Thomas liegt.«
»Ich kenne den Mann«, sagte Jakob, »Huldrik hat uns erzählt, daß er Euch durch den Wald aus Bayern herein geführt hat, zu jener Frist, da Ihr nicht in dem Wangetschlage gewesen seid.«
»Es ist dieser Mann«, sprach Witiko, »führe ihn zu mir.«
»Ich werde es tun«, sagte Jakob.
Darauf entfernte er sich, und kam in kurzer Zeit mit Florian zurück.
Witiko war noch vor dem Gezelte. Er sprach zu Florian: »Komme mit mir in meine Wohnung.«
Als sie in dem Gezelte waren, sagte Witiko: Setze dich auf diesen Stuhl, Florian.«
Florian tat es. Witiko setzte sich auf einen andern Stuhl, und sprach: »Sei mir von meinem Herzen gegrüßt, Florian. Ich habe dich selber bei deinen Mitstreitern besuchen wollen; aber weil Boten und Nachrichten kommen können, mußte ich bei dem Gezelte bleiben.«
»Ich bin recht gerne zu dir gegangen, Witiko«, sagte Florian.
»Und du bist auch in deinem Alter noch in den Krieg gegangen«, sprach Witiko.
»Sie haben erzählt, wie du in der unteren Moldau gewesen bist«, antwortete Florian, »und gesagt hast, was von den Feinden und von einem Herren, der in die Wälder kommen wird, zu fürchten ist, und da habe ich gesagt: Wir im Mittage von dem heiligen Thomas haben auch wie die andern Waldleute nur den Herzog zum Herrn, und ich habe Witiko vor Jahren, da er schier noch ein Knabe war, durch unsern Wald und durch die Wälder an den Moldaufällen und durch die krumme Au bis in das ebene Land hinein geführt, und wenn manche Waldleute dem alten Wenhart von der Friedau folgen, so sollen wir auch nicht zurückbleiben, und mit den Friedauern sein, und manche sind gegangen, und ich bin mit gegangen.«
»Ich gedenke es dir noch mit Dankbarkeit«, sagte Witiko, »wie du im Einvernehmen mit deinem Sippen, dem Köhler Mathias, der unter dem breiten Berge wohnt, und in dessen Hütte ich geschlafen habe, mir gutes Geleite aus Bayern in das Land Böhmen gegeben hast. Es ist ein schöner Wald, in dem du wohnst, und auf dessen Schneide die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden ist.«
»Er ist der schönste weit und breit«, sprach Florian.
»Es mag wohl so sein«, antwortete Witiko, »und du hast Männer aus dem schönen Walde gebracht, und bist selber mit ihnen gekommen, der Sache des Herzoges zu helfen. Ich habe es gestern gehört, und habe Freude darüber gehabt, und wollte mit dir sprechen.«
»Und wir haben Freude darüber, daß du uns führst«, sagte Florian, »du bist nicht herrisch, und meinst es gut.«
»Jetzt nimm einen Morgenwein und ein Stückchen Morgenbrot mit mir«, sprach Witiko.
»Das werde ich gerne tun, wenn du es willst«, sagte Florian.
Witiko ließ aus seinem Vorrate etwas Wein bringen, dann Brot und zwei Schnitten kalten Bratens.
Er teilte das Gebrachte mit Florian.
Als sie gegessen und getrunken hatten, sagte Witiko: »Jetzt gehe zu den Männern von der Friedau, und bringe ihnen meinen Gruß, und sage ihnen, wir wollen recht getreulich zu einander halten, und wenn alles aus ist, an den Ufern der Waldmoldau von den Dingen sprechen.«
»Ja, das werden wir tun«, sagte Florian, »und wir werden sprechen.«
Witiko geleitete seinen Gast aus dem Gezelte, reichte ihm die Hand, verabschiedete sich, und der alte Mann schlug seinen Weg zu denen von der Friedau ein.
Der Tagesschein war nun völlig klar geworden, die Morgenarbeiten des Lagers waren im Gange, und Krieger aller Arten gingen bei Witiko in Feldtätigkeit ab und zu.
Als dieses geschah, kam Sifrid von Milnet mit seinen Gefährten gegen das Gezelt Witikos. Mit ihnen ritten mehrere Reisige des Herzogs. Zwei von den Reitern trugen jeder ein großes rotseidenes Banner.
»Seid ihr zurück«, rief Witiko, »und hast du mit dem Herzoge gesprochen, Sifrid?«
»Ja, mit dem hocherhabenen Herzoge und mit Bischöfen und mit alten Führern und mit dem Bruder des Herzoges, der Prag verteidigt hat, und mit dem andern Bruder, und noch mit andern, Welislaw grüßt dich, und ich bringe den Dank des Herzogs«, sagte Sifrid.
»Seid ihr in der Nacht geritten?« fragte Witiko.
»Nicht in der ganzen Nacht, aber gegen den Morgen lange«, sagte Sifrid.
»So erquicket euch, und sorget, daß die Tiere Pflege bekommen«, sprach Witiko. »Ihr könnt von den Speisen und Getränken, die ich schaffen werde, vor dem Zelte genießen, und rückwärts sind Stände für Pferde, und meine Knechte werden das Notwendige liefern. Die Botschaft von dem hohen Herzoge wirst du vor allen Männern verkündigen, Sifrid.«
»Soll ich sie dir nicht zuerst allein sagen?« fragte Sifrid.
»Nein, du sollst alles, was du von dem Herzoge und von andern weißt, vor allen sagen«, entgegnete Witiko.
»Wenn es dir so genehm ist, werde ich es tun«, antwortete Sifrid.
»So steigt von den Pferden, und verfahret, wie ich gesagt habe«, entgegnete Witiko.
Die Männer stiegen von den Pferden. Krieger, die vor dem Gezelte waren, standen ihnen bei, die Anordnungen Witikos auszuführen.
Witiko hieß seine Leute Speise und Trank für die Angekommenen herbei bringen, und seine Knechte das Notwendige für die Pferde in Bereitschaft setzen. Dann ließ er die Zeichen für die Aufstellung der Männer geben.
Als nicht nur Sifrid, und die mit ihm gekommen waren, sondern auch alle, die sich in dem Lager befanden, ihr Morgenmahl verzehrt, und sich dann aufgestellt hatten, führte Witiko Sifrid und die Reiter des Herzogs vor sie, und sprach »Männer, Krieger, Freunde, höret, und was jeder hört, sage er weiter seinen Nebenmännern, und die wieder weiter, daß alle wissen, was gesprochen worden ist. Sifrid von Milnet, den ich mit der Botschaft des gewesenen Kampfes zu dem erlauchten Herzoge geschickt habe, ist zurückgekehrt, und bringt die Antwort des Herzoges. Sifrid, rede.«
Sifrid stellte sich vor die Männer, und sprach: »Kampfesbrüder und Feldgesellen, unser Obmann Witiko hat zu mir gesagt: reite zu dem hohen Herzoge, und erzähle ihm alles, was du von dem Kampfe jetzt gesagt hast; denn er hat mich vorher gefragt, und was du der Wahrheit nach noch weißt, und sage, daß ich dich sende, und daß wir nur wenige Männer verloren haben. Ich ritt mit vier Freunden zu dem Herzoge. Ehe die Morgenzeichen gegeben waren, standen wir bei dem großen roten Banner vor seinem Gezelte. Und als ich gesagt hatte, was ich wolle, und als es ihm gemeldet worden war, ließ er Männer in sein Gezelt kommen, und ließ uns dann vor sie hinstellen. Es war sein Bruder da, der erlauchte Diepold, dann sein anderer Bruder, der erlauchte Heinrich, es war der Bischof von Prag da, es war der Bischof von Olmütz da, welcher erst gekommen war, es war der Zupan Lubomir da, es war Diwiš da, es war der Abt von Kladrau da, und der Abt von Wilimow, und der Kanzler Gervasius, und ein Priester, den sie Daniel hießen, und es war der Zupan, der Zupan, ich habe die Namen vergessen, ein guter junger Mann, Welislaw, der ein Freund Witikos ist, hat sie mir alle gezeigt, da die Sache aus war, und hat gesagt, er lasse Witiko aus dem Gemütsgrunde grüßen. Und der hohe Herzog hat gesagt: Junger Bote, rede. Und ich habe dann geredet: die Feinde sind vor uns gekommen, und einer hat gesagt, wir werden großen Lohn bekommen, wenn wir zu dem unrechten Herzoge Konrad halten wollen, der Herzog Wratislaw von Brünn sende ihn, und der Herzog Wratislaw bürge für seine Worte, und wenn wir uns nicht fügen, werden wir alle vertilgt werden. Und unser Obmann Witiko hat den Boten fortgejagt, und hat uns zu dem Kampfe geführt, und hat angeordnet, wie alles geschehen müsse, und hat im Kampfe gerufen, und hat seine Rufe durch die Boten überall hin geschickt, und hat es sehr gut gemacht.«
»Erzähle, was du von den Männern gesagt hast, nicht von mir, ich habe dir nichts davon aufgetragen«, unterbrach ihn Witiko.
»Du hast gesagt: Erzähle, was du von dem Kampfe der Wahrheit nach weißt«, sprach Sifrid, und das ist die Wahrheit.«
»Es ist die Wahrheit«, rief ein Mann, »Witiko hat gut geordnet.«
»Witiko