Ludwig Ganghofer

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer


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       Ludwig Ganghofer

      Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer

      Das Gotteslehen + Der Herrgottschnitzer von Ammergau + Schloß Hubertus + Edelweißkönig …

      

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      - Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -

       [email protected] 2017 OK Publishing ISBN 978-80-7583-721-9

      Inhaltsverzeichnis

       Der Herrgottschnitzer von Ammergau

       Das Schweigen im Walde

       Das Gotteslehen

       Der Besondere

       Edelweißkönig

       Der Klosterjäger

       Schloß Hubertus

       Der Ochsenkrieg

       Der Dorfapostel

      Der Herrgottschnitzer von Ammergau

       Inhaltsverzeichnis

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

      1

       Inhaltsverzeichnis

      Die Wiesen, die den Ammerfluß auf beiden Ufern auf dessen Weg geleiten, waren kurz geweidet, und ihre Farbe spielte schon ein wenig in jenes müde Gelbgrün, das für die ganze sprossende Natur der erste Vorbote des nahenden Absterbens ist.

      Still und unbelebt lagen die Wiesen unter einem unfreundlich graublauen Himmel. Nur vereinzelte Emmerlinge sah man von Zeit zu Zeit aus den Büschen aufflattern, die da und dort den Weg der Ammer bezeichnen oder den Lauf der Landstraße, die sich von Kohlgrub her in das Oberammertal hineinzieht.

      Folgte der Fluß in geräumigem Bett träge seinem Lauf, so ließ er ein recht schwermütiges Bild gewahren; hatte er doch nichts anderes zu spiegeln als den kurzgrasigen Uferrasen und darüber die schweren Wolken, die den Himmel verhüllten. Darunterhin zogen die leichten, grauen Nebel, die sich aus dem das Tal zur linken Seite begleitenden Höhenzug des Steckenberges emporhoben und in steter Verwandlung schräg über das Tal hinweghuschten, um sich in die schwarzen Tannenwipfel und zwischen die plumpen Kuppen des Aufackers zu verlieren, der mit seiner Zinne tief in Dunst und Wolken steckte. Das gleiche Schicksal teilten auch die anderen, das Tal umringenden Bergspitzen; nur die jäh emporsteigende Kobelwand hatte mit ihren groben, eckigen Konturen den Nebelschleier zerrissen und blickte finster auf das zu ihren Füßen liegende Ammergau herab, während sich das auf ihrer höchsten Spitze errichtete Kreuz in zwei scharfen Strichen vom grauen Himmel abhob.

      Mitten in diesem lichtarmen Bilde lag das freundliche Dorf mit seinen weißen, appetitlichen Häusern und seinem stolz aufragenden Kirchturm. Es lächelte dem Beschauer so herzlich entgegen, als wollte es durch seinen lieben Anblick den verstimmten Wanderer mit der grauen, düsteren Miene der Landschaft wieder versöhnen.

      Gleich unter den ersten Häusern, an denen man vorüberkommt, wenn man, von Kohlgrub herkommend, die Ammer auf der alten hölzernen Brücke überschreitet, stand auch das alte, kleine Haus, in dem diese Geschichte hier beginnt. Es war ein einstöckiges Haus von halb städtischer Bauart, mit der sich die dem Stil der Gebirgshäuser entnommene Galerie vor dem Dachgeschoß einer jeden Giebelseite und der geschnitzte Zierat auf den Firsten zu einem angenehmen Ganzen vereinigten. Zwei alte Birnbäume streckten ihre knorrigen Äste schützend über das braune Dach, und ein kleiner, sorgsam gepflegter, von einem grüngestrichenen Staketenzaun eingehegter Blumen-- und Gemüsegarten umzog die sauberen, weißen Wände.

      Diese Fresken waren alt und hatten schon verschiedene Tünchungsperioden der Hauswand überlebt; aber wenn auch ein naiver Kunstsinn oder eine gewisse Pietät sie immer vor der gänzlichen Vernichtung geschützt hatte, der teilweisen Zerstörung waren sie doch nicht entgangen. Bei jedem neuen Anstrich war der Kalkpinsel des Maurers weiter vorgedrungen, so daß zur Zeit dieser Geschichte jene Bilder am Rande nur mehr Figurenbruchstücke zeigten. So schwang auf einem der Bilder ein in der Luft hängender Arm die Geißel über dem Leib Christi. Der zu dem Arm gehörige Körper eines Soldaten oder Henkersknechtes war längst der vorrückenden Kalkdecke zum Opfer gefallen.

      Die Haustür war geöffnet und gewährte einen Blick in den Flur, dessen Wände dicht behängt waren mit unvollendeten Schnitzereien und verschiedenen Konturschablonen aus Blech oder Pappdeckel. Während rechts in der Tiefe eine schmale Treppe zum Bodenraum führte und links ein türartiger Durchbruch die Mauer nach der Küche öffnete, zeigte der vordere Raum zwei sich gerade gegenüberstehende Türen. Die Stube zur Linken sagte dem ersten Blick, daß der Besitzer des Hauses ein Bildschnitzer war; die hier und dort umherliegenden oder in Ordnung aufgeschichteten Holzstücke, die sich durch ihre Form als vorbereitetes Material für Kruzifixe zu erkennen gaben, ließen noch im besonderen darauf schließen, daß Paulus Lohner, von seinen Bekannten kurzweg Pauli genannt, zu jenen Bildschnitzern gehörte, die dem Sprachgebrauch seiner Heimat zufolge den Namen "Herrgottschnitzer" führen. Der Raum diente allem Anschein nach zugleich als Wohnstube und Werkstätte.

      Etwas Besonderes war an ihm nicht zu finden: ein Zimmer, das gerade seinem Zweck diente, wie jedes andere gleicher Art in den anderen Häusern des Dorfes. Weißgetünchte Wände, daran verblaßte Photographien, meist Soldatenporträts oder Kostümbilder der letzten Passionsspiele, Darstellungen aus dem Leben des zum Schutzpatron gewählten Heiligen, das mit dünnen Goldleisten umrahmte Aufnahmedekret irgendeines Bewohners dieses Hauses in irgendwelchen religiösen Verein, das Kruzifix im Herrgottswinkel mit den melancholisch überhängenden Palmzweigen, dann der übliche Kachelofen in der einen Ecke, in der anderen der massive eichene Tisch vor den in die Wand eingelassenen Bänken, ein Kasten mit schrankartigem Aufsatz und schließlich