G. Michael Hopf

BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN (The End 5)


Скачать книгу

Blätter rasch durch.

      »Das ist mir jetzt zu viel zum Lesen, was genau legen sie uns nahe?«

      »Die Kranken sofort in einem getrennten Lager unter Quarantäne zu stellen«, antwortete Wilbur.

      »So einfach geht das nicht. Was tun wir denn in diesem Fall mit ihren Angehörigen?«, wollte Baxter wissen.

      »Sie dürfen sie begleiten, wenn sie wollen«, meinte die Staatssekretärin, »doch die Kranken mit dem Rest zusammenleben zu lassen, wird unweigerlich zu Schwierigkeiten führen und vor allem den gesunden Teil der Bewohner stören.«

      Conner kippelte mit seinem Stuhl vor und zurück, während er über eine mögliche Lösung nachdachte. »Tun sie es«, entschied er schließlich. »Richten Sie ein Quarantänelager ein, und zwar schnellstmöglich. Wir müssen die Zootiere ja nicht noch aggressiver machen, als sie es sowieso schon sind.«

      Wilbur grinste den Präsidenten unverbindlich an. »Ich mache mich sofort an die Arbeit«, sagte sie dann.

      Auch Baxter meldete sich noch einmal zu Wort: »Ach, Sir, wegen der Rekrutierung …« Sie hatten das Thema bisher nur kurz angeschnitten.

      »Ja, was ist damit?«

      »Wie ich bereits erklärt habe, geht sie nur sehr schleppend voran«, rekapitulierte der General. »Ihr alter Freund, dem das Café gehört, hat mittlerweile zum Protest aufgerufen und erhält stetig Zulauf.«

      Der besagte alte Freund war Pat, der Besitzer von Pats Coffee Shop im Zentrum von Cheyenne. Während Conners Anfangszeit in der Stadt hatten sich die beiden einander angenähert, aber dann wieder entfremdet, als der Präsident dazu übergegangen war, Abtrünnige und vermeintliche Staatsfeinde brutal aus dem Weg zu räumen. Er hatte den Ausnahmezustand vor Ort wiederholt ausgerufen und dann wieder außer Kraft gesetzt, um hitzige Demonstrationen gegen ihn und seine Regierung aufzulösen. Der wachsende Unmut unter vielen Bürgern und Bewohnern der umgebenden Camps ging mit Conners Beschluss einher, das Projekt Kongress zu verhindern. Dies war auch für Pat der Tropfen gewesen, der das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht hatte.

      »Erst Dylan, und jetzt auch noch er«, sagte Conner traurig seufzend wegen des Verlustes zweier bewährter Freunde.

      »Möchten Sie, dass ich ihn festnehme?«, bot Schmidt ihm an.

      »Nein. Gott, nein, das würde die Gerüchte, ich sei zum Diktator geworden, doch bloß noch weiter schüren. Offengestanden erwäge ich sogar seit einiger Zeit, meine Anordnung, was Proteste betrifft, wieder zurückzuziehen. Sollen die Bürger doch ruhig auf die Straße gehen. Geben wir ihnen doch einfach die Möglichkeit ihre Meinung zu äußern.«

      »Und was geschieht, wenn sie gewalttätig werden?«, fragte der Major.

      »Gewalt werden wir selbstverständlich nicht dulden«, stellte der Präsident klar. »Sollte jemand ausfällig werden, verweisen wir ihn in seine Schranken. Tragen Sie einfach Sorge dafür, dass es nicht aus dem Ruder läuft.«

      Schmidt richtete sich wieder auf und wirkte nun ein wenig größer, da er jetzt auf die Gelegenheit hoffen durfte, aufsässige Demonstranten zu bekämpfen.

      Baxter hingegen verzog sein Gesicht. »Verzeihung, Major, aber finden Sie nicht, dass jemand anderes, als Sie, dieser Aufgabe eher gewachsen wäre?«

      Nun schaute Schmidt ihn überrascht an. »Was soll das denn heißen?«, erwiderte er.

      »Nur dass Sie einen äußerst ungesunden Eindruck auf mich machen. Ich möchte Sie nur ungern ausschließen, Major, aber Sie sind krank, und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es nur die Grippe ist.«

      »Sie sehen wirklich nicht gut aus«, stimmte auch der Präsident zu.

      »Mir geht es aber gut«, hielt Schmidt dagegen, »und ich bin durchaus fähig, die Verantwortung für die Sicherheit jeglicher Demonstrationen zu übernehmen.«

      »Niemand hier stellt Ihre Fähigkeiten infrage, mit brenzligen Situationen fertig zu werden, wir machen uns doch bloß Sorgen um Sie. Ich will, dass Sie sich heute noch von meinem Arzt auf der Basis der Air Force untersuchen lassen.«

      »Aber Sir«, fing Schmidt wieder an.

      »Kein Aber. Gehen Sie heute noch zu ihm, das ist ein Befehl«, verlangte Conner.

      »In Ordnung Sir«, murrte der Major kleinlaut.

      »Falls das alles war, beenden wir jetzt diese Sitzung«, entgegnete der Präsident. »Wir haben schließlich alle Wichtiges zu erledigen.«

      »Sir ich würde gerne noch einen letzten Punkt ansprechen«, meinte Wilbur.

      »Bitte.«

      Sie schaute Schmidt und Baxter nervös an, bevor sie sich wieder an Conner richtete, der gelassen sitzen blieb und wartete, dass sie etwas sagte. »Es hängt mit den Demonstranten zusammen, genauer gesagt mit den unterschiedlichen separatistischen Bewegungen überall im Land.«

      »So viele sind gar nicht mehr übrig. Die Leiter der Dixie-Föderation haben wir abgesetzt, Mr. Faye in Arizona ist uns genauso unterlegen gewesen wie die Lakotahs und Colonel Barone. Nicht zu vergessen das panamerikanische Imperium, das wir vernichtend geschlagen haben. Bleiben eigentlich nur noch Mr. Van Zandt und seine Kaskadier …«

      Baxter unterbrach ihn. »Sie haben Texas und Oklahoma also komplett abgeschrieben?« Die Frage zielte auf den Vertrag ab, den Conner mit den beiden Vereinigungen geschlossen hatte, um Zugang zum Hafen von Houston zu erhalten; Autonomie gegen uneingeschränkte Nutzung.

      »Ja und nein. Dieser Verräter werde ich mich annehmen, sobald wir stärker sind, und bevor Sie nachhaken: Hawaii und Alaska sind zu weit weg, als dass wir in absehbarer Zeit mit ihnen verhandeln könnten, und sie bleiben uns bedauerlicherweise womöglich auch dauerhaft verwehrt.«

      »Hmm«, brummte Baxter, ohne etwas zu entgegnen.

      »Sir, die Sache ist die: Major Schmidt würde mir bestimmt zustimmen, wenn er den Mut hätte, Ihnen die Tatsachen zu nennen. Wir haben vielleicht die Drahtzieher hinter diesen Bewegungen unterdrückt, doch an der Gesinnung der Menschen in den besagten Regionen haben wir nicht das Geringste ändern können. Ihr rebellischer Geist ist noch immer nicht gebrochen, und bald schon wird sich ein neuer Anführer hervortun, um das Heft zu übernehmen und ihre Ideen weiter voranzutreiben. Ich fürchte, wir werden uns auf einen langen Kampf einstellen müssen.«

      »Was meinen Sie, Wilbur? Fassen Sie sich bitte dieses Mal kurz«, bat Conner.

      »Ich finde, wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, diesen Menschen zu gewähren, was sie wollen: Unabhängigkeit!«

      Nun fuhr der Präsident hoch und knurrte: »Nur über meine Leiche!«

      »Aber Sir, wir können eigentlich nur gewinnen. Denn wenn wir die Macht in diesen Gegenden übernehmen, bedeutet es gleichzeitig, dass wir dort präsent sein müssen. Wir haben uns nach Kräften bemüht, die Zivilisten mit einzubeziehen, die uns noch gewogen sind, doch das genügt bei Weitem nicht, und Ihre Strategie, aus allen Rohren zu feuern, hat die Lage nur noch verschlimmert.«

      »Zurückstecken ist also in Ihren Augen ein angemessenes Verhalten gegenüber diesen Rebellen und gottverdammten Verrätern«, echauffierte sich Schmidt.

      »Es hat doch nichts mit Zurückstecken zu tun. Wir müssen uns nur eingestehen, wie es momentan wirklich aussieht, Major. Wir haben nicht genug Personal, Mittel und Waffen, um diese Staaten zu behalten, während ihre Regierungen damit beschäftigt sind, die Ordnung zu wahren. Einige davon sind schon so gut wie zusammengebrochen und in vielen Großstädten regieren der Pöbel und Verbrecherbanden. Es ähnelt einem Kampf gegen Windmühlen.«

      »Wie feige kann man denn nur sein?«, rief Schmidt außer sich vor Wut.

      »Ich bin nicht feige. Ich will diese Gegenden auch nicht aufgeben, aber es lässt sich wohl leider nicht vermeiden. Machen wir doch das Beste für uns daraus, indem wir ihnen die Freiheit schenken, und sie so als Verbündete behalten.«

      »Sie sind sehr wohl feige«, fuhr Schmidt