Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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spuckte aus.

      »Kein Weißer flößt einem Mimbrenjo Angst ein, Bleichgesicht. Was willst du?«

      »Mit dir reden, was denn sonst. Du und deine Krieger seid geschlagen worden. Die Mimbrenjos sind geflohen, ihr Häuptling ist Gefangener der Armee. Was glaubst du, was mit dir geschieht?«

      Der Häuptling spuckte wieder verächtlich aus.

      »Martert mich, ihr werdet keinen Laut der Klage hören. Tötet mich, ich werde euch verlachen. Was also, Bleichgesicht, willst du von mir?«

      »Wir werden dich nicht martern und auch nicht töten, Old Vic. Ich will mit dir Frieden schließen und einen Vertrag machen.«

      »Ein sprechendes Papier?«

      Jeffords nickte. »Ein sprechendes Papier, wie ihr Indianer sagt. Wenn du auf das eingehst, was ich will, bist du frei und kannst gehen, wohin du willst.«

      »Sage mir, was du willst. Victorio hört zu.«

      »Friede, Häuptling. Die Garantie, daß keine Überfälle auf meine Station und Kutschen mehr erfolgen. Für diese Zusage, die mit der Friedenspfeife besiegelt werden soll, wirst du frei und kannst zu deinen Kriegern zurückkehren.«

      »Und wenn ich dir diese Zusage nicht gebe?«

      Jeffords machte eine gleichgültig wirkende Handbewegung. Er war aber alles andere als gleichgültig.

      »Dann überlasse ich dich den Pferdesoldaten, Old Vic. Sie bringen dich nach San Carlos, dort wirst du vor ein Gericht gestellt und verurteilt.«

      »Wie verurteilt? Zu was verurteilt?«

      Thomas Jeffords machte eine ernste Miene.

      »Man wird dich am Hals aufhängen und strampeln lassen, bis du tot bist. Weißt du, wie das ist, wenn ein rauher Hanfstrick dir die Luft abschnürt und du ganz langsam an Luftmangel zugrunde gehst? Victorio, dieses Schicksal möchte ich einem tapferen Häuptling der Mimbrenjos ersparen.«

      Victorios glühende Kohlenaugen musterten den weißen Mann, der ihm mit dem Blick gedroht hatte. Wütend zischelte er: »Ihr habt mich gefangen, meine Krieger getötet oder in die Flucht geschlagen. Es gelang mir nicht, euch zu vertreiben oder wie Ungeziefer zu vernichten. Ich habe so hart gekämpft, wie ich es vermochte. Meine Krieger fielen rings um mich und starben. Es war mein Schicksal, von euch gefangen zu werden. Es war eine trübe Sonne, die am Morgen aufging und heute abend in einer dunklen Wolke versinken wird. Es war die letzte Sonne, die auf Victorio niederschien. Sein Herz ist tot, und seine Seele ist ihm vorausgeeilt in die Ewigen Jagdgründe. Tötet mich, Bleichgesicht. Tötet nicht nur meine Seele, sondern auch meinen Körper. Ich habe nichts getan, für das sich ein Apache schämen müßte.

      Du, Bleichgesicht, kennst unseren Grund zu kämpfen. Die Weißen sollen sich schämen, nicht wir. Die Weißen verachten die Indianer und vertreiben sie von ihren Jagdgründen. Sie nennen uns Heiden, Bastarde, Ratten und Ungeziefer. Weißt du, wer die Ratten und das Ungeziefer sind?«

      Thomas Jeffords ließ beschämt den Kopf sinken, dann sagte er: »Ich bin Cochises Freund. Warum verfolgst du mich mit deinem Haß?«

      »Schrei Haß in den Wind, weißer Mann. Und wenn er dir antwortet, weißt du, warum ich dich aus diesem Land vertreiben will. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Gib den Langmessern den Befehl, mich zu hängen.«

      »Cochise ist mein Freund«, wiederholte Jeffords, beeindruckt von der Standfestigkeit des Mimbrenjos.

      Der spuckte den Weißen an.

      »Du warst dabei, als ein anderer weißer Häuptling Cochises Bruder und Neffen aufhängen ließ. Sei verdammt, Bleichgesicht! Cochise haßt dich genauso, wie ich dich hasse.«

      Thomas Jeffords drehte sich um.

      »Gehen wir«, sagte er. »Sein Haß gegen alles Weiße macht ihn blind und unvemünftig. Kommen Sie, Captain, ich sage Ihnen, was wir tun werden.«

      Sie gingen ins Haus zurück und setzten sich in den Speiseraum, wo die Passagiere sonst abgefertigt wurden. Thomas ließ heißen Kaffee und Tassen kommen und bediente die Offiziere aus Kalifornien.

      »Was schlagen Sie vor, was mit ihm geschehen soll, Mr. Jeffords? Ich bin gern bereit, ihn bis Fort Bowie mitzunehmen.«

      Jeffords trank aus dem Blechbecher.

      »Nein, das geht nicht«, sagte er. »Die Armee wird ihn verurteilen, hängen oder in die Sümpfe nach Florida schicken. Was meinen Sie, Gentlemen, was das für böses Blut in diesem Land geben würde? Nicht ein einziger Apache ließe sich mehr in der Reservation halten.«

      »Sie können ihn aber nicht ewig gebunden dort draußen liegen lassen.«

      »Das ist nicht meine Absicht, Captain. Sehen Sie, ich muß mit den Indianern zusammen leben. Nicht nur das, ich bin für die Fahrgäste der Gesellschaft und für den reibungslosen Ablauf der Linie verantwortlich. Wenn ich ihm ein Haar krümme, wäre ich hier oben am Paß keine Minute lang meines Lebens sicher.«

      »Nun gut, das sehe ich ein. Aber…«

      Jeffords unterbrach ihn.

      »Ich lasse ihn heute nacht laufen.«

      Hegemann sah den Postmeister ungläubig an.

      »Eine merkwürdige Diplomatie, Sir. Meinen Sie nicht auch?«

      »Aber zweckmäßig und geeignet, Indianer und Weiße zu versöhnen.«

      Roberts fragte zweifelnd: »Sie glauben daran, Mr. Jeffords?«

      »Ganz fest.«

      Plotzlich wurde es vor dem Haus laut. Jubelnde Stimmen waren zu vernehmen.

      »Was hat das zu bedeuten?« fragte Hegemann ahnungsvoll.

      Jeffords zuckte mit den Achseln. »Gehen wir nachsehen, Gentlemen. Etwas Schlimmes ist es jedenfalls nicht.«

      Sie verließen das Haus und blieben auf dem Treppenpodest stehen. Durch den Paß ritten drei Männer. Einer von ihnen hatte einen Stern auf der Brust, war verwundet und mußte von den anderen im Sattel gestützt werden. Seine Begleiter kannte Jeffords. Insgeheim atmete er auf, denn er hatte sich um Osborne und Tinatra wahrlich genug Sorgen gemacht.

      Burt Kelly, der Posthelfer, und Norbert Walker kamen über den Vorplatz. Jeffords gab Anweisung, ein Krankenlager für den verwundeten Gesetzesmann herzurichten.

      Umjubelt von den Soldaten ritten die drei auf das Stationsgelände und hielten vor dem Haupthaus ihre Pferde an.

      *

      Die Sonne war längst untergegangen. Ein kühler Wind pfiff durch den Sattel. Victorio hatte Essen und Trinken verweigert und die beiden Stationshelfer verspottet. Er hatte sich vorgenommen, lieber zu verhungern, als von den Bleichgesichtern Almosen anzunehmen.

      Über den schmalen Ziegenpfad vom Plateau herunter in den Seitencanyon bewegten sich zwei gleitende Gestalten, die mit traumwandlerischer Sicherheit in der absoluten Dunkelheit ihren Weg fanden.

      Naiche folgte Cochise. Vom Pfad aus hielten sie auf die Paßstraße zu. Nichts rührte sich. Das Schweigen hing wie eine Glocke über dem Canyon.

      Der Häuptling hielt an einer Stelle an, wo ein Felsvorsprung dunkle Schatten auf die Paßstraße warf. Sand und Geröll glitzerten. Ein paar Büsche warfen Schlagschatten.

      Cochise und Naiche beobachteten das Umfeld, die Canyonsohle. Sie sah so leer aus wie ein Mondkrater. Etwas drängte den Jefe, umzukehren. Victorio war nicht gerade einer seiner Anhänger, aber er war Apache. Und nur das zählte für einen anderen Apachen.

      Cochise huschte über den Pfad und nutzte jede noch so kleine Deckung aus. Oberhalb einer Gruppe von Silberdisteln blieb er stehen. Er lockerte das Messer in der Scheide, gab Naiche ein Zeichen und schlich den Hang hinunter. Wie ein Panther auf der Jagd.

      Cochises Nerven waren aufs äußerste angespannt. Er nahm den scharfen Geruch der Disteln wahr, den etwas süßlicheren der Kakteenblüten,