holte das Stück eines mit kleinen Flußmuscheln gezierten indianischen Gürtels hervor und zeigte es Paul - "das trägt nur ein Kiowa. Außerdem haben wir keine Feinde, als diese Schurken."
"Aber was beginnen wir, Puck?"
"Was ich beginne, weiß ich - aber du bist ein Kind der Ansiedlungen und nicht gewohnt, die Nacht in der Steppe zu liegen, gleich dem Coyoten. Bleibe du hier, ich werde dem Oheim folgen."
"Ich gehe mit dir", sagte Paul entschlossen, "und will ertragen, was da kommen wird."
"Gut, Junge, du wirst den Krieg kennen lernen. Du kannst zeichnen, wie?"
Paul bejahte.
"Meine Finger wollen die Feder nicht führen." Er holte geschäftig aus einem Winkel der Hütte einige Bogen Papier und eine Bleifeder.
"Das hat der alte Mann mitgebracht von den Ansiedlungen, er wollte mich zu einem Gelehrten machen. Nimm und zeichne. Zuerst malst du einen Bären, kannst du das?"
"Nun soweit, daß man erkennt, was es sein soll, ja."
"Gut, male einen Bären, über den die Hunde von hinten herfallen, und einen von diesen malst du eine Krähenfeder über das Ohr."
"Wozu soll das?"
"Zeichne nur."
Paul that es, und der Zwerg war mit seiner Kunstleistung, die sich wenig über das erhob, was Knaben, die etwas Zeichnen gelernt haben, leisten können, durchaus zufrieden.
"Nun zeichne dich und mich zu Pferde, wie wir den Spuren der Kiowas folgen."
Paul stutzte vor dieser Aufgabe, versuchte aber sie zu lösen, und brachte richtig zwei Pferde und auf ihnen zwei Reiter fertig, denen er einige Fußtapfen vorzeichnete.
Auch hiermit war Puck zufrieden.
"So", sagte er, "das nageln wir an die Wand des Shanty, und wenn Cayugas kommt, weiß er alles."
Jetzt begriff Paul den Zweck der Zeichnungen, und nagelte sie selbst an die Außenseite des Shanty.
Puck, der jetzt eine Ruhe zeigte, die nur durch ein gelegentliches Aufflackern seines Auges unterbrochen wurde, pfiff den Pferden des Trappers, welche unweit weideten, hieß Paul sie anpflocken, und begab sich zu seiner Erdhütte.
Paul folgte seinem Auftrag, band die Pferde an, und ging Puck nach, um ihm zu sagen, die Pferde seien da.
Zu seiner Überraschung erblickte er ihn vor einer Aushöhlung im Boden, welche sauber mit Büffelhäuten ausgelegt, eine Fülle von Dingen enthielt, welche in der Prairie wertvoll waren.
"Das ist unser Versteck, und das soll selbst die feinste Indianernase nicht finden."
Er hatte bereits eine schöne neue Doppelbüchse und ein großes Pulverhorn hervorgenommen, daneben einige bunte Tücher und Glasperlen, auch Thee und Kaffee.
"Hier ist genug, um einen ganzen Stamm zufrieden zu stellen, so habgierig die Schufte auch sind."
Er deckte das alles mit den Büffelhäuten zu, füllte die sorgfältig auf eine Haut gelegte Erde darauf und stampfte den Boden fest. Dann deckte er noch eine Wolfshaut darüber, und richtete sein Lager, das er beiseite geschoben hatte, wieder über der Öffnung her, so daß nichts zu gewahren war.
"Sie fürchten des Grauen Bären Doppelbüchse und glauben sich nun in ihrem Besitze unbesiegbar, aber wir haben noch eine, und der Medizinmann kann schießen. Pulver ist hier und Blei für mehrere Jahre. Fülle das Horn und den Kugelbeutel, ich muß jetzt, ehe es dunkel wird, die Spur suchen."
Dann begab er sich zu dem Shanty, wo die Pferde harrten.
"Auf dieser Seite des Flusses sind sie nicht heraufgegangen, denn wir hätten sie sehen müssen; auch können sie nicht über den Verdigris mit den Pferden. Meilenweit den Arkansas stromauf zu rudern, ist auch nicht dieser Halunken Sache, welche nur im Sattel zu Hause sind, sie müssen also das jenseitige Ufer angenommen haben, um entweder stromauf zu gehen, bis sie ihn bequem oberhalb des Verdigris kreuzen können, oder sie sind durch die Wüste, jenseits, nach dem Canadian-River, gegangen. Das will ich noch vor Sonnenuntergang erfahren."
Er nahte sich dem Renner, welcher bei Jagdausflügen des Trappers große Gestalt trug, und schwang sich auf dessen nackten Rücken.
"Willst du zu Pferde den Fluß überschreiten?"
"Ja, komm mit, und sieh dir die Furt an, wir müssen beide den Arkansas hernach kreuzen. Nimm deine Büchse, und siehst du drüben etwas Verdächtiges, so feuere sofort darauf. Zwar ist es kaum anzunehmen, daß sie Späher zurückgelassen haben, aber Vorsicht ist geboten."
Er schärfte Paul noch ein, Nahrungsmittel einzupacken, die Pferde bereit zu halten und ritt dann zum Strom hinab und hinein. Bald mußte das Tier, welches anfänglich Boden fand, schwimmen, kämpfte aber machtvoll und siegreich gegen die schlammige Flut. Eine breite Sandbank inmitten des Stromes erleichterte dessen Überschreiten, und bald erreichte Puck das jenseitige Ufer, wo Roß und Mann in den Büschen verschwanden.
Paul hatte mit gespannter Büchse und bereit, zu feuern, den Ritt Pucks verfolgt und den Waldsaum drüben beobachtet, ohne etwas zu bemerken, was Besorgnis einflößen konnte, und begab sich jetzt zurück, um alles für den Ritt vorzubereiten.
Dem einsam zurückbleibenden Jüngling war nicht leicht zu Sinne. Aus dem Vaterhause, dessen verzogener Liebling er war, in die Wildnis geschleudert, hatte er die Nachwirkung der ihn umgebenden Gefahren mit der Spannkraft der Jugend