frei den Mann, der gestern ward gesetzt,
Der wider uns geschmäht hat; wir erwägen,
Daß Übermaß von Wein ihn angereizt,
Und da er sich besinnt, verzeihn wir ihm.
Scroop.
Das ist zwar gnädig, doch zu sorgenlos.
Laßt ihn bestrafen, Herr, daß nicht das Beispiel
Durch seine Duldung mehr dergleichen zeuge.
König Heinrich.
O laßt uns dennoch gnädig sein!
Cambridge.
Das kann Eur Hoheit und doch strafen auch.
Grey.
Ihr zeigt viel Gnade, schenkt Ihr ihm das Leben,
Nachdem er starke Züchtigung erprobt.
König Heinrich.
Ach, Eure große Lieb und Sorg um mich
Sind schwere Bitten wider diesen Armen.
Darf man ein klein Versehn aus Trunkenheit
Nicht übersehn, wie muß der Blick es rügen,
Erscheint vor uns, gekäut, verschluckt, verdaut
Ein Hauptverbrechen? – Wir lassen doch ihn frei,
Ob Cambridge, Scroop und Grey, aus treuer Sorge
Und wacher Hütung unserer Person
Gestraft ihn wünschen. Nun zur fränkschen Sache:
Wem wurde letzthin Vollmacht zugeteilt?
Cambridge.
Mir eine, gnädger Herr.
Ihr hießt mich, heute sie von Euch begehren.
Scroop.
Mich auch, mein Fürst.
Grey.
Mich auch, mein königlicher Herr.
König Heinrich.
Da, Richard Graf von Cambridge, habt Ihr Eure; –
Da Ihr, Lord Scroop von Masham; – und Herr Ritter
Grey von Northumberland, das hier ist Eure: –
Lest und erkennt: ich kenne Euren Wert.
Mylord von Westmoreland, und Oheim Exeter,
Wir gehn zu Nacht an Bord – Wie nun, ihr Herrn,
Was steht in den Papieren, daß ihr euch
So gar entfärbt? – Seht, wie sie sich verwandeln!
Die Wangen sind Papier. – Was lest ihr nur,
Das euer feiges Blut so hat verjagt
Aus eurem Antlitz?
Cambridge.
Ich gesteh die Schuld
Und beuge mich vor Eurer Hoheit Gnade.
Grey und Scroop.
An die wir all uns wenden.
König Heinrich.
Die Gnade, die noch eben in uns lebte,
Hat euer Rat erdrückt und umgebracht.
Schämt euch und wagt von Gnade nicht zu sprechen;
Es fallen eure Gründ auf euch zurück,
Wie Hunde, die den eignen Herrn zerfleischen.
Seht, meine Prinzen und ihr edlen Pairs,
Den Abschaum Englands! Mylord von Cambridge hier
Ihr wißt, wie willig unsre Liebe war,
Mit allem Zubehör ihn zu versehn,
Das seiner Ehre zukam; und der Mann
Hat, leichtgesinnt, um wenig leichte Kronen
Mit Frankreichs Ränken sich verschworen, uns
In Hampton hier zu morden! – was mit ihm
Der Ritter dort, nicht wen'ger meiner Güte
Als jener schuldig, auch beschwor. – Doch, oh!
Was sag ich erst von dir, Lord Scroop, du wilde,
Grausame, undankbare Kreatur?
Du, der die Schlüssel meines Rates trug,
Der meiner Seele sah bis auf den Grund,
Der mich beinah in Gold ausprägen mochte,
Hättst du um Vorteil dich bei mir bemüht:
Ists möglich, daß aus dir die fremde Löhnung
Nur einen Funken Übels konnte ziehn,
Den Finger mir zu kränken? 's ist so seltsam,
Daß, sticht die Wahrheit gleich so derb hervor
Wie Schwarz auf Weiß, mein Aug sie kaum will sehn
Verrat und Mord, sie hielten stets zusammen
Wie ein Gespann von einverstandnen Teufeln,
So plump auf ein natürlich Ziel gerichtet,
Daß die Verwundrung über sie nicht schrie;
Du aber, wider alles Ebenmaß,
Läß'st dem Verrat und Mord Erstaunen folgen.
Und was es für ein schlauer Feind auch war,
Der so verkehrt auf dich hat eingewirkt,
Die Hölle hat den Preis ihm zugesprochen;
Denn andre Teufel, die Verrat eingeben,
Staffieren, stutzen die Verdammnis auf
Mit Flicken, falschen Farben, Schaugepränge,
Vom Gleisnerschein der Frömmigkeit entlehnt;
Doch er, der dich gemodelt, hieß dich aufstehn,
Gab keinen Grund dir, den Verrat zu üben,
Als weil er nur dich zum Verräter schlug.
Wenn dieser Dämon, der dich so bedrückt,
Mit seinem Löwenschritt die Welt umginge,
Zum öden grausen Tartarus zurück
Würd er sich wenden, um den Legionen
Zu sagen: «Keine Seele werd ich je
So leicht als dieses Englischen gewinnen.»
O wie hast du mit Argwohn nun vergällt
Die Süßigkeit des Zutrauns! Zeigt sich jemand treu?
Nun wohl, du auch. Scheint er gelehrt und ernst?
Nun wohl, du auch. Stammt er aus edlem Blut?
Nun wohl, du auch. Scheint er voll Andacht?
Nun wohl, du auch. Ist er im Leben mäßig,
Von wildem Ausbruch frei in Lust und Zorn,
Von