Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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vor Gateway blieb er stehen. Gebieterisch streckte er die Hand nach dem Weißen aus. Links und rechts neben Joe raschelte es in den Büschen, ehe ihm bewußt wurde, daß er den Apachen in die Falle gegangen war.

      Cochise sagte nur ein einziges Wort: »Zastee!«

      Etwas Dunkles wand sich aus den Büschen. Eine Klinge drang von hinten in Joes Körper. Im Fallen erstickte Joes Warn- und Angstschrei.

      Eine Gruppe Apachen tummelte sich auf dem schmalen Wildpfad. Im Nu war der Tote entkleidet. Nackt ließen sie ihn liegen. Cochise gab mit gutturaler Stimme Befehle. Er handelte nach einem Plan und trieb die Krieger an.

      Ein Chiricahua streifte sich die blaue Uniform über und preßte den Feldhut auf die langen Haare. Sein dunkles Gesicht hatte er mit Kalk hell gefärbt. Cochise musterte den Mann. Von weitem konnte man ihn für ein Bleichgesicht halten. Er nickte dem Krieger zu, der sich umdrehte und dem Wildwechsel in Flußrichtung folgte.

      Hinter den Randbüschen verharrte der Krieger. Mehr als 20 Apachen lauerten in der Nähe. Die Rothaut in Uniform trat vor die Sträucher, winkte zur anderen Seite hinüber und verschwand wieder in dem Dickicht. Die Indianer beobachteten, wie sich die Soldaten unterhielten, wie sie gestikulierten und zögerten.

      Einer legte die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte: »He, Joe, ist die Luft rein?«

      Cochise sagte dem verkleideten Krieger, was der Weiße gerufen hatte. Die Rothaut trat noch einmal vor und ruderte wild mit den Armen. Dann winkte er wieder und deutete auf das bewachsene Ufer.

      Sergeant Conan Pearce ließ sich tatsächlich täuschen. Er sah Hastings an und sagte: »Mann, was redest du für’n dummes Zeug? Das ist Joe, der uns das Zeichen gibt. Los, reiten wir.«

      Er trieb sein Pferd in den Fluß. Der Halbzug, bestehend aus zwölf Mann, folgte. Von Joe Gateway war im Augenblick nichts mehr zu sehen. Hätte Pearce auf seinen Instinkt vertraut und nicht auf eine ungewisse Optik in der Sternennacht, wäre das Massaker am Santa Cruz wahrscheinlich nicht erfolgt. Er aber hörte nicht auf seine innere Stimme und führte die Patrouille aus Fort Buchanan in den Tod.

      Corporal Hastings und die Soldaten Clymer und Geer drangen zuerst in die Büsche. Ihre Pferde schnaubten aufgeregt und unwillig. Bill Hastings wollte ein Tier parieren, gewarnt durch sein seltsames Gebahren, aber Conan Pearce drängte von hinten nach und schob den Corporal förmlich in das Dickicht.

      Von Gateway war nichts zu sehen. Pearce legte die Hände an den Mund und rief Joes Namen. Keine Antwort. Nur das leise Klirren der Gebißstangen und das unruhige Stampfen der Pferde durchdrang die Nacht.

      Pearce trieb seinen Wallach auf einem kaum sichtbaren Pfad tiefer in das Dickicht und wollte sich dann irgendwo außerhalb der Vegetation nach Süden wenden. Tubac war das Ziel der Patrouille. Und wenn sie die kleine Ansiedlung erreicht hatten, konnten sie wieder umkehren und nach Nordosten reiten.

      Der Sergeant näherte sich der Lichtung, die schon Gateway zum Verhängnis geworden war, kreuzte den Wildwechsel, folgte ihm so lange, bis sein Pferd zitternd und ängstlich schnaubend steilte und ihn fast abwarf.

      Das deutliche Alarmzeichen übersah Pearce nicht. Aber es war zu spät. Als er zum Revolver griff, sah er eine grau und weiß gekleidete Gestalt wie ein Schemen auf dem Weg auftauchen. Der Indianer trug ein weißes Stirntuch, Kittelhemd aus grauem Kaliko, Tuchhosen und kniehohe Mokassins.

      Pearce wußte, wer ihm eine Falle gestellt hatte: Cochise.

      Er stand vor ihm, richtete den Arm auf den Weißen und rief: »Zastee! Tötet!«

      In dieser Nacht schien alles zur Lautlosigkeit erstarrt zu sein. Geräuschlos wie Katzen brachen Apachen aus den Büschen. Mit pantherähnlichen Sprüngen glitten sie hinter die Soldaten, töteten sie und skalpierten sie.

      Nach einer halben Minute war alles vorbei. Niemand aus der Patrouille lebte mehr. Cochise befahl, die Pferde der Weißen wegzuführen und die Toten zu entkleiden.

      Als der Mond hinter der Wolkenbank hervorlugte, wurde das schauerliche Bild indianischen Strafvollzugs deutlicher sichtbar.

      Von Cochises Chiricahuas war weit und breit nichts mehr zu entdecken. Der zweite Guerillakrieg des Häuptlings hatte mit einer Bluttat begonnen, die schlagartig wieder Furcht und Grauen in die Herzen der Weißen einziehen ließ.

      Der Chief aller Apachenstämme war zu seiner anerzogenen und naturgegebenen Kampfesweise zurückgekehrt und bekämpfte die Weißen von nun an nicht mehr in offener Feldschlacht.

      *

      Die Sonne war in einer Farbenpracht untergegangen, wie man sie selbst im äußersten Südwesten von Arizona nur selten zu Gesicht bekam. Tiefe Schatten lagen über den Minen von Tombstone und den engen Canyons. Die Hitze hing noch immer zwischen den Wänden.

      Die drei Pferde trotteten hinter dem Felsvorsprung hervor und verschwanden in der gewundenen Schlucht, die aus dem Minengebiet führte. Fledermäuse verließen ihre Verstecke und flatterten durch die heraufziehende Dunkelheit, verfolgt von grell pfeifenden Nachtfalken, die sie erbarmungslos jagten.

      Kaninchen krochen aus ihren Bauten und suchten ihre Wasserlöcher auf. Kleine Füchse und andere Raubtiere strichen lauernd und witternd auf der Suche nach Nagetieren umher.

      Das nächtliche Karussell des Fressens und Gefressenwerdens hatte begonnen. Das große Töten unter den Sternen begann. Die Schwächeren wurden von den Stärkeren überrascht, die später dann selbst zur Beute von noch Stärkeren wurden. Die Nacht in der Wüste war die Zeit der Jäger und legte zu keiner Stunde eine Pause ein.

      Marshal Drew Marley wischte sich den Schweiß von der Stirn. Larry Osborne schob den Priem in die andere Backe und spuckte einen langen Tabakstrahl auf einen Nacht-Gecko, dessen lange, klebrige Zunge nach Insekten angelte.

      »Ich hatte gehofft, die beiden Hundesöhne in Tombstone anzutreffen«, sagte Marley, dessen linke Schulter noch dick verbunden war. »Fehlanzeige. Wenigstens etwas habe ich erreicht, und das ist für mich schon ein Erfolg.«

      Buck Tinatra grinste breit. Er warf seinem Busenfreund Larry einen verschmitzten Blick zu und fragte scheinheilig: »Was, lieber Blechstern, ist dir so Freudiges begegnet? Eine Jungfrau im Schlafrock oder die Friedenstaube mit einem Palmzweig im Schnabel?«

      »Weder noch, Witzbold. Larry, nimm dir deinen Busenfreund mehr zur Brust. Es gehört sich nicht, wie er mit einem Vorgesetzten spricht.«

      »Ach, du dickes Ei! Jetzt ist er schon unser Vorgesetzter. Und das bei zwei Dollar pro Tag und einer mageren Prämie im Erfolgsfalle.« Larry schniefte laut und strich gespielt liebevoll über sein Abzeichen, das auf seiner Weste prangte.

      »Buck, schmeißen wir ihm die rostigen Orden vor die Füße und verduften, bevor er sich zum lieben Gott erhebt und uns gar nichts mehr zahlt.«

      Buck Tinatra lachte lauthals. »Seien wir gnädig mit ihm, dem Stolzen, Eingebildeten, und behalten wir die Sterne noch einige Tage. Wurden sie uns doch von einem Unwürdigen verliehen.«

      »Nur auf Zeit«, wehrte Marley kichernd ab. »Glaubt ja nicht, daß ich euch einen Sündenlohn zahle, nur damit ihr mit ’nem Blechstern in den Städten angeben könnt. Die Dinger nehme ich euch wieder ab, sobald wir die beiden Kerle gefaßt haben.«

      »Dachte ich’s mir doch«, seufzte Tinatra. »Gesetz und seine Vertreter sind so geizig wie unsere Regierung. Ich hab’s mir anders überlegt, Larry. Komm, wir verduften. Ich bin’s sowieso leid, mir den lieben langen Tag die beiden Dollar vorwerfen zu lassen, die er uns zahlen will. Der verdammte Jammerlappen legt sich vor Geiz noch krumm.«

      »Der Himmel pfeift euch Halunken was.« Marley lachte. »Jetzt reiten wir erst einmal durch die Hölle. Was glaubt ihr, wohin es geht? Zu einem Tanzplatz für liebestolle Cowboys? Irrtum!«

      Marley deutete auf die dunklen Dragoons, die wie eine Wand vor ihnen aus der Finsternis stiegen.

      »Wenn wir diesen Gebirgsstock hinter uns haben, wißt ihr, was die Hölle ist. Ihr werdet wunde Hintern vom Reiten haben, die Zunge wird euch meilenweit aus dem Hals hängen,