Джек Лондон

Gesammelte Werke


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sag­te Bil­ly. »Wenn die Wie­se drä­niert und die Erde or­dent­lich durch­ge­ar­bei­tet wird, so kann man sich mit Dün­ger und all dem Was­ser eine Ern­te nach der an­de­ren das gan­ze Jahr hin­durch ver­schaf­fen. Es müs­sen fünf Mor­gen von die­sem Bo­den sein, und ich möch­te nicht mit Frau Mor­ti­mer tau­schen.«

      Sie stan­den in ei­nem al­ten Obst­gar­ten auf dem Han­ge, wo sie sie­ben­und­zwan­zig sehr ver­nach­läs­sig­te, aber im üb­ri­gen gute und große Bäu­me ge­zählt hat­ten.

      »Und oben auf dem Hang, hin­ter dem Hau­se, kön­nen wir Obst­sträu­cher zie­hen.« Sa­xon schwieg, ein neu­er Ge­dan­ke be­schäf­tig­te sie. »Wenn nur Frau Mor­ti­mer her­kom­men und uns be­ra­ten woll­te! – Glaubst du nicht, dass sie das tun wür­de, Bil­ly?«

      »Selbst­ver­ständ­lich will sie. Es sind nicht mehr als vier Stun­den von San José. Aber zu­erst müs­sen wir se­hen, die Ge­schich­te zu krie­gen. Dann kannst du ihr ja im­mer noch schrei­ben.«

      Der So­noma­bach bil­de­te die Gren­ze des klei­nen Ge­höfts auf der einen lan­gen Sei­te, zwei Sei­ten wur­den von dem Zaun und die vier­te vom Wild­was­ser be­grenzt.

      »Denk dir – dass wir die zwei schö­nen Men­schen zu Nach­barn be­kom­men«, sag­te Sa­xon nach­denk­lich. »Der Bach bil­det die Gren­ze zwi­schen ih­rem und un­serm Hof.«

      »Es ist noch nicht un­ser Hof«, mein­te Bil­ly. »Lass uns hin­ge­hen und sie be­su­chen. Sie kön­nen uns viel­leicht über al­les Be­scheid sa­gen.«

      »Es ist schon so gut wie un­ser«, ant­wor­te­te sie. »Die Haupt­sa­che war, es zu fin­den. Und wem das Haus auch ge­hört, so hat er sich je­den­falls nichts dar­aus ge­macht. Seit lan­ger, lan­ger Zeit hat nie­mand hier ge­wohnt. Und – ach, Bil­ly, bist du denn zu­frie­den?« »Ich bin mit je­der Klei­nig­keit zu­frie­den«, gab er ehr­lich zu, »je­den­falls, so­weit es reicht. Aber das Un­glück ist, dass es nicht weit ge­nug reicht.«

      Ihr ent­täusch­ter Aus­druck ließ ihn in­des­sen sei­nen Lieb­lings­traum auf­ge­ben.

      »Wir kau­fen es – dar­über re­den wir nicht mehr«, sag­te er. »Aber hin­ter der Wie­se ist so viel Wald, dass es nicht viel Wei­de gibt, nur ge­ra­de ge­nug für ein paar Pfer­de und eine Kuh. Aber das muss al­les war­ten. Wir kön­nen nicht al­les auf ein­mal ha­ben, und was da ist, ist rich­tig.«

      »Dann nen­nen wir es eben einen An­fang«, trös­te­te sie ihn. »Spä­ter kön­nen wir ja mehr dazu kau­fen – viel­leicht das Stück am Wild­was­ser bis zu den drei Hü­geln, die wir ges­tern sa­hen –«

      »Wo ich sag­te, dass mei­ne Pfer­de wei­den könn­ten«, sag­te er, und sei­ne Au­gen leuch­te­ten bei dem Ge­dan­ken. »Ja, warum nicht? Es ist so viel in Er­fül­lung ge­gan­gen, seit wir un­se­re Wan­de­rung be­gan­nen, so wird auch das in Er­fül­lung ge­hen.«

      »Wir kön­nen ja ar­bei­ten, um es zu er­rei­chen, Bil­ly.«

      »Ja, wir wol­len ar­bei­ten wie der Teu­fel«, er­klär­te er.

      *

      Sie gin­gen durch die pri­mi­ti­ve Gar­ten­pfor­te und einen Weg ent­lang, der sich durch ein Stück ge­pfleg­ten Wal­des schlän­gel­te. Es war nicht das ge­rings­te vom Hau­se zu se­hen, bis sie ganz plötz­lich zwi­schen den Bäu­men stan­den, die es um­ga­ben. Es war ein acht­e­cki­ges Haus und so gut in sei­nen Ver­hält­nis­sen, dass sei­ne zwei Stock­wer­ke nicht hoch wirk­ten. Das Haus ge­hör­te auf den Platz. Es war mit dem Bo­den ver­wach­sen wie die Bäu­me. Es war kein Gar­ten im üb­li­chen Sin­ne, der Wald reich­te bis zur Tür. Die Haus­tür mit dem nied­ri­gen Vor­bau lag nur eine Stu­fe über dem Bo­den. »Tril­li­um Zuf­lucht« stand mit selt­sam ge­schnitz­ten Buch­sta­ben über der Tür.

      »Kommt nur her­auf, Kin­der­chen«, er­tön­te eine Stim­me aus dem obe­ren Stock, als Sa­xon an­klopf­te.

      Sie tra­ten zu­rück und sa­hen einen Bal­kon, von wo die klei­ne Frau zu ih­nen her­ablä­chel­te. Sie trug ein lo­ses Haus­kleid aus wei­chem rosa Stoff und er­in­ner­te Sa­xon wie­der an eine Blu­me.

      »Macht nur die Tür auf und kommt – den Weg fin­det ihr schon sel­ber«, lau­te­te ihre An­wei­sung.

      Sa­xon ging vor­an, und Bil­ly folg­te ihr auf den Fer­sen. Sie ka­men in eine hel­le Stu­be mit vie­len Fens­tern und ei­nem großen Gra­nit­ka­min, in dem große Schei­te schwel­ten. Auf dem stei­ner­nen Bord über dem Ka­min stand eine mäch­ti­ge, mit Herbst­laub und fei­nen leich­ten Wein­ran­ken ge­füll­te me­xi­ka­ni­sche Vase. Die Wän­de wa­ren mit Holz in ei­ner war­men na­tür­li­chen Far­be be­klei­det, das schwach ge­beizt, aber nicht po­liert war. Die Luft war rein und an­ge­nehm, mit ei­nem star­ken Duft von Holz. In ei­ner Ecke der Stu­be stand ein Nuss­baum­har­mo­ni­um, in ei­ner an­de­ren Ecke be­fan­den sich Re­ga­le mit vie­len Bü­chern. Durch die Fens­ter über ei­ner nied­ri­gen Ru­he­bank, die of­fen­bar ge­braucht wur­de, konn­te man die fried­li­che Herbst­land­schaft mit gel­ben Bäu­men und ver­bli­che­nem Gras se­hen; viel be­tre­te­ne Gän­ge führ­ten nach al­len Rich­tun­gen über den klei­nen Hof. Eine schö­ne klei­ne Trep­pe ging an meh­re­ren Fens­tern vor­bei nach dem obe­ren Stock. Dort stand die klei­ne Frau, emp­fing sie und führ­te sie in eine Stu­be, die, wie Sa­xon so­fort sah, ihre ei­ge­ne war. Auch hier gab es vie­le Fens­ter und Bü­cher­re­ga­le, von dem lan­gen Fens­ter­brett bis zum Fuß­bo­den. Über­all stan­den und la­gen Bü­cher, auf dem Ar­beit­s­tisch, auf dem Ru­he­bett und im Schreib­pult. In dem of­fe­nen Fens­ter stand wie­der eine Vase mit Herbst­laub, und der gan­ze Raum war von der­sel­ben An­mut und Fein­heit ge­prägt wie die klei­ne brau­ne Frau selbst, die sich auf einen win­zi­gen Kin­der­schau­kel­stuhl aus spa­ni­schem Rohr setz­te, der leuch­tend rot ge­stri­chen war.

      »Ja, es ist ein ko­mi­sches Haus«, sag­te Frau Hale mit fro­hem, jung­mäd­chen­haf­ten La­chen. »Aber wir lie­ben es. Ed­mund hat es mit ei­ge­nen Hän­den ge­macht, selbst die Klemp­ner­ar­beit – ob­gleich es ihm sehr schwer wur­de, bis es klapp­te.«

      »Auch den Fuß­bo­den un­ten und den Herd?« frag­te Bil­ly.

      »Al­les, al­les!« ant­wor­te­te sie stolz. »Und die Hälf­te von den Mö­beln. Das Ze­dern­holz­pult dort und den Tisch – al­les mit ei­ge­nen Hän­den.«

      »Und da­bei sind es so zar­te Hän­de«, rief Sa­xon un­will­kür­lich.

      Frau Hale warf ihr einen schnel­len Blick zu, und ein dank­ba­rer Aus­druck trat in ihr leb­haf­tes Ge­sicht.

      »Sie sind zart«, sag­te sie mit wei­cher Stim­me, »die zar­tes­ten Hän­de, die ich je ge­kannt habe. Und es ist lieb von Ih­nen, dass Sie das be­merkt ha­ben, denn Sie sa­hen ihn ja nur ges­tern im Vor­bei­fah­ren.«

      »Ich konn­te es ein­fach nicht las­sen«, sag­te Sa­xon.

      Ihr Blick glitt von Frau Hale auf die Wand hin­ter ihr, die mit ei­nem rei­zen­den Mus­ter von Bie­nen­wa­ben, hie und da mit gol­de­nen Bie­nen, ge­schmückt war. An der Wand hin­gen ei­ni­ge we­ni­ge ein­ge­rahm­te Bil­der.

      »Sie stel­len nur Men­schen vor«, sag­te Sa­xon, die sich der schö­nen Ge­mäl­de in Mark Halls Vil­la er­in­ner­te.

      »Mei­ne Land­schafts­bil­der habe ich dort«, ant­wor­te­te Frau Hale und wies zum Fens­ter hin­aus. »Drin­nen will ich nur Bil­der von mei­nen Lie­ben ha­ben, die nicht im­mer