Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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Land ein paar Tage lang mit Schnee und Kälte bedeckt. Seien Sie sicher, etwas bereitet sich in den Bergen dort drüben vor. Die seltsamen Sonnenaufgänge in den letzten Tagen gaben mir schon zu denken. Das ist nicht normal. Solche Lichter kennt man nur im Norden unseres Landes.

      Roberts betrachtete den Himmel und sah keinerlei Anzeichen für einen Wetterumschwung.

      »Ein Orkan würde mir wenig schmecken, Mr. Jeffords. Trotzdem vielen Dank für die Warnung. Wann, meinen Sie, wird der Blizzard kommen?«

      »Kann man nicht mit Sicherheit sagen, Captain.«

      Hegemann schaltete sich ein. »Sollen wir nicht besser noch ein paar Tage abwarten, Sir? Hier oben sind wir sicher. In der Ebene dagegen werden wir schwer zu kämpfen haben.«

      Roberts zögerte mit der Antwort. Nach einer Weile sagte er: »Hm, es ist unsere Pflicht, zuerst an unsere Leute zu denken. Wir bleiben hier, bis das Unwetter sich ausgetobt hat. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Jeffords?«

      Thomas lächelte. »Und ob ich einverstanden bin. Bessere Gesellschaft kann ich mir gar nicht in dieser Einsamkeit wünschen.«

      Jeffords und Marley trennten sich von den Offizieren und gingen gemeinsam zum Haus.

      »Sie haben etwas auf dem Herzen, mein Freund? Was ist es?« fragte Thomas. »Ich merke die ganze Zeit, daß Ihnen etwas auf der Seele liegt. Raus damit!«

      Marley verzog sein verwittertes Gesicht.

      »Das merkten Sie? Alle Wetter, das ist erstaunlich. Ich hätte da gern was mit Ihnen besprochen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«

      »Für Sie immer. Mann, kotzen Sie’s aus!«

      Sie standen unter der Sturmlampe, die Burt Kelly über der Tür aufgehängt hatte, um den Soldaten die Orientierung zu erleichtern. Marley deutete auf seine bandagierte Schulter und sagte gedrückt: »Ich schaff’s nicht allein, Jeffords. Es ist – verdammt noch mal – eine Achillesferse. Mit einem solchen Handikap wird es mir nicht möglich sein, die Strolche zu verhaften. Ich bin noch nicht richtig an sie herangekommen und schon tot, weil sie meine Schwäche erkennen.«

      »Das sehe ich ein«, entgegnete Jeffords. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Marshal?«

      »Bei der Verhaftung sicher nicht. Das wird diesmal nicht leicht sein, denn sie wissen, daß sie am Galgen landen. Sie haben ein paar ausgezeichnete Jungs in Ihrer Mannschaft. Ich hätte sie mir gern von ihnen ausgeliehen, Mr. Jeffords. Sie werden vereidigt und erhalten zwei Dollar Lohn pro Tag und freie Verpflegung.«

      »Wie bitte?« fragte Thomas erstaunt.

      »Ich rede von Osborne und Tinatra. Ich habe sie kennengelernt und schätze die beiden jungen Männer. Sie werden mir mit Freuden behilflich sein.«

      »Die beiden reiten die Strecke ab und kommen voraussichtlich erst morgen gegen Mittag. Nun gut, wenn ich Ihnen helfen kann, verzichte ich gern auf den Schutz, den die Station durch sie hat. Fragen müssen Sie die beiden aber selbst.«

      »Danke«, sagte Marley und seufzte erleichtert. »Sie sollen es nicht umsonst tun. Ich bin berechtigt, für die Verhinderung von Verbrechen und Verhaftung von steckbrieflich gesuchten Banditen außer dem Tagesbonus eine gewisse Prämie auszuzahlen. Die sollen sie außerdem noch erhalten.«

      Jeffords lachte. »Nicht meine Sache«, sagte er. »Machen Sie das nur mit Larry und Buck aus. Wie kommen Sie gerade auf die beiden?«

      »Sie schießen schnell und sicher und sind charakterlich einwandfrei.«

      »Wie lange werden Sie unterwegs sein?«

      »Drei Tage, denke ich. Für Proviant sorge ich schon.«

      Jeffords nickte. »Okay.«

      *

      Der Santa Cruz war stellenweise so trocken, daß Geröll und kleine Sandbänke aus dem Wasser ragten. Am östlichen Himmel verriet gelber Lichtschein den baldigen Aufgang des Mondes. Conan Pearce warf einen Blick über die Schulter. Er konnte die verschwommenen Umrisse der zerklüfteten Bergkette hinter sich sehen.

      Den ganzen Nachmittag war er das Gefühl nicht losgeworden, verfolgt oder beobachtet zu werden. Sein Pferd schnaubte und spielte mit den Ohren. Sergeant Pearce hob die behandschuhte Linke und ließ die Kolonne hinter sich anhalten. Corporal Bill Hastings kam nach vorn und zügelte sein nervöses Pferd neben ­Pearce.

      »Was ist los, Conny? Warum läßt du anhalten?«

      Pearce zuckte mit den Achseln und starrte auf das seichte Wasser des Flusses, als hätte die erwartete Gefahr von dort kommen müssen.

      »Da draußen treibt sich etwas in der Nacht herum. Verdammt sei der Tag, an dem ich mich entschloß, in die Armee zu gehen.«

      »Was erwartest du? Indianerangriff?«

      »Möglich, ich weiß es nicht. Wir müssen wachsam sein. Gateway ist unser bester Kundschafter. Er soll absitzen und das Flußbett durchqueren. Siehst du die Büsche am anderen Ufer? Die müssen gründlich durchsucht werden. Klar? Joe soll von Nord nach Süd gehen und keinen Strauch auslassen.«

      Corporal Bill Hastings winkte Gateway. Der Gefreite kam heran und folgte mit Blicken dem ausgestreckten Arm des Corporals.

      »Es bewegt sich was dort drüben, Joe«, erklarte Hastings ihm. »Chief Conan meint, daß sich am anderen Ufer zwei Büffel verlaufen haben. Sieh mal nach, was dran ist.«

      »Büffel«, echote Joe Gateway gedehnt. »Du meinst Apachen, Corporal?«

      »Ich bewundere dich, Joe. Du bist ein Genie. Sei vorsichtig, Junge. Und wenn’s dir unter dem Skalp juckt, kehrst du um, verstanden?«

      Joe steckte sich grinsend den kleinen Finger ins rechte Ohr und begann zu schütteln.

      »Mann, Bill, du machst mir die roten Halunken aber besonders schmackhaft. Okay, wenn ich auf welche stoße, lade ich sie zu einem Drink ein.«

      »Aber nicht hier bei uns«, sagte Conan Pearce grinsend. Unsere Damen könnten sich vor ihnen fürchten und die Flucht ergreifen.«

      Joe Gateway schwang sich aus dem Sattel, schob das Gewehr in den Scabbard und verschwand so lautlos wie ein Apache.

      »Wird Zeit, daß dem Jungen mal ein Orden verliehen wird«, sagte Corporal Hastings. »Immer willig und einsatzbereit. Mach dich dafür mal ’n bißchen stark, Conan.«

      »Das verspreche ich dir. Gib acht, er ist fast drüben.«

      Der Halbzug hinter Pearce war abgestiegen. Die Soldaten waren unruhig und hielten ihre Pferde fest am Zügel. Nervös verfolgten sie Gateways Weg über den fast ausgetrockneten Santa Cruz.

      Soldat Joe Gateway blieb vor dem anderen Ufer stehen und starrte die Randbüsche wie feindliche Ungeheuer an. Joe entdeckte eine Lücke in dem Strauchwerk, drehte sich um und winkte beruhigend. Fast alle hoben die Hände und schwenkten sie über dem Kopf. Joes Stiefel machten ein Geräusch auf dem Geröll, als bewegte sich eine Armee durch das Flußbett. Mit einem Sprung stand er auf dem erhöhten Flußufer. Die Blätter der Manzanitas und des Speerdorns glänzten mit ihrer Oberseite fast schwarz, ihre Unterseiten aber strahlten ein seltsames fluoriszierendes Licht ab, das Joe als Orientierung diente.

      Er drang in die Büsche ein. Alles um ihn herum war unheimlich still. Ein dicker Kloß schien dem wagemutigen Soldaten plötzlich im Hals zu stecken. Er schluckte, ging weiter, blieb ab und zu stehen, lauschte und sog prüfend die Luft ein. Modergeruch des faulenden Humusbodens drang ihm in die Nase.

      Der Soldat aus Fort Buchanan gelangte auf eine Lichtung. An ihrem Rand blieb er spähend stehen, sah nichts und setzte sich wieder in Bewegung. Jenseits des Freiplatzes drang er in den Grüngürtel ein. Hinter Joe schnellten die dornigen Zweige zusammen.

      Eine Art Wildwechsel kreuzte seinen Weg. Als Joe Gateway aufblickte, sah er eine Gestalt vor sich. Unbeweglich stand sie vor ihm und starrte ihn an.

      Zu Tode erschrocken wich Joe einen Schritt zurück. Er kam nicht auf den Gedanken, seinen Revolver zu ziehen.