Franziska Gräfin zu Reventlow

Gesammelte Werke


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       Franziska Gräfin zu Reventlow

      Gesammelte Werke

      Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte & Briefe

      

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       [email protected] 2017 OK Publishing ISBN 978-80-7583-711-0

       Romane:

       Ellen Olestjerne

       Von Paul zu Pedro

       Herrn Dames Aufzeichnungen

       Der Geldkomplex

       Der Selbstmordverein

       Erzählungen:

       Christus

       Das allerjüngste Gericht

       Das feindselige Gepäck

       Das gräfliche Milchgeschäft

       Das Jüngste Gericht

       Das Logierhaus „Zur schwankenden Weltkugel“

       Das polierte Männchen

       Der feine Dieb

       Der Herr Fischötter

       Die Silberwanze

       Ein Bekenntnis

       Eine Uniform

       Krank

       Moment-Aufnahmen

       Spiritismus

       Tot

       Vater

       Wahnsinn

       Warum?

       Wir Spione

       Ultimo

       Totenfeier

       Essays:

       Das Männerphantom der Frau

       Erziehung und Sittlichkeit

       Erinnerungen an Theodor Storm

       Viragines oder Hetären

       Gedichte

       Briefe

       Auszug aus dem Tagebuch

      Romane:

       Inhaltsverzeichnis

      Ellen Olestjerne

       Inhaltsverzeichnis

       Erster Teil

       Zweiter Teil

      Erster Teil

       Inhaltsverzeichnis

      Schloß Nevershuus lag grau und schwerfällig unter hohen Bäumen mit seinen breiten Seitenflügeln und dem viereckigen Turm, der kaum das Dach überragte. Aber von seiner Plattform aus konnte man weit über Meer und Heide sehen und auf die kleine Küstenstadt hinunter, die sich zwischen Deichen und grünen Wiesen hinzog.

      In früheren Zeiten sollte es einmal irgendeiner schlimmen Fürstin als Witwensitz gedient haben – von daher stammten wohl die altersschwarzen Ölbilder droben im Rittersaal und allerhand Spukgeschichten, die immer noch im Volksmund fortlebten, obgleich das Gut jetzt schon lange im Besitz der Familie Olestjerne war und die gemalten Damen mit ihren feierlichen Mienen auf die Schicksale und das Treiben einer anderen Zeit herabsahen.

      Es konnte immer noch einen melancholisch unheimlichen Eindruck machen, das alte Schloß, wenn die Herbststürme durch alle Kamine heulten wie geängstigte arme Seelen, oder wenn der Nebel vom Meer heraufstieg und alles in seine wogenden grauen Schleier einhüllte. Aber es hatte auch seinen Frühling und seinen Sommer, wo die Sonne alles Düstere aus den weiten hohen Räumen herausleuchtete, wo der reiche grüne Garten um die grauen Mauern blühte und drüben in der Ferne das Meer blau und schimmernd dalag.

      Für die Bewohner von Nevershuus ging die schöne Jahreszeit ebenso still und gleichförmig hin wie der Winter. Der Gutsherr Christian Olestjerne war meist draußen im Felde oder auf der Jagd, und seine Frau saß mit ihrer ältesten Tochter am