Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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und keuchend erhob sich Captain Roberts. Dessen Rolle hatte Cochise eingenommen. Victorio wehrte sich verzweifelt, hatte aber gegen die gewaltigen Kräfte des Chiricahua keine Chance.

      Cochise richtete sich auf, zerrte den angeschlagenen Victorio mit auf die Füße. Die Blicke der Indianer kreuzten sich wie Klingen.

      »Der Hund, der seinen Herrn beißt, der ihm Futter reicht, soll erschlagen werden.«

      Victorio fuhr auf. Seine Augen funkelten vor Haß.

      »Kein Mimbrenjo hat einen Herrn. Seit wann sind Bleichgesichter Herren der Indianer?«

      »Sie sind es nicht. Sie werden es auch niemals sein. Aber Dankbarkeit kann man auch einem Weißen zollen, zumal man sich in seiner Gefangenschaft befindet.«

      »Wofür Dankbarkeit?«

      »Er ließ dich frei, Victorio.«

      Der spuckte Cochise verächtlich vor die Füße.

      »Ich hätte mich selbst befreit und verzichte auf einen Gnadenerweis durch ein Bleichgesicht. Rühr mich nie wieder an, Koh Cheez.«

      Er sprach es und war verschwunden. Cochise wandte sich Roberts zu, der an der Hauswand lehnte und seinen gewürgten Hals hielt.

      »Wir sind quitt, Hellhäutiger. Cochise zieht im Morgengrauen mit seinen Kriegern ab.«

      Er hob grüßend die Hand und ging in Richtung Schmiede. Thomas Jeffords trat ihm entgegen.

      »Cochise, ich danke dir für deine Hilfe. Ohne dich wäre Captain Roberts vermutlich verloren gewesen.«

      »Das war ich ihm schuldig. Cochise vergißt nie eine gute Tat.«

      Die alten Freunde sahen sich lange an. Sie versuchten in den Augen des jeweils anderen verborgene Gedanken zu lesen. Beide waren ohne Falsch. Sie gehörten verschiedenen Rassen an, aber es gab überall und zu jeder Zeit aufrechte Männer, denen ein gegebenes Wort noch etwas galt.

      Cochise und Jeffords waren Freunde, trotz allem, was passiert war, und sie wußten es. Naiche räusperte sich und trat an die Seite seines Vaters.

      »Unsere Aufgabe ist erfüllt. Laß uns gehen.«

      Der Häuptling nickte und wandte sich an Jeffords: »Werden uns die Soldaten zurückhalten, Hellauge, oder…?«

      Thomas unterbrach ihn hastig. »Der Jefe aller Apachenstämme kam als freier Mann hierher, er geht auch als freier Mann. Im Haus seines Freundes Hellauge ist er stets willkommen. How!«

      Cochise neigte dankend sein Haupt. Es war eine majestätische Bewegung.

      »Mein Wickiup ist auch dein Zuhause, Hellauge. Dein Weg in meine Apacheria ist geschützt und für dich so sicher wie die große Wüste im Süden. How!«

      *

      Burt Kelly und Norbert Walker kamen von den Ställen. Sie stanken auch nach Stall. Das Haus lag düster und grau im Bodennebel. Im Osten wogte es grün über dem Gebirge. Ein seltsames Himmelslicht tauchte die Berge in einen faszinierenden Glanz glasgrüner Magie.

      Kelly blieb stehen und blickte nach Osten. Das Licht wechselte in Schwefelgelb über. Drei Tage lang war das Licht im ganzen Land beobachtet worden, und seit drei Tagen hielt es die Menschen in Angst und Schrecken.

      War es ein Naturschauspiel oder indianische Zauberei? Niemand wußte es, weil es in diesem südlichen Land noch nicht gesehen worden war. Auch Jeffords hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte.

      »He, Chief! Sieht miserabel aus, was?«

      Kelly deutete nach Osten und machte ein betretenes Gesicht.

      »Irgend etwas kommt, Chief. Wenn’s keine Rothäute sind, die uns den Garaus machen, dann ein Naturereignis oder indianischer Hokuspokus.«

      Thomas blieb stehen und lachte schallend.

      »Burt, rede keinen Unsinn. Doch nicht schon so früh am Morgen. Was für ein indianischer Zauber soll das sein, Junge?«

      »Die roten Brüder kennen Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht wissen. Das ist so ein verdammter Zauber von ihnen.«

      Jeffords und Walker grinsten. Sie konnten nicht sagen, ob Kelly nur scherzte oder tatsächlich okkultische Neigungen besaß. Von dieser Seite kannten sie den Freund und Mitarbeiter der Butterfield-Line nicht.

      »Ich frage mich, ob das Erscheinen der Apachen einen Knacks bei dir ausgelöst hat, Burt. Beruhige dich wieder. Cochise ist schon lange weg, und morgen verlassen uns die Soldaten. Dann wird wieder Ruhe einkehren in unsere einsame Klause.«

      Thomas klopfte Burt freundschaftlich auf die Schulter und ging davon. Es war bald Herbst. Wenn die Tage auch noch sonnenerfüllt und heiß waren, die Nächte wurden zu bitterkalten Vorahnungen auf den Winter.

      Auf den Höhen ringsum war kein Indianer mehr zu sehen. Cochise hatte Wort gehalten und war am Morgen nach der ereignisreichen Nacht mit seinen Kriegern abgezogen.

      Captain Roberts kam vom nächsten Biwakfeuer und bot Jeffords die Hand. Hegemann, der gerade heißen Kaffee empfing, winkte leutselig.

      »Herrlicher Morgen, was, Mr. Jeffords? Sind wir sie endgültig los, oder greifen sie uns unterwegs noch einmal an?«

      Thomas wußte, wen der Offizier meinte.

      »Sie greifen nicht mehr an. Cochise bricht nie sein gegebenes Wort.«

      »Kommen Sie doch her, Jeffords, und trinken Sie einen starken Kaffee auf Kosten der Army.«

      Lachend ging Thomas zum Feuer, gefolgt von Captain Roberts, der im Scherz sagte: »Gehen Sie nicht so leichtfertig mit dem Armeevermögen um, Hegemann. General Carleton reißt uns sonst den Kopf ab.«

      Jeffords nahm den Kaffee entgegen und blies in die heiße Brühe.

      »Sie sind sicher, daß sich keine Apachen mehr in der Nähe aufhalten?«

      »Ja, Lieutenant. Meine Streckenreiter kämmten das ganze Gebirgsmassiv durch und sahen weder Spuren noch eine einzige Rothaut. Wenn die beiden Jungs etwas in die Hand nehmen, tun sie das gründlich. Die Truppe kann sich fest auf diese Angaben verlassen.«

      »Danke«, sagte Hegemann und warf Roberts einen fragenden Blick zu. Der Captain schüttelte den Kopf. »Noch eine Tasse Kaffee, Mr. Jeffords?«

      Thomas wurde vom Knarren der Tür hinter sich abgelenkt. Er richtete sein Augenmerk auf die Treppe. U.S.-Marshal Marley kam herunter. Seine linke Schulter war dick bandagiert. Den Arm trug er in einer Schlinge.

      »Hallo!« grüßte Jeffords.

      »Guten Morgen!« erwiderte der knorrige Marshal.

      »Wie geht’s, Blechstern?«

      »Danke, Mr. Jeffords. An Ihnen ist ein guter Samariter verlorengegangen.« Marley warf einen prüfenden Blick auf die Höhe. »Endgültig verschwunden oder noch in der Nähe?«

      Thomas wies mit einer Kopfbewegung nach Nordosten.

      »Weit weg. In ihren uneinnehmbaren Bergfestungen lecken sie ihre Wunden und brüsten sich mit ihren Heldentaten. Für eine Weile haben wir vor ihnen Ruhe.«

      »Ich hörte von einem Ihrer Leute, daß Sie eine Kutsche erwarten?«

      »Ja, von Duncan nach Tombstone. Die Route führt über den Paß. Wollen Sie uns schon wieder verlassen?«

      »Es wird Zeit, Mr. Jeffords.«

      »Trotz schwerer Verwundung auf der Menschenjagd?«

      »Menschenjagd? Was soll das heißen? Bin ich ein Skalpjäger? Mann, das sind hartgesottene Outlaws, die an den Galgen gehören.«

      Jeffords war einen Moment verwirrt, Roberts lachte schallend. Er wehrte ab.

      »War doch nicht wörtlich gemeint, Marshal. Um Himmels willen, wir alle wissen, welche Arbeit Sie sich in diesem menschenfeindlichen Land aufgehalst haben. Wenn Sie mich fragen… Um die Outlaws zu finden, brauchen