Erich von Drygalski

Zum Kontinent des eisigen Südens


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Geschwindigkeit mit 728 t Last 7 Knoten Deplacement bis Konstruktionstiefgang 1442 t

      Die Wohn- und Gebrauchsräume, welche den mittleren Teil des Zwischendecks füllten, waren entschieden reichlich bemessen.

      Jedes wissenschaftliche Mitglied und jeder Offizier hatte seine eigene Kabine, der Leiter und Kapitän je eine größere.

      Im Ganzen gab es 14 solcher Kabinen, von denen 10 durch die 10 Mitglieder der Ersten Messe, die 11. von dem Ersten Bootsmann und Ersten Zimmermann, die 12. von den beiden Maschinenassistenten und die 13. von dem Koch und dem Steward bewohnt wurden, während die 14. während der Hinreise bis nach den Kerguelen Dr. E. Werth anheimfiel und danach mit als Stauraum benutzt wurde. Außer den doppelt belegten Kabinen hatten zwei von den anderen je 2 Kojen, die übrigen nur je eine.

       Der »Gauß« im Eis

      (Quelle: Drygalski-Nachlass, Privatbesitz Mörder, Feldkirchen-Westenham)

      Die übrigen 16 Mann der Besatzung waren auf 2 gemeinsame Schlafräume verteilt, indem 6 Mann des Maschinenpersonals in einem größeren Raum an Backbord und 10 Mann der seemännischen Besatzung in einem solchen an Steuerbord wohnten. Die Mannschaft hatte einen gemeinsamen Waschraum mit 3 Ständen, welcher neben der Pantry an Backbord lag.

      Für die Mahlzeiten und die geselligen Vereinigungen der Mitglieder dienten 2 größere Räume, der Salon und die Mannschaftsmesse.

      Ein Laboratorium im Zwischendeck diente während der Hinfahrt als Stauraum und wurde erst während der Überwinterung teils als Handwerkskammer, teils als Präparierzimmer für zoologische Objekte benutzt, während eine darin gelegene photographische Dunkelkammer meist als solche verwandt wurde. Gefehlt hat bis zuletzt eine Kammer für mechanische Arbeiten.

      Das Schiff hatte unmittelbar vor dem Großmast das Hauptlaboratorium und das Kartenhaus. Auf dem Laboratoriumsdeckshaus ruhte die Kommandobrücke mit dem Rudergeschirr, zwei Kompassen und zwischen denselben einem Schlingertisch zu magnetischen Arbeiten auf See.

      Unmittelbar vor dem Maschinendeckshaus stand eine Dampfwinde zur Hebung von Lasten bis zu 3,5 t Gewicht bestimmt, während eine größere, die bis 7,5 t Last heben sollte, zwischen Fockmast und Back aufgestellt war. Auf der Trommel dieser waren 4000 m schweres Drahtkabel von 12 mm Durchmesser aufgerollt, für Dredsche-Züge und Vertikalnetzfänge in der Tiefsee bestimmt.

      Auf der Trommel der hinteren kleineren Winde waren 6000 m Drahtlitze von 4,5 mm Durchmesser aufgewickelt, für Vertikalfänge mit kleineren Netzen bestimmt.

      Während der Hinreise war der freie Decksraum in ausgiebiger Weise noch zum Stauen benutzt; so lagen neben und vor dem Laboratorium bis zur Höhe der Reling die Bauhölzer zur Herstellung der geplanten Observatorien und Wohngebäude im Polareis, und zu beiden Seiten des Maschinenhauses waren die eisernen Bestandteile zur Aufstellung eines Windmotors während der Überwinterung festgelascht worden. Das Schiff war besonders bei der Abreise von den Kerguelen übervoll; auch 14 t Kohle lagen damals noch an Deck.

      Für die Arbeiten der Expedition war eine zweckmäßige Dreiteilung des Schiffs geschaffen, welche gestattet hat, dass gleichzeitig an verschiedenen Stellen gearbeitet werden konnte, ohne dass in der Tiefe eine Verwicklung der verschiedenen Drähte und Kabel zu besorgen war. Der Zoologe konnte gleichzeitig vorn seine Netze herablassen, während der Ozeanograph seine Lote und Thermometer zu beiden Seiten der hinteren Brücke zur Tiefe sandte, und der Erdmagnetiker zwischen beiden auf der Kommandobrücke tätig war oder der Kapitän von derselben Stelle aus seine Kompassdeviationen bestimmte. An einer Stütze auf der Kommandobrücke war neben dem magnetischen Schlingertisch auch die meteorologische Hütte angebracht, und mit ihren Thermo- und Psychrometern sowie mit Registrierapparaten versehen.

       »Gauß« unter vollen Segeln

      (Quelle: Drygalski-Nachlass, Privatbesitz Mörder, Feldkirchen-Westenham)

      Aus dem Dach des Maschinenhauses ragten zwei breite Ventilatoren für den Heizraum sowie der Schornstein heraus. Der Schornstein musste niedergelegt werden, wenn der Großbaum mit dem Großsegel von der einen zur anderen Seite geholt werden sollte. Dieses war unbequem und in Anbetracht eines unerwarteten Schlagens des Großbaums nicht ohne Bedenken, weil der Schornstein so verloren gehen konnte. Mit Recht wurde deshalb vom Kapitän während der Fahrt wiederholt der Wunsch nach einem sogenannten Teleskopschornstein geäußert, der zum Ineinanderschieben eingerichtet ist. Leider war beim Bau keiner darauf gekommen.

      An der Spitze des Großmasts in der Höhe von 33 m über Deck war eine Tonne befestigt, die zum Ausguck diente und deshalb mit einem besonderen Fernrohr ausgestattet war. Sie ist bei der Fahrt durch das Eis viel und mit Vorteil benutzt worden, in besonders spannenden Zeiten so stark, dass man von unmittelbaren Ablösungen der einzelnen Besucher sprechen konnte.

      Von Kiel nach den Kapverden

      Die letzte Zeit der Vorbereitungen hatte einen lebhaften Betrieb. Nach genauen Besichtigungen und Probefahrten war der »Gauß« Ende Mai von den Howaldtswerken übernommen worden, doch zogen sich die dabei vorbehaltenen Änderungen und Verbesserungen an den Dampfwinden, der elektrischen Beleuchtung, an den Segeln, den Eisverstärkungen und an anderen Einzelheiten bis zum Moment der Abreise hin, und selbst nach der Abfahrt sind auf der Unterelbe noch Handwerker der Howaldtswerke tätig gewesen.

      Am 28. Juli begann jene wunderbare Unterbringung zahlloser Instrumente und Ausrüstungsstücke. Die Prüfung und Justierung der Apparate war beendigt. Die Herren Bidlingmaier, Luyken und Ott haben von Mitte Juli an die Verpackung und Versendung dieser Sachen besorgt und kamen darauf nach Kiel, um sie im Schiff zu verstauen. Auch in dem kleinen Bundesratssaal im Reichsamt des Innern, welcher mir zur Verfügung gestanden hatte, war es einsam geworden; der ungewohnte Anblick von Schlafsäcken, Zelten, Schlittenutensilien, Ölzeug und wissenschaftlichen Instrumenten, welcher dort manchen Besucher befremdet hatte, war verschwunden.

      Je näher die Zeit der Abreise herankam, desto lebhafter und allgemeiner wurde das Interesse, welches der Expedition und ihrer Ausrüstung von allen Seiten entgegengebracht wurde. Se. Majestät der Kaiser hatte den »Gauß« mit dem Herrn Reichskanzler, Graf von Bülow, und einem größeren Gefolge am 1. Juli in Travemünde besichtigt. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen hatten wiederholt auf dem Schiff geweilt. Se. Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, der die ganze Entwicklung der Expedition und ihrer Ausrüstung mit lebhaftestem Interesse verfolgt hat, bereitete uns die Freude, auch bei der Abreise zugegen zu sein und uns auf dem »Gauß« bis Rendsburg zu begleiten.

      Der Abreise ist noch eine ärztliche Untersuchung aller Mitglieder durch Herrn Geheimrat Prof. Dr. Renvers vorausgegangen; dann wurden am 11. August in Kiel die Anker gelichtet.

      Der Tod Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich brachte es mit sich, dass Feiern unterblieben. So versammelten sich nur am Abend des 10. August auf die Anregung der Universität Kiel sämtliche Mitglieder der Expedition mit ihren Verwandten und Freunden, den Mitgliedern der Universität Kiel, den Behörden der Stadt und wenigen von fern herbeigeeilten Gästen zu einem einfachen Abschiedsabend in Bellevue.

      Prachtvolles Wetter herrschte am Tag unserer Ausfahrt. In früher Morgenstunde setzte sich das stolze Schiff nach Holtenau in Bewegung. Von den Kriegsschiffen, die im Hafen lagen und Flaggenschmuck angelegt hatten, erschollen uns dreifache Hurras zum Abschied. In der Schleuse von Holtenau verließen uns die meisten Gäste, in Rendsburg auch unsere nächsten Verwandten und Freunde.

      Als ich am Morgen des 12. August nach kurzer Ruhe erwachte, lagen wir auf der Unterelbe bei Feuerschiff 3, in Sicht des Leuchtturms Neuwerk. In dieser Situation haben wir noch drei Tage gelegen und wurden nun, von Besuchern ungestört, bald mit unseren Stauungsarbeiten fertig.

      Am