wollte sie zu diesem Thema nicht sagen. Sie wirkte plötzlich sehr verschlossen.
»Falls Sie irgendeinen Kontakt aufnehmen können, Miß Malone, sollten Sie sich um ein kleines Unterwasserfahrzeug bemühen, das im Volksmund gemeinhin U-Boot genannt wird. Es braucht sich meiner bescheidenen Ansicht nach keineswegs um ein atomgetriebenes Unterwasserschiff zu handeln. Ansprüche stelle ich nicht, Sie wahrscheinlich ja auch nicht. Mittels und an Bord solch eines Unterwasserfahrzeuges müßte es leicht sein, sich ungesehen der Insel nähern zu können. Nach der Aussetzung könnte dieses Fahrzeug wieder verschwinden. Diplomatische Verwicklungen, von denen Sie sprachen und die Sie andeuteten, sind auf solche Weise vollends zu vermeiden.«
»Wie stellen Sie sich so etwas vor«, sagte sie und lächelte unwillkürlich. »Davon kann man träumen, aber mehr nicht, Parker...!«
»Auftauchen«, befahl der Kommandant und fuhr das Seerohr ein. Er wandte sich schmunzelnd zu seinen beiden Passagieren um, die sich in seinem Kommandostand befanden. »Gleich sind Sie an der Reihe. Mehr als Hals- und Beinbruch kann ich Ihnen nicht wünschen!«
»Dankend akzeptiert«, erwiderte Josuah Parker und lüftete höflich seine schwarze, neubezogene Melone.
»Ich kann’s einfach noch immer nicht glauben, daß wir in einem U-Boot sind«, sagte Judy Malone kopfschüttelnd.
»Gern lasse ich Sie nicht raus«, meinte der Kommandant. »Muß ’ne verdammt rätselhafte Geschichte sein, die hier läuft. Seit zwei Tagen grübele ich darüber nach.«
»Ich werde mir erlauben Ihnen zu schreiben, Sir, sobald dieser Ausflug beendet ist«, schaltete Josuah Parker sich ein.
Die kurze Unterhaltung wurde jäh beendet.
Kommandos, Zurufe und Befehle schwirrten durch den Raum, kamen aus Lautsprechern oder wurden von Läufern überbracht. Der Kommandant hatte keine Zeit mehr, sich seinen beiden rätselhaften Gästen zu widmen. Er hatte sein Boot aus dem Wasser gebracht und traf nun alle erforderlichen Vorbereitungen für das Aussetzen.
»Nicht nur der Kommandant steht vor einem Rätsel«, sagte Judy Malone zu Parker und sah ihn nachdenklich an. »Ihr Name muß im Hauptquartier wie eine schwere Bombe eingeschlagen sein. Wer sind Sie wirklich, Parker? Irgendein Spitzenagent, den wir alle nicht kennen?«
»Ich bin nach wie vor Butler«, erwiderte Josuah Parker freundlich und gelassen. »Und ich werde nach Lage der Dinge auch nie etwas anderes sein.«
»Das nehme ich Ihnen niemals ab. Sie müssen schon für den Geheimdienst gearbeitet haben.«
»Das möchte ich keineswegs abstreiten«, gab Parker zurück. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich ein einfacher Butler bin, der die Ehre hat, für Mr. Mike Rander zu arbeiten.«
»Warum besorgt man uns ein U-Boot, nachdem Ihr Name durchgegeben worden ist. Ich kann das einfach nicht begreifen.«
»Vielleicht nur ein glücklicher Zufall«, gab der Butler zurück. »Und ich möchte sehr hoffen, Madam, daß uns noch weitere glückliche Zufälle begleiten Werden.«
»Irgendwie habe ich plötzlich Angst, an Land zu gehen«, sagte Judy Malone. Fröstelnd hob sie die schmalen Schultern hoch und sah den Butler fast hilfesuchend an.
»Madam, ich beschwöre Sie, im Boot zu bleiben«, sagte Parker, der eine Chance witterte, Judy Malone von diesem gefährlichen Unternehmen zurückhalten zu können. »Wenn Sie mich fragen, Miß Malone, so sollten Frauen, mögen sie auch noch so tüchtig und mutig sein, auf Vorhaben der geplanten Art verzichten.«
»Nein...!« gab sie mit harter Stimme zurück und straffte sich. »Sie kennen sich auf der Haifischinsel nicht aus. Ich weiß dort einigermaßen Bescheid. Ich weiß vor allen Dingen, wo die Wachen stehen. Ich werde mitkommen, wie es geplant ist.«
»Ich unterwerfe mich selbstverständlich Ihrem Entschluß«, erwiderte der Butler, »aber...«
»Sie brauchen nicht auszureden«, stoppte sie ihn. »Ich komme mit. Schon wegen Clive Hilton. Ich habe ihn... sehr... gemocht...«
Parker verzichtete darauf, mit weiteren Einwänden zu kommen. Er hatte längst herausgehört, daß Judy Malone auch aus sehr persönlichen Gründen zurück auf die Insel wollte. Und die kurzen Momente ihrer Angst spielten dabei kaum eine Rolle. Schon jetzt war sie wieder die Frau, die sehr genau wußte, was sie wollte.
Für eine weitere Unterhaltung wäre zudem auch keine Zeit mehr geblieben, denn nachdem das U-Boot aufgetaucht war, waren jetzt Judy Malone und Josuah Parker an der Reihe, in ein Schlauchboot umzusteigen.
Dieses Umsteigen verlief ohne Zwischenfälle.
In wasserdicht verschnürten Packen befand sich Material, das Parker angefordert hatte. Und zwar auf dem Umweg über Judy Malone. Als der Butler im Schlauchboot saß und das kurze Stechpaddel handhabte, nickte er der jungen Frau zu, die einfache Jeans trug und einen dicken, dunklen Pullover übergestreift hatte. Wie ein großer, schlanker, etwas schlacksiger Junge sah sie aus. Ein durchaus wohlgefälliger Anblick, wie Parker ohne weiteres einräumte.
Dann sah er zur Haifischinsel hinüber.
Gegen den sich aufhellenden Nachthimmel - der Mond trat hinter Wolken hervor - wirkten die windzerzausten Palmen wie Scherenschnitte, ein Bild, das dem Butler wohlvertraut war.
Das Schlauchboot wurde von der langen Dünung getragen.
Irgendwo im Hintergrund, verschluckt von der Dunkelheit, sackte das U-Boot wie ein Stein zurück in das tiefe, schützende Wasser. Wenig später waren Judy Malone und der Butler allein. Vor ihnen lag die Insel der Haifische und der Schatzsucher, lag eine Insel, die ein tödliches Geheimnis barg...
*
»Natürlich ist solch ein Ding absolut tödlich«, sagte Stew Criswood und nickte Mike Rander zu. »Wir machen uns da keine Illusionen. Das A-Geschoß besitzt die ungefähre Sprengkraft einer Atombombe, wie sie damals gegen Ende des zweiten Weltkriegs verwendet worden ist. Und solch ein Geschoß, das von einem Artilleriegeschütz verschossen werden kann, ist in einem großen Schrankkoffer zu transportieren. Muß ich Ihnen noch mehr sagen?«
Rander befand sich im Krankenhaus des Militärhospitals von Key West. Er saß in einem bequemen Sessel und hatte das eingegipste Bein auf einem nahe stehenden Hocker hochgelegt.
Stew Criswood war von Washington hergeflogen und hatte Kontakt aufgenommen. Nachdem die genaue Identität von Mike Rander und Josuah Parker bekannt geworden war, hatte die CIA gegen eine enge Zusammenarbeit nichts einzuwenden. Rander und Parker besaßen einen Namen, der einen mehr als guten Klang hatte.
»Und Sie glauben an irgendeine Erpressung durch die Gangster?« erkundigte sich der Anwalt.
»Wir wundem uns, daß sie noch nicht erfolgt ist«, erwiderte Stew Criswood, ein hoher Zivilbeamter der CIA. »Sie kann stündlich und minütlich erfolgen. Und wir können noch von Glück sagen, wenn die Gangster nur Geld haben wollen. Dann wissen wir nämlich, wohin der Hase läuft.«
»Welche Möglichkeiten bieten sich denn sonst noch an?«
»Wir rechnen, offen gesagt, mit einer politischen Erpressung«, entgegnete Stew Criswood, ein durchschnittlich aussehender Mann von etwa fünfzig Jahren. »Hinter diesen Gangstern kann irgendeine politische Macht stehen, verstehen Sie? Diese Macht, egal wie sie heißt, versteckt sich hinter den Gangstern und bleibt offiziell aus dem Spiel, um erst gar keine Vergeltung zu provozieren. Schön, oder schlecht, wie man besser sagen sollte, über diese Gangster kann man uns mit der Verwendung der vier A-Geschosse drohen. Was sollen wir in solch einer Situation tun? Wir müssen irgendein schmutziges Machtspiel mitspielen und wissen noch nicht einmal, wo wir den Hebel ansetzen können.«
»Scheußlich«, pflichtete Rander seinem Besucher bei. »Was werden Sie tun, wenn sich herausstellt, daß die vier gestohlenen A-Geschosse sich auf der Haifischinsel befinden?«
»Dann würden wir sie runterholen. Mit Genehmigung der englischen Behörden oder allein durch sie...!«
»Dann frage ich mich, warum man nur ein paar