Adalbert Stifter

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter


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Dank und unsere Erkennung des Herzoges erweisen.«

      Die Männer Wyhons riefen: »Heil dem Herzoge, Heil dem Herzoge.«

      Die Fahne wurde einem Manne in die Hand gegeben, und Wyhon bezeigte Witiko, und seinem Geleite und den Reisigen des Herzogs seinen Dank. Dann verabschiedeten sie sich, und Witiko ging mit allen wieder zu den Seinigen zurück.

      Nach kurzer Zeit begaben sich die Reisigen des Herzoges auf den Rückweg. Witiko aber ordnete alles zu dem Weiterzuge, und in kleiner Frist setzten sich seine Scharen in Bewegung.

      Am Abende dieses Tages, da das Nachtlager eingerichtet war, kamen Boten von Bolemil, welche bedeuteten, daß man an der Stelle angekommen sei, von der aus die Entscheidung gesucht werden würde. Die Boten gaben die Bewegungen an, die gemacht werden sollen, daß das Heer sich sammle.

      Und am nächsten Tage und an dem folgenden Tage sammelte sich das Heer.

      Als es gesammelt war, wurden die Führer zu dem Herzoge entboten, damit Rat gehalten werde.

      Im Rate wurde beschlossen, was geschehen, und wie der Feind angegriffen werden soll.

      Ehe die Männer des Rates auseinander gingen, wurde gemeldet, der Mährer Drslaw sei gekommen, und verlange mit dem Herzoge zu sprechen.

      »Führt ihn herein«, sagte Wladislaw.

      Drslaw wurde herein geführt.

      »Sprich, Drslaw, was begehrest du?« fragte der Herzog.

      »Ich will dir allein eine Enthüllung machen, hocherlauchter Herzog«, sagte Drslaw.

      »Mache die Enthüllung, so du willst, vor allen diesen, oder gehe ohne Enthüllung deine Wege«, sagte der Herzog.

      »Du befiehlst es so, hoher Herzog«, sagte Drslaw, »und ich gehorche. Mehrere von uns, die ich dir nennen werde, wenn du unser Vorhaben gut heißest, haben beschlossen, deiner Sache zu dienen, wenn du uns den Fortbesitz unserer Habe und unseres Gutes gewährleistest, und ihre Vermehrung nach deinem Sinne versprichst. Wir werden in der Schlacht die Reihen Konrads verlassen, und Unordnung stiften, werden, wenn es möglich ist, sogleich für dich kämpfen, und den Sieg in deine Hände bringen.«

      »Was soll dem Manne geantwortet werden?« fragte der Herzog.

      Alle schwiegen.

      »Sprich, Otto, Bischof von Prag.«

      »Er bringt Verrat«, sagte Otto.

      »Er verrät den in dem Augenblicke, der ihm in dem Augenblicke vertraut«, sagte Zdik.

      »Haben die Fürsten aus dem Stamme Premysls noch viele solche Freunde?« fragte Diepold.

      »Und was sagt Bolemil?« fragte der Herzog.

      »Dem Manne antworte ich nicht«, entgegnete Bolemil.

      »Hängt ihn an den nächsten Baum«, rief Welislaw.

      »Es wird wohl des Rates nicht viel nötig sein«, sagte der Herzog. »Drslaw, wenn du aus Reue zu mir gekommen wärest im offenen Zurücktritte von Konrad, hätte ich dich mit Freuden aufgenommen, und die Gewährleistung und Vermehrung deiner Habe wäre dir sicher gewesen wie jedem meiner Krieger; aber du wolltest durch dein Beginnen eine weit größere Vermehrung erzielen, und hast dich geirrt. Wenn ich mit einem fremden Feinde in einem ordnungsgemäßen Kriege wäre, würde ich dich binden lassen, dich gebunden dem Feinde überliefern, und dein Ansinnen melden. Nun aber bin ich auf einem Zuge wider Räuber von Ländern und Gewalt, sie zu strafen, nicht Sitte und Gestalt eines Krieges zu üben. Gehe daher deiner Wege. Deine Habe ist dem Sieger verfallen, weil du bei den Empörern bist. Und wenn allen Empörern verziehen werden würde, so würde dir nicht verziehen werden, und deinen Helfern nicht, wenn sie mir bekannt werden. Und sie werden bekannt werden; denn Verräter verraten einander wieder. Ist der Mann mit einem Geleite gekommen?«

      »Wir haben niemand bei ihm gesehen«, sagte der Anmelder, »die Vorwachen haben ihn gefangen gesendet.«

      »So gebt ihm zwölf Männer, daß sie ihn ungefährdet an die Grenze des Lagers bringen. Welislaw, tue mir den Dienst, die zwölf Männer beizuordnen. Ich frage nun alle Herren und Lechen, ist einer der Meinung, daß mit dem Manne anders verfahren werde? Ist er dieser Meinung, so bitte ich ihn, daß er rede.«

      Alle schwiegen.

      »So sind wir einig«, sagte der Herzog, »Welislaw, sorge, wie ich gesagt habe.«

      »Wenn du, hoher Herzog, auf diese Art gegen diejenigen handelst, die dir Gutes tun wollen, so ist es übel«, sagte Drslaw.

      »Fort von hier«, sagte Wladislaw.

      Welislaw ging aus dem Gezelte, kam mit zwölf Männern und einem Führer zurück, sie umringten Drslaw, Welislaw gab ihnen Weisung, und sie führten den Eingeschlossenen aus dem Gezelte.

      »Hohe Herren«, sagte Wladislaw, »ich habe gedacht, daß wir mit froherem Mute aus der Versammlung gehen werden, als uns nun dieser Mann eingeflößt hat. Vergeßt es.«

      »Man nimmt das Böse auf dem Wege, und verdammt es«, sagte der Bischof Otto, »und sucht es aus dem Gemüte zu bringen.«

      »Wäre jedes Ärgernis so leicht zu überwinden, wie das von diesem Wichte«, sagte Zdik.

      »Und wir werden unsere Sache rein zu Ende führen«, sagte Lubomir.

      »Und so nehmet meinen Dank, ihr Männer und Freunde«, sagte der Herzog, »daß ihr mit Rat und Stimme bei mir gewesen seid. Ich glaube, wir haben, was not war, heute vollendet. Lasset es euch fürder nicht verdrießen, der Sache treulich beizustehen.«

      »Nein, nein«, riefen mehrere Stimmen, »wir stehen bei.«

      Der Herzog erhob sich, die Männer erhoben sich auch, und zerstreuten sich nach ihren Abteilungen.

      Am Abende dieses Tages kamen noch Leute aus dem mittäglichen Walde. Sie sagten, daß sie den Weg nach Pilgram genommen hätten, weil man ihnen denselben gewiesen hat, im Walde seien noch Zusammenkünfte gewesen, und man habe an Witiko und Wenhart gedacht, und sie hätten sich zurecht gerichtet, und seien nachgegangen. Sie wollen jetzt mit Witiko reden.

      Witiko trat vor sie, und sprach: »Seid gegrüßet, ihr Männer, was ist euer Begehren?«

      »Wir möchten mit denen aus unserer Gegend an dem Kriege teilnehmen«, antwortete einer aus ihnen.

      »Und weil du ein Führer bist, so möchten wir von dir geführt sein«, sprach ein anderer.

      »Wie viele seid ihr?« fragte Witiko.

      »Wir sind einhundertundfünf Männer«, antwortete der, welcher zuerst gesprochen hatte.

      »Es kommen noch mehrere«, sagte ein alter Mann, »weil sie von der Sache reden, und weil eine Entscheidung sein muß.«

      »Es ist gut, und es muß eine Entscheidung sein«, sagte Witiko, »und wir müssen zusammenhalten, die zusammen gehören. Ich kenne einige von euch, und manche werden mich kennen.«

      »Wir kennen dich«, riefen viele Stimmen.

      »Haben einige unter euch reiten gelernt?« fragte Witiko.

      »Ich habe mich geübt«, rief ein Mann.

      »Ich auch«, »ich auch«, »ich auch«, riefen andere.

      »Das ist gut«, sagte Witiko, »wir haben Pferde. Ihr alle werdet unter die verteilt werden, welche den Krieg und seine Bewegungen schon kennen, daß ihr die Sache in der Art verrichten lernt, wie sie die verrichten, welche schon lange dabei sind. Aber, liebe Heimatgenossen, ich darf das nicht allein tun. Lagert euch an dieser Stelle, erquickt euch, ich werde sogleich zu dem hohen Herzoge reiten, werde ihm das Vorkommnis erzählen, und werde ihn bitten, daß er euch zu meinen Männern gebe.«

      »Er wird es tun, weil wir zu dir gekommen sind«, sagte der alte Mann.

      »Er wird es tun«, sprach Witiko.

      Darauf verlangte er sein Pferd, Jakob brachte es, er bestieg es, und schlug