Ernst Vlcek

Perry Rhodan 133: Die Ewigen Diener (Silberband)


Скачать книгу

Kaufvater, durchfuhr es ihn.

      »Was habt ihr getan?«, rief er. »Habe ich euch nicht wie meine eigenen Kinder behandelt? Ich habe euch sogar das Leben gerettet. Es ist verboten, die Armadamonteure zu manipulieren! Beim geweihten Ei, ihr tragt keine Armadaflamme. Also seid ihr nichts, es dürfte euch gar nicht geben – ihr existiert nur durch mich. Enklich Fain, wenn du mich um Verzeihung bittest, werde ich Milde walten lassen. Falls du mit deinem gesetzlosen Treiben fortfährst, erwartet dich eine schreckliche Strafe, wie sie nie ein Kauf...«

      »Genug geschwatzt, Flößer«, knurrte Fain. »Betrachte dich als abgesetzt. Wir übernehmen das Kommando über das Floß, und wenn du brav bist, kannst du das Deck fegen. Sagst du aber ein falsches Wort, lasse ich dich von den Monteuren auseinandernehmen.«

      Ankbhor-Vuul schaukelte bedächtig hin und her. »Ich bin gut im Auseinandernehmen. Am Fuß der Dreizackklippen habe ich Totonar-Rroon in alle Teile zerlegt und ...« Wieder kam Vuul nicht dazu, seine Geschichte zu Ende zu bringen.

      Dameniszer stieß einen Schrei aus und deutete mit den Schlingarmen in die Höhe. Fain hielt plötzlich einen Paralysator aus dem Arsenal in der Hand. Ehe Fain abdrücken konnte, aktivierte Crduun seinen Schutzschirm, und ein kräftiger Schub aus dem Tornisteraggregat ließ ihn aufsteigen.

      Vom Floßkopf rasten die elf verbliebenen Armadamonteure heran. Schnell hatten sie auf den Notruf reagiert.

      Crduun mahlte grimmig mit den langen Beißzangen. »Packt die Kaufsöhne und neutralisiert die Abtrünnigen!«

      Er brauchte nur zu warten, bis seine Monteure die umprogrammierten Roboter neutralisiert und die Kaufsöhne festgenommen hatten, und dann ...

      Unter ihm blitzte es auf. Von einem Moment zum nächsten platzten zwei von Crduuns Monteuren auseinander. Ein dritter erhielt einen Streifschuss und trudelte ab, prallte auf einen Essenzenballen und brach auseinander.

      Fains Monteure griffen paarweise an. Crduun zischte und knackte vor Zorn und Entsetzen. Der Kaufsohn musste einen Kampf erwartet und die Monteure entsprechend programmiert haben. Der Überraschungseffekt war auf seiner Seite. In einer Auseinandersetzung zwischen Robotern konnte eine Hundertstelsekunde über Sieg oder Niederlage entscheiden.

      »Ergib dich, Flößer!«, verlangte Fain. »Du hast keine Chance!«

      Crduun verzichtete auf eine Antwort, zu sehr wurde er vom Kampf der Armadamonteure abgelenkt. Ihre Schutzschirme waren schwach, die Bewaffnung bestand lediglich aus Desintegratoren, die dem Zuschneiden von Essenzenstangen dienten. Ihr Programm bot nicht die taktischen und strategischen Finessen von Kampfmaschinen. Allerdings schien Fain auch daran gedacht zu haben; die von ihm umprogrammierten Roboter agierten wesentlich geschickter.

      Nach kurzer Zeit waren Crduuns Monteure aufgerieben. Vor Schreck starr verfolgte er ihre Vernichtung. Die missratenen Kaufsöhne meinten es ernst. Skrupellos hatten sie die unersetzbaren Maschinen vernichtet. Was sollte werden, falls sich Essenzenstangen verschoben oder ein Defekt in den Goon-Blöcken auftrat? Der Zorn über die Rabensöhne spülte Crduuns in langen Flößerjahren erworbene Gelassenheit hinweg.

      Während er mit den Sehfühlern Fains verbliebene vier Armadamonteure beobachtete, löste er mit der rechten Greifklaue Biss von der magnetischen Hüfthalterung. Erinnerungen an jenen Tag brachen in ihm auf, an dem er als junge Wartekönigin zum Flaggschiff der hyrktischen Armadaeinheit gerufen worden war. Die Stammeskönigin persönlich hatte ihm Biss übergeben, die Waffe der Ahnen, die seit Generationen von Königin zu Königin wanderte. In jenem Moment hatte Crduun verstanden: Er war die ausersehene Wartekönigin, die die Nachfolge der alten Hüterin des Stammes antreten sollte.

      Doch die Ernennung zum Armadaflößer hatte alle Träume zerstört, ihm die Vergangenheit und das Geschlecht genommen und ihm zum Ausgleich nur Einsamkeit gegeben. Allein Biss war ihm geblieben.

      Crduun hob den rubinroten Kegel und richtete ihn auf die umprogrammierten Monteure, die in dichtem Pulk auf ihn zukamen. »Ergib dich, Crduun!«, erklang wieder Fains arrogante Stimme. »Ertrage die Niederlage wie ein Mann.«

      Wie ein Mann ... Die Wut ließ Crduun mit den Zangen knirschen. Er verstärkte den Druck um Biss.

      Wo sich eben die vier Armadamonteure befunden hatten, klaffte jäh Schwärze, die finsterer war als der Weltraum. Ein unwiderstehlicher Sog entstand, dann waren die Roboter verschwunden.

      Kein Kaufsohn verweigert ungestraft den Gehorsam, dachte Crduun zufrieden. Ein Düsenstoß ließ ihn absinken. »Stirb, missratenes Balg!«, zirpte er, außer sich vor Wut. Er richtete Biss auf den hässlichen Kaufsohn.

      Enklich Fains Umrisse flimmerten. Das Rot seines fremdartigen Raumanzugs verblasste. Fain verschwand, ebenso Ankbhor-Vuul und Dameniszer. Aber das war unmöglich! Crduun hatte die Waffe der Ahnen gar nicht ausgelöst.

      Ein krächzendes Kichern ließ ihn zusammenfahren. Schwerfällig drehte Crduun sich um und entdeckte den Herold, der mit weiten Sätzen heransprang.

      »Nur ein Hologramm!«, rief der Herold. »Die Nichtsnutze haben dich genarrt. Sie sind hinten am Floßschwanz und treiben von dort aus ihre schändlichen Spielchen mit dir. Und weißt du, warum?« Der Herold war heran und kauerte sich keuchend auf dem Kupferballen zusammen.

      Crduun konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Herold ihn heimlich verspottete. »Red schon!«, zischte er.

      Der missgestaltete Hyrkt kicherte erneut. »Um dich abzulenken, Crduun. Diese heimtückischen Kreaturen haben dich mit dem Hologramm aus der Zentrale gelockt, um ungehindert ihre Pläne verwirklichen zu können. Blind bist du in die Falle gelaufen, hast deine Zeit mit einem sinnlosen Kampf gegen die Monteure vertan ...«

      Crduun trat drohend auf den Herold zu, doch bevor er ihn erreichte, hüpfte die Missgeburt über ihn hinweg. »Du hättest auf mich hören sollen, statt mir den Mund zu verbieten. Aber Crduun, der Flößer, weiß alles und kann alles – er ist viel klüger als ein dummer Herold. Crduun ist ja so schlau.«

      Crduun zwang sich zur Ruhe. »Was haben die Kaufsöhne vor? Wenn ich wirklich Zeit vergeudet habe, dann ...«

      Der Herold wurde ernst. »Diese ungetreue Brut will den Floßschwanz abkoppeln. Es muss Fains Idee sein. Nur er ist so abgrundtief schlecht, einen solchen Frevel zu begehen. Sie werden den hinteren Goon-Block lösen und das Floß zerstören. Arme STOWMEXE«, plapperte der Hyrkt traurig. »Armer Herold. Armer, armer Flößer.«

      Crduun sagte nichts. Er spürte eine unerträgliche Kälte, die nicht von außen, sondern aus ihm selbst kam.

      Er musste unter allen Umständen verhindern, dass die Kaufsöhne ihr verbrecherisches Vorhaben in die Tat umsetzten. Andernfalls würde das Floß auseinanderbrechen und die kostbare Fracht wie Spreu im Nichts verschwinden. Die Arbeit von sechs Jahren ...

      Prüfend sah Crduun in die Richtung des Floßschwanzes. In der Finsternis warteten die Kaufsöhne auf ihn. Sie wussten, dass er kommen würde.

      10.

      Vor einer Stunde war die gelbe Sonne über dem Tal der Adler aufgegangen. Zwei Handbreit hing sie über dem westlichen Horizont und weckte die farbenprächtigen Vögel, die in den flachen Hügeln des Talkessels nisteten.

      Donner rollte über die Ebene im Norden, und zwischen den Wolkenfetzen am grünblauen Himmel erschien ein blitzender Punkt. Schnell verwandelte er sich in die Kugel eines Leichten Kreuzers.

      »Die SEDAR kommt!«, sagte Gucky.

      Ras Tschubai watete aus dem Wasser des kleinen Sees. Im Widerschein der Sonne glitzerte die Nässe auf der schwarzen Haut des Teleporters. Tschubai griff nach dem Badetuch, trocknete sich ab und wickelte das Tuch um seine Hüfte. Nachdenklich sah er hinüber zu dem Beiboot der BASIS, das soeben aufsetzte.

      »Natürlich denkst du genau das Richtige«, rief Gucky. »Unsere Zeit ist zu kostbar, sie mit Sonnenbaden und Müßiggang zu vergeuden. Sobald Perry an Bord ist, werden wir aktiv.«

      »Was weißt du?«

      Der Ilt ließ