Den ungeduldigen, fordernden Nachwuchsmanager kann er nicht halten, die brave Musterschülerin, die hofft, für ihre Leistungen irgendwann belohnt und befördert zu werden, schon.
Im Übrigen bin ich überzeugt: Frauen – wenn sie Chefinnen sind – ticken ähnlich. Ich zumindest habe in meiner aktiven Managerinnenzeit die Effizienz, mit der Frauen Aufgaben erledigen, sehr geschätzt. Ebenso wie den Effekt, den Männer mit dem Schlagen von Pfauenrädern für sich und die Abteilungsprojekte erzielen. Offen gestanden, diesen Nutzen habe ich erst viel später erkannt. Zuvor hat mich und etliche Kolleginnen dieses Imponiergehabe regelmäßig auf die Palme gebracht.
Ein gutes Image zieht gute Leute und gute Projekte an
Frauen arbeiten mehr am Projekt, Männer machen es bekannt. Schnell neigen wir dazu, dem Kollegen vorzuwerfen, er schmücke sich mit fremden Federn. Zu schnell. Klar tut Mann das für sein Image und seinen Bekanntheitsgrad. Aber in dieser Botschafterrolle rückt er auch das gesamte Projekt ins Rampenlicht und lässt die anderen Projektmitglieder als Gewinner erscheinen. Eine bessere Motivation gibt es nicht. Wenn Sie ein Topprojekt an Land gezogen haben, müssen Sie es auch konsequent vermarkten und einen Teil Ihrer Zeit damit verbringen, Ergebnisse und Erfolge sichtbar darzustellen. Und nicht den Kollegen bitten: »Stell du das ruhig vor.« Klappern gehört nun einmal zum Karriere-Handwerk. Auch im Konzern. Starke Botschaften statt falsche Bescheidenheit senden, lautet die Devise.
Ihr Image ist nicht nur für Sie persönlich karriererelevant, sondern als Führungskraft auch für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch ganze Teams und Abteilungen stehen im Unternehmen im Wettbewerb und vergleichen sich untereinander. In vielen Unternehmen gibt es Bereiche, die als regelrechte Karrieretreiber gelten – die die Ideen oder Führungskräfte von morgen hervorbringen. Das persönliche Image ist eng mit dem Abteilungsimage verbunden. Ein gutes Image zieht gute Leute und gute Projekte an. Man traut Ihnen und Ihren Leuten die Leitung des neuen Vertriebs- oder IT-Projektes zu. Der gute Ruf, der Ihnen vorauseilt, bringt Ihnen Ressourcen: Budgets, Sachmittel, Manpower – neue Aufgaben und größere Gestaltungsspielräume. Und damit tolle Karrierechancen für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ganz abgesehen von Ihren eigenen Perspektiven im Unternehmen.
Praxistipp: Was Frauen erfolgreich macht
MARTINA SANDROCK,
Geschäftsführerin Sara Lee Deutschland und Österreich:
»Es sind die Mitarbeiter, die darüber entscheiden, ob ein Unternehmen durchschnittliche oder Spitzenleistungen hervorbringt. Bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern lege ich auf drei Bedingungen besonderen Wert:
Sie müssen außergewöhnlich hungrig auf unternehmerischen Erfolg sein und den Eindruck vermitteln, dies auch in 20 Jahren noch zu sein.
Sie müssen über eine zähe Disziplin verfügen – ich selbst lebe diese jeden Tag vor und bin überzeugt, ohne geht es nicht. Sie müssen andere Menschen begeistern können – mit ihrer Ausstrahlung, ihrem Engagement und ihrer Authentizität.«*
1.1 Die Konkurrenz schläft nicht
Die weibliche Qualifizierungsoffensive der letzten Jahre hat die Startchancen der Frauen erhöht, aber auch den Wettbewerb zwischen Männern und Frauen. Und sie hat damit eine neue Situation am Arbeitsmarkt geschaffen: Männer konkurrieren nicht mehr nur mit Männern, sondern Männer konkurrieren auch mit Frauen um die gleichen Positionen. Für Männer sind diese selbstbewussten und hoch motivierten Frauen, die Karriere machen wollen, nur eine weitere Gruppe potenzieller Konkurrenten auf Augenhöhe. Frauen sollten nicht auf Wunder warten und darauf, dass Männer ihnen die Tür zum Chefbüro weit aufhalten.
Frauen müssen konkurrenzbereiter werden
Frauen müssen sich dieser neuen Konkurrenzsituation bewusst sein und konkurrenzbereiter werden. Männer lieben nun einmal Konkurrenz, Frauen bevorzugen Kooperation. Beides wird im Business gebraucht. Ein cooles Kunstwort dafür gibt es schon: Co-opetition – zusammengesetzt aus Cooperation und Competition. Wenn es so simpel wäre …
Das sagen Frauen:
»Wer sich in Konkurrenz begibt, muss sie auch aushalten können.«
MAYBRIT ILLNER: Frauen an der Macht
Dabei geht es nicht um aggressive Ellenbogenmentalität, sondern um sportlichen Wettbewerb. Die Büropolitik ist bestimmt von Gegensätzen: von Hierarchie und Teamwork, von Entscheidungsmacht und Partizipation, von Transparenz und Geheimhaltung und eben auch von Kooperation und Konkurrenz – zwischen den Geschlechtern ebenso wie unter ihnen.
Abschreckungsmanöver der Männer
Männer haben diesen Konkurrenzdruck längst registriert, beäugen mit Argwohn, wenn Frauen den Karrierewunsch einem Kinderwunsch vorziehen. Es gibt Anzeichen für einen neuen Geschlechterkonflikt und Stimmen, dass Frauen den Männern Karrierechancen wegnähmen. Kein Wunder, wenn die früher netten Jungs im Kampf um Markt- und Machtpositionen mit verschärftem Revierverhalten reagieren.
Das sagen Männer:
»Und natürlich ist dem Mann die drohende Konkurrenz bewusst. Deutschland ist kein Wachstumsland, auch Männer ringen heutzutage um gute Jobs. Von Frauenförderung sind viele also nicht begeistert: Warum sollten sie freiwillig den Platz frei machen?«
MICHEL DOMSCH, Wirtschaftsprofessor und Koordinator
der Internetplattform www.genderdax.de1
In meiner Umfrage unter 164 Managerinnen und Managern mehrerer Großunternehmen bin ich der Angst der Männer vor zusätzlicher weiblicher Konkurrenz nachgegangen. Es war zu erwarten, dass die befragten weiblichen Führungskräfte der Aussage, dass die Präsenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, und speziell auf dem für Führungspositionen, in zunehmender Konkurrenz zu den Männern steht, stärker zustimmen als die befragten Manager. Aber auch Männer tun diesen Punkt nicht als gar nicht zutreffend ab. Interessanterweise stimmen vor allem Männer im unteren und mittleren Management dieser Annahme voll oder teilweise zu – und zwar gut jeder dritte Mann (35 Prozent) auf der unteren Führungsebene und mehr als jeder zweite (71,4 Prozent) auf der mittleren Führungsebene.
Frauen sind längst ernst zu nehmende Konkurrenz für Männer
Verbreitete Glaubenssätze, dass es – überspitzt formuliert – Konkurrenz zwischen Männern und Frauen eigentlich gar nicht geben kann, weil Frauen keine ernst zu nehmenden Rivalen sind, scheinen offenbar einer anderen Zeit zu entstammen. Aufstiegspositionen sind knappe Güter, und das mit steigender Tendenz, sodass prinzipiell immer Konkurrenz auch und gerade zwischen Führungskräften besteht.
Jahrelang haben Frauen sich darüber beklagt, dass sie nicht ernst genommen werden. Jetzt nehmen Männer sie ernst. Sehr ernst. Das macht Frauen zu Mitbewerberinnen auf Augenhöhe, ob sie wollen oder nicht. In Zeiten von globalem Wettbewerb und Führungskräftemangel mag es zwar wirtschaftlich vernünftig sein, sich die Talente aus dem Angebot beider Geschlechter zu sichern. Dabei werden Männer aber nicht tatenlos zuschauen. Rechnen Sie mit Abschreckungsmanövern und Machtproben.
An dieser Stelle erlauben Sie mir ganz kurz, wissenschaftlich zu werden, falls dieses Buch in die Hände von Ökonomievertreterinnen