Ödön von Horváth

Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth


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Heiß! Er sauft.

       Oberle beugt sich zu Schulz nieder.

      Oberle! Dokter, was macht unser Patient? Fühl den Puls, ob er si bschissn hat! Es stinkt so! Ganz sakrisch!

      OBERLE

      Halts Maul! – Moser, du kenntest an Menschn niederschlagn, als wars an Ochs.

      MOSER

      lacht kurz: Vieher san wir alle. I, er und du a.

       Schulz räkelt sich langsam empor.

      OBERLE

      Was wollns hier?

      SCHULZ

      Ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden. – Woher hätte ich es wissen sollen, daß das Fräulein einen Bräutigam hat?

      MOSER

      Naus! Naus!

       Schulz ab.

       Es ist Nacht geworden.

      SIMON

      Licht!

       Veronika zündet die Lampe an; tritt an den Herd. Alle ziehen sich die Stiefel aus, wechseln Socken, Hemden, Joppen – liegen, sitzen auf den Matratzen oder stehen herum. Gemurmel.

      MOSER

      zieht sich das Hemd aus: Wer hust da was von Rohheit? Wer? Die paar Pflaster hat si der Hundling redli verdient! War ja glacht! Er a scho mit de grossn Hund pieseln! Pürscht si da ran, der Beihirsch! In diesem Punkte kennt der Moser weder Spezi no Bruder! Will er net kennen! Da werd er wild! – Vroni! Geh her – Daher!

       Veronika tritt zu ihm ihn.

      Ha? Hab i den zu stark gschlagn?

      VERONIKA

      Du weißt es nit, wie stark du schlagn kannst. Moser! Du bist a Tier! A wilds Tier! Ausm großn Wald!

      MOSER

      Und du? Sags! Ha?

      VERONIKA

      Du! Du machst mi zum Tier – Sie beißt in seine Brust.

      MOSER

      stößt Veronika von sich; grinst Oberle an; gröhlt: Jessas, die wandelnd Nächstenlieb! Stehts auf allesamt! Zu! Präsentierts der frommen Seel! Dem verschleimt Apostl, der Wasser predigt, Luft frißt und do nur Dreck scheißt! So präsentierts do! Zu! Los!

      Keiner reagiert. Moser sieht sich überrascht um. Ja, Herrgott – Sakrament – Schweigen.

      Fixiert heimtückisch Oberle; lacht gewollt. Oberle! Oberle! Du hättest Christkind werdn solln! Oder Papst!

      OBERLE

      Und du Metzger. Oder Henker.

      REITER

      leise: Horch, der Wind –

      MAURER

      ebenso: Wie a Opernsängerin.

      MOSER

      näherte sich langsam Oberle; unterdrückt: Du, geh her! Wie hast du des gmeint, des mit dem – Henker?

      OBERLE

      Des werst leicht erratn. Er läßt ihn stehen.

      SIMON

      überlaut, als wollte er etwas überschreien: Wann kimmt denn der Herr?

      XAVER

      Was für a Herr?

      SIMON DER

      Direkter!

      HANNES

      Was für a Direkter!

       Einzelne lachen befreit auf.

      SLIWINSKI

      Der an Ingineur braucht zum aufikeuchn, zwegn dem Großkopf!

      XAVER

      Und zwegn der Wampn! Hat an Bauch, wies Goldne Kalb!

      MAURER

      War ka Wunder! Schaugts hin aufn Herd, was so a hoher Herr für Brotzeit macht, bal er mal fünf Stund hatscht.

      SIMON

      Dafür is er a Direkter und du bist bloß der Arbeitsmann. Er dirigiert und schluckt Schnitzl mit Salat und sauft sein Champagnerwein, daß ihm die Sauce bei der Lefzn runterrinnt – und du darfst di schindn und hast an Schmarrn!

      HANNES

      Aber an guatn, des muß ma da Vroni laßn!

      SLIWINSKI

      Recht hast, kenigli boarischer Haus- und Hoftepp!

      SIMON

      Der Kavalier! Der Zawalier!

      XAVER

      Geb nur acht, daß di der Moser net derwischt!

      MOSER

      Was gibts da mim Moser?

      OBERLE

      Nix.

       Sliwinski spielt auf einer Mundharmonika.

      MAURER

      grinst Moser ins Gesicht: Bravo!

      XAVER

      schnalzt: Tanzn sollt ma halt kennen! Tanzn!

      SIMON

      A Tanz ohne Dirn, is wie a Stier, der net springt!

      REITER

      Zum Landler ghört a Mensch, wie a Köchin zum Kaplan!

      MAURER

       singt:

      Guten Morgen, Herr Pfarrer

      Wo is der Kaplan?

      Er liegt auf der Köchin

      Und kräht wie a Hahn!

       Schallendes Gelächter.

      XAVER

      Kreizkruzefix! War scho höchste Zeit, daß an was Weiblichs zulauft! Alls kannst unmögli nausschwitzn!

      SIMON

       singt:

      Und Keiner ist so eigen

      Und Keiner so verschmitzt

      Als wie der, der ins Bett macht

      Und sagt, er hätt geschwitzt –

       Telephon. – Alles verstummt und horcht.

      VERONIKA

      tritt ans Telephon: Hier Baracke Nummer vier. Ja. – So. Ja. Sie hängt ein. Der Ingineur is unterwegs. Der Direkter übernacht vielleicht auf Nummer drei.

      SIMON

      Auf Nummer sicher!

      SLIWINSKI

      Den hats zerrissn! Der hat si mit di Berg überhobn!

      HANNES

      Wißt Leutl, des mit di Direkter. Des is so: da ghöret a Lift her, wies es in die Wolkenkratzer habn, drübn in Amerika. So an Wolkenkratzer is nämli häher, als inser höchster Berg!

      XAVER

      Jawohl, Herr Nachbar.

      REITER

      Des is ja gar ka Direkter, des is an Aufsichtsrat.

      SIMON

      Richti! Des san die, die allweil aufpassn, ob die andern net faulenzen. Dabei sitzens in lauter Schaukelstuhl und schnupfn.

       Sliwinski spielt