Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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      Drew Marley lachte scheppernd.

      »Wieso? Mann, hast du ’ne Ahnung. Die Apachen werden uns so voller Pfeile spicken, daß wir wie Stacheltiere aussehen werden. Sie werden uns…«

      »Nichts«, unterbrach Buck Tinatra ihn grinsend, »gar nichts werden sie. Und weißt du warum? Weil sie uns nicht zu Gesicht bekommen werden.«

      »Da wirst du dich aber wundern, mein Junge«, sagte der Marshal. »Die haben uns längst entdeckt. Cochise hat seine Späher überall, und gerade die Dragoons hält er fest im Griff. Ein Weißer, der in die Chiricahuas oder in die Dragoons eindringt, ist so gut wie tot, wenn er nur seinen Fuß auf Apachengebiet setzt.«

      »Unsere Abzeichen…«

      »… nützen uns keinen Deut, wenn er sie nicht respektiert«, unterbrach Andrew Marley ihn.

      »Dir hat’s doch auch geholfen.«

      »Ja, mir.« Mehr sagte der Marshal nicht.

      Mit dem Fortschreiten der Nacht war es kühler geworden. Kalte Winde fegten von den schneebedeckten Berggipfeln und ließen die Reiter frösteln.

      »Wann machen wir Lager?« fragte Buck Tinatra.

      »Kein Camp.« Marley schüttelte den Kopf. »Wenn wir eine kurze Frühstückspause einlegen, reicht das. Wir sind dann gegen Mittag in Huachuca.«

      »Denkst du altes Streitroß auch an unsere Pferde?« schaltete sich Larry Osborne trocken ein.

      »Wir reiten im Schritt oder im Trab. Das halten sie einen Tag und eine Nacht durch.«

      Von nun an ging der Ritt ohne Gespräche weiter. Die Gegend wurde von Minute zu Minute wilder, zerklüfteter. Kein Laut war zu hören.

      Die Nacht verlief ereignislos. Gegen Morgen zeigten die Pferde doch Ermüdungserscheinungen. Marley be­schloß, eine Pause einzulegen, um sie zu füttern und zu tränken. Als erstes Frühlicht in die Täler drang, stießen sie auf einen Talkessel, der zum Lagern geeignet war. Der Marshal stieg ab und führte sein Pferd zu einem verfilzten Gebüsch. Er leinte es an, sattelte ab und gab dem Braunen erst einmal zu saufen. Dann hing er ihm den Futtersack vor.

      »Feuer?« fragte Larry. »Ein kleines Feuerchen, großer Boß? Eine Tasse Kaffee würde unsere Lebensgeister wecken.«

      »Kein Feuer«, antwortete der Gesetzeshüter. »Ihr seid wohl lebensmüde, wie? Rauch riechen Apachen auf eine Meile. Wollt ihr unbedingt, daß unsere Skalps in der Mittagssonne vor irgendeinem Jacale trocknen?«

      »Ich denke, Cochise ist dein Freund? Er wird uns schon nichts tun.«

      »Er vielleicht nicht«, erwiderte Marley grob, »aber seine Krieger. Die kümmern sich einen Dreck darum, was der Häuptling will oder nicht will. Laßt’s sein, ich warne euch, Jungs.«

      Nach zwei Stunden Pause drängte Drew Marley schon wieder zum Aufbruch. Ausgeruht griffen die Pferde wacker aus. Die Schlucht stieg an und endete auf der Mesa. Eine ganz zerklüftete und ineinander verschachtelte Bergwildnis tat sich nun vor ihnen auf.

      Gegen Mittag hatten sie die Mesa unter sengender Sonne überquert und standen vor einem gewundenen Canyon, der sich wie ein Wurm in die Gebirgswelt hineinfraß. Sosehr die drei Weißen auch suchten, es gab keinen Abstieg in die Tiefe.

      »Nach Südwesten«, sagte Marley und deutete in die Richtung.

      Er und Buck Tinatra ritten an, doch Larry hielt sein Pferd zurück und neigte lauschend den Kopf. Von irgendwoher drangen Geräusche zu ihnen herauf. Zuerst war es nur ein lautes Knirschen, das in Rollen und Mahlen überging. Dann vernahmen sie alle die heiseren Rufe, Peitschenknallen, Schüsse und schließlich das schrille Kriegsgeschrei der Apachen.

      Eine sechsspännige Kutsche fegte um eine Kurve. Das Gespann wurde durch gezielte Peitschenhiebe des Fahrers erbarmungslos getrieben. Der Begleitmann auf dem Bock war tot. Er hing über der Armstütze, zwei Pfeile in seinem Rücken.

      Aus dem Kasten fielen in sporadischen Abständen laute Revolverschüsse, die kaum Schaden unter den verfolgenden Apachen anrichteten. Mehr als zehn schreiende Krieger folgten auf ihren flinken Ponys dem Gefährt.

      »Jesus? Können wir den armen Teufeln nicht helfen?«

      Marley schüttelte den Kopf. »Nicht von hier oben aus. Seht doch selbst.« Er stieß die Worte aufgeregt hervor. Die Concord hatte das Ende der Geraden erreicht, rollte langsamer, um in der Kurve nicht umzustürzen.

      Die ersten indianischen Reiter nutzten den toten Winkel des feuernden Revolvers aus, um die Kutsche zu überholen und aufzuspringen. Zwei andere Krieger hielten die Leitpferde an.

      Von da an waren es nur Sekunden, bis die Tragödie vorüber war.

      Die Todesschreie im Canyon waren lange verhallt, als Marley mit seinen beiden Freunden einen Abstieg fand, den auch steifbeinige Pferde benutzen konnten.

      Als sie die Stätte des Dramas erreichten, gab es für sie nichts mehr zu tun.

      Der Fahrer hing tot und skalpiert auf dem Bock. Den bewaffneten Begleitmann hatten sie ebenfalls skalpiert, obwohl er lange vorher gestorben war. Von den vier Insassen lebte niemand mehr. Den beiden Frauen hatte man das Kopfhaar gelassen, aber ihre männlichen Begleiter hatten das gleiche Schicksal wie Kutscher und Beifahrer erlitten.

      Das Fahrzeug brannte. Marley, Buck und Larry löschten die Flammen mit Sand. Die Apachen hatten die Pferde mitgenommen. Ebenso alles andere, was ihnen von Wert erschien.

      *

      Am frühen Nachmittag war alles getan. Buck und Larry hatten in einer Sandmulde ein Grab geschaufelt und die Toten auf eine Decke gebettet. Marley sprach ein Gebet. Danach wurde das Grab mit Steinen und breiten Felsstücken zugedeckt. Über den Hügel schaufelte man Sand.

      Der Marshal hatte bei den Grabarbeiten ständig die Gegend beobachtet. Er wirkte nervös und zeigte es auch ganz deutlich.

      Larry fragte ihn: »Was ist los, Blechstern? Hast du Schiß? Die kommen bestimmt nicht wieder.«

      »Rede nicht solch ein dummes Zeug, Armleuchter. Ich und Schiß? Sieh doch mal zu der Stelle hoch, wo wir vor ein paar Stunden noch standen.«

      Larry und Buck hoben gleichzeitig die Köpfe. Sie richteten sich auf und standen starr wie Ölgötzen.

      »Ich werde verrückt!« keuchte Larry. »Das ist doch… Ist das nicht Cochise?«

      »Er ist es«, bestätigte Marley, nahm die Schaufel, die er im Wagenkasten der Kutsche gefunden hatte, und warf sie weit von sich.

      »Er beobachtet uns«, sagte Buck ahnungsvoll. »Mann, Drew, mir

      juckt’s unter der Kopfhaut, als wenn da tausend Ameisen rumkrabbelten.«

      »Habe ich euch nicht gesagt, daß ihr die Hölle kennen werdet, wenn wir die Dragoons hinter uns haben?«

      »Du hast uns nicht gesagt, daß wir von Cochise persönlich beobachtet werden.«

      Der Marshal grinste und zwirbelte seinen Texasschnurrbart.

      »Laß ihn nicht merken, daß du die Hosen voll hast, Junge. Er kommt sonst runter und nimmt dich persönlich vor. Los, auf die Gäule! Wir machen uns aus dem Staub und suchen eine Gegend auf, wo die Luft nicht so eisenhaltig ist.«

      Sie warfen einen letzten Blick nach oben. Der Häuptling stand reglos auf einem erhöhten Punkt und starrte zu ihnen herunter. Mit keinem Zeichen ließ er erkennen, daß er Marley kannte. Fast übergangslos war die imposante Gestalt plötzlich verschwunden, von einem Augenblick zum anderen.

      Marley und die beiden Freunde schwangen sich auf ihre Pferde. Mit einem letzten Blick auf die Stätte des Grauens folgten sie dem Weg durch den Canyon.

      »Ich glaube, Drew, der Apache hat das Kriegsbeil gegen den weißen Mann wieder ausgegraben«, sagte Larry Osborne gedrückt. »Was geschieht jetzt und in Zukunft?«

      »Krieg nach seiner Art.«

      »Was