Im Osten.
SLIWINSKI
Hergott Sakarament! Jetzt ist d'Sonn scho da, und wir san no allweil net drobn! I geh! I mag da net naufschwitzn in der Hitz! Heut is so so dumpf – als war die ganz Welt a Kasemattn.
Er steigt empor. Reiter, Oberle, Maurer folgen ihm nach. Schulz stiert müde vor sich hin; will den Anderen nach.
MOSER
Halt! Schulz erblickt ihn und zuckt etwas zusammen; will weiter. Halt! – Du, hör her – i bin extra etwas hint bliebn, weil i di hab sprechn wolln, weil i mit dir hab redn wolln, wegen gestern. Mancher werd halt leicht wütend, des ist Veranlagungssach, net? Verstehst, aber man meints ja gar net so drastisch. Des gestern, des war – horch! I will di net um Verzeihung bittn, i war ja im Recht, verstehst? Wenn da so a Fremder über dei Mensch kimmt, ha? I hab scho ganz recht ghabt! Net? Oder? – Aber da plärrt gleich alls und Jeder, man is a Rohling, und man hat do recht, das sakrische Recht is do auf meiner Seitn, net? Des versteht do jeder! – Aber, weißt, was i net versteh? Daß i im Recht bin und daß es mir trotzdem is, als hätt i Unrecht gtan – verstehst du des? Kann des a Mensch verstehn?!
Steiler Grat. Gletscher ringsum. Ziehende Wolken. Stoßweise Sturm. Vormittag.
Simon, Xaver, Hannes ziehen ein Kabel, das über eine Walze aus der Tiefe nach der Höhe rollt, empor: »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!« verschnaufen ab und zu; wechseln wenige Worte.
SIMON
Der sakrische Sturm! Da kannst schier nimmer schnaufn!
XAVER
Die Sonn glitzert wie a Seifenblasn.
SIMON
Lang hält sichs nimmer.
XAVER
Schau, wie die Wolkn runterdruckn. Als bügelt der Himmel die Berg platt. Zu an Pfannkuchen! »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!«
SIMON
Zieh zu, Hannes! Fester!
HANNES
I zieh ja!
XAVER
An Dreck ziehst! I spürs!
SIMON
Wenn wer auslaßt, kimmt kaner vom Fleck!
XAVER
Zu! »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!« – Auf Punkt 3018 wird gesprengt.
SIMON
Gsprengt.
HANNES
Die Stein! Die Stein! Des donnert runter, wie beim Jüngstn Gricht.
XAVER
Glaubst du an des Jüngst Gricht?
HANNES
Ja.
XAVER
Unmögli wars ja net.
SIMON
Hin is hin.
HANNES
Na! Wir auferstehn!
SIMON
Du scho! I net! I mag net! I laß mei Arsch lieber von Die Würm zernagn, als daß ihn dei Jüngst Gricht auf ewig ins höllisch Feuer steckt! Is ja auch nur a Klassengricht! Nebn an gutn Gott spitzelt der Gendarm und dir stellns an Verteidiger, der an sei Schellensolo denkt, net an di! Es gibt kane Gerechtigkeit! »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!«
XAVER
Des war net recht vom Moser. Gestern. Na, des war net recht, des Theater mit dem Schulz, oder wie er si schreibt.
HANNES
Theater! Hihihi! De Vroni markiert an Unschuldsengel und is do a läufigs Luder!
XAVER
Im Schlaf hat der scho so danebngredt, als hätt ihn a toller Hund bißn, direkt wild. Und gwinselt, die ganz Nacht. Habts denn bloß gschnarcht und nix ghört?
HANNES
Den werds halt von lauter Abortdeckl gträumt habn! Vom Moser seine Prankn! Wie a Löw! Hihihi!
XAVER
Halts Maul, Dorftepp damischer! »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!« Sakradi! Die Kalt reißt an d'Haut vo der Hand! Des Scheißkabl schneidt wie a Rasiermesser.
SIMON
Hast kane Handschuh?
XAVER
San a scho zerfetzt!
HANNES
Und schwaar is des Zeig!
SIMON
Aufn Bindfadn hängt man kan Waggon! Für dreißig Personen mit Sitzgelegenheit. »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!« No zehn Meter.
HANNES
Einmal, wanns ferti is, möcht i scho damit fahrn. Rauf und runter.
SIMON
Da werst net weni Taler brauchn! A Bergbahn werd ja bloß für Direkter baut, für lauter Direkter! – Aufn Gipfel kimmt no a Hotel mit Bad und Billard. Auf Punkt 3018 wird wieder gesprengt: zweimal.
HANNES
Scho wieder! Und no mal!
XAVER
Wenns nur des ganz Klump in d'Luft sprengen tatn!
SIMON
Wartn, Xaverl, wartn! Kimmt scho no! Kimmt scho! Es gibt bereits welche, die mehr sprengen, als a Bergbahn braucht samt Hotel mit Bad und Billard! Die sprengen die ganzn Paläst und Museen, alles, von dem der arbeitende Bürger nix hat! Die Moskowiter, sag i euch, hint im riesign Rußland, die habn alles anbohrt, auch an härtestn Marmor, Pulver neigsteckt und angsteckt! Piff! Paff!
Schweigen.
XAVER
No zehn Meter. »Ho ruck! Ho ruck! Ho ruck!«
Vor der Arbeiterbaracke. Es ist zehn Uhr und die Sonne scheint. Gelbes Licht.
Aufsichtsrat sitzt in der Sonne vor einem kleinen Tische und ißt Koteletts, Kartoffel und Salat; Thermosflaschen in verschiedenen Größen stehen vor ihm, aus denen er ab und zu trinkt.
Ingenieur kommt von links herab.
AUFSICHTSRAT
Na guten Morgen! Hören Sie, bequem ist anders. Meine armen Knie. Nein, schrecklich! Überall Sport. Aber, glauben Sie mir: trotz aller Anstrengung beneide ich selbst unseren letzten Arbeiter. Immer in herrlicher Höhenluft, inmitten gewaltiger Natur! – Wollen Sie nicht mithalten?
INGENIEUR
Danke.
AUFSICHTSRAT
Sie haben schon gefrühstückt?
INGENIEUR
Ja.
AUFSICHTSRAT
Übrigens: nettes Mädel das hier. Frisch! Aber dreckig! Die kommen ja nie zum Baden. Er lacht. Wissen Sie, ich habe mich nämlich so gefragt: wie halten Sie das aus, so vier, fünf Monate ohne Weiblichkeit? Pardon, ich wollte nicht indiskret –
INGENIEUR
Oh, bitte.
AUFSICHTSRAT
Ich glaube, Sie können gar nicht lieben. Sie sind so ein Höhlenheiliger, was?
INGENIEUR
Ich weiß nicht, was Sie unter »Liebe« verstehen.
AUFSICHTSRAT
Ich habe Sie im Verdacht, daß Sie nicht