war in seinem Ledergewande in der Mitte der Seinen. Ehe der Kampf beginnen sollte, hielt er einen Augenblick, und sprach zu ihnen: »Jetzt, meine lieben Freunde und Kampfesbrüder, ist uns eine wichtige Aufgabe gegeben worden. Sie ist im Rate den Führern mitgeteilt worden, die Führer haben sie den Unterführern, und diese euch gesagt. Wir werden sie vollbringen. Haltet nur jetzt alle Bewegungen fest, wie die Wurzeln eurer Bäume den Waldboden in ihrer Ruhe fest halten. Der kleinste Fehler könnte sehr übel sein, und wir müßten schamrot werden vor jedem Strauche unseres Waldes. Bittet Gott, und dann zum Kampfe für das Recht.«
Die Männer sagten kein Wort. Er stieg von dem Pferde, und kniete auf die Erde nieder, und alle Männer knieten nieder, und beteten einige Augenblicke.
Die Feinde standen eine Strecke von ihnen entfernt auf dem oberen Rande einer sacht hinauf gehenden Wiese, sahen dieses, regten sich aber nicht, und warteten auf den Kampf. An der rechten Seite der Waldleute war eine Schlucht neben der Wiese, und durch diese Schlucht war die Stellung der Feinde gesichert.
Die Männer des Waldes erhoben sich von ihrem Gebete, Witiko bestieg sein Pferd, und alle, Fußgänger und Reiter, setzten ihre Bewegung gegen die Feinde fort.
Die Scharen, welche gegen Witiko standen, hatten an ihrer rechten Seite eine flache Erhöhung. Vor derselben teilten sich nun die Feinde aus einander, und Wurfgeräte, fast wie man sie bei der Belagerung einer Stadt zu sehen gewohnt ist, wurden erkennbar. Und Steine, Eisen, Holz, und was geworfen werden konnte, wurde aus diesen Werken gegen die Angreifer geschleudert. Besonders wurden die Würfe gegen die Mitte, in welcher sich Wladislaw befand, gerichtet.
Als die Waldleute bei ihren Feinden angekommen waren, wurde ein Kampf. Zuerst war er mit Pfeilen und Lanzen, dann mit den Schäften und Speeren. Die Feinde standen fest. Da begannen die Waldleute rückwärts zu weichen. Wie einer in Vorsicht sich zurückzieht, gingen sie rücklings Schritt für Schritt, immer mit den Speeren wehrend, und so fest geschlossen, daß kein Mann und kein Schaft eindringen konnte. Auch links von den Waldleuten ging Bolemil zurück, und links von ihm die andern, und der Herzog, und alle. Die Feinde drängten nach. Als die Waldleute am unteren Rande der Wiese ankamen, von dem sie ausgegangen waren, stoben sie plötzlich gegen rechts in Flucht davon, gerade von der Seite des Schlachtfeldes hinweg. Ihre Feinde verfolgten sie nicht, weil Bolemil da war, sondern wendeten sich gegen diesen, und unterstützten die Scharen, die schon gegen ihn kämpften. Wladislaw ordnete Männer zu Bolemil, ihm zu helfen. Und an dieser Stelle wurde nun der dichteste Knäuel des Kampfes.
Die Waldleute gebrauchten die größte Schnelligkeit ihrer Füße, die sie in ihrer Heimat eingeübt hatten, und als sie zu der Schlucht an der Wiese kamen, beugten sie in dieselbe ein. Kein einziger der Fußgänger fehlte. Sie rannten in der Schlucht fort, sie kletterten, sie sprangen, sie brachten alles in Ausführung, was ihre Wälder oft zum Durchdringen fordern, und erschienen endlich am oberen Rande der Wiese. Die roten Banner weheten in den Lüften, das große Horn des Ziegenbockes und die kleinen Hörner, die in der Flucht geschwiegen hatten, dröhnten nun den Schlachtruf. Witiko, Rowno, Wyhon und alle ordneten schnell ihre Leute, schritten vor ihnen her, und führten sie hinter die großen Schleudergeräte. Die Männer, welche bei denselben waren, wurden angegriffen, viele getötet, die andern in die Flucht getrieben. Die Geräte wurden angezündet. Da sie brannten, stürmten die Männer in Schnelligkeit die Wiese hinab, denen in den Rücken, die gegen Bolemil kämpften. Die Hörner tönten unausgesetzt den Schlachtruf. Die Reiter des Waldes flogen nun auch von ihrem Fluchtfelde herzu, denen in die Seite, die gegen Bolemil kämpften. Witiko, Rowno, Wyhon, Diet, Osel und die andern bekamen ihre Pferde wieder, und die Führer leiteten den Kampf. Und wie die Moldau in den Felsen der Kienberge durch Gestein und Trümmer dahin tost, so tobten die Männer aus Rache, daß sie einen Augenblick geflohen waren, in den Feind, niederwerfend, zerspaltend, vertreibend. Und wie sie gegen die wilden Tiere ihres Waldes ausdauerten, so dauerten sie auch jetzt aus. Verwirrung entstand in den Feinden, und mehrte sich. Es konnte eine geordnete Schlacht nicht mehr bei ihnen statt haben, jeder wehrte sich, wo er stand, seines Lebens, oder suchte zu entrinnen. Bolemil gab aus seiner Sänfte Befehle, und sendete Männer nach Männern gegen den Feind. Die Unordnung verbreitete sich auch in seine weitern Scharen, und wo Wladislaw stand, und Zdik und Welislaw und Odolen und ferner hin, sah man die roten Banner vorrücken. Und an der äußersten Stelle links wehten die rotseidenen Fahnen schon hinter den Feinden, die auch dort umgangen worden waren. Und in kürzester Frist war der Streit entschieden. Die Mährer waren in verworrener und ungebändigter Flucht. Die Männer Wladislaws drangen nach, und bald war man vor den Zinnen Znaims. Wo ein Haus stand, wo eine Hütte stand, wo ein Dorf stand, wo was immer für Wohnungen und Güter der Menschen waren, gingen Feuersäulen empor, und selbst an fernen Stellen, wohin keine Schlacht und kein Krieger gekommen zu sein schien, verdüsterte wallender Rauch den Himmel. Verwüstung, Zerstörung, Vernichtung waltete zwischen Leuten, die sonst friedlich unter der gleichen obersten Herrschaft leben sollten. Die Trümmer des Heeres Konrads wurden von den Verfolgern noch mehr zertrümmert, und wie Staub zerstreut. Nur ein Teil rettete sich nach Znaim.
Als Schlacht und Verfolgung aus war, lagerte sich Wladislaw vor der Stadt. Die Krieger erhielten Ruhe und Erquickung. Dann schritt man zur Ordnung des Lagers. Und es kamen auch noch die Scharen, welche sich in der Verfolgung zu weit hatten hinreißen lassen. Die Verwundeten wurden herbei gebracht. Bei dem Danke des Herzoges an seine Männer, und bei dem Mahle, welches folgte, wurde kein einziger der hohen Führer vermißt.
Witiko ließ vor der Nacht noch seine Verwundeten zu sich bringen. Und in der Nacht ging er wie nach dem ersten Kampfe wieder zu allen seinen Abteilungen, und dankte ihnen.
Und eine tiefe Ruhe und eine Erholung kam in der Nacht über die Scharen des Herzogs.
Am frühen Morgen wurden zwei Krieger aus der Stadt zu dem Herzoge gebracht, welche mit ihm zu sprechen wünschten.
Wladislaw versammelte den Rat der Führer. Dann wurden die Männer vor den Rat gestellt.
»Was ist euer Begehren?« fragte der Herzog.
»Ich bin Unislaw«, sagte einer, »und mußte ein Fähnlein Konrads befehligen, mein Genosse ist Mladota, und hatte auch ein Fähnlein zu führen. Die Krieger, welche in Znaim sind, haben uns gewählt, zu dir zu gehen, hoher Herr, und dir zu sagen, daß wir dir die Stadt übergeben wollen, so du uns schonest. Der Herzog Konrad von Znaim ist nicht in der Stadt, und keiner der vornehmlicheren Führer ist in ihr. Wir wollen uns unterwerfen, und werden dir in der Zukunft treulich dienen.«
»Leget die Waffen auf dem Marktplatze der Stadt nieder, und kommet alle vor mein Lager«, sagte der Herzog, »es wird eures Leibes und Lebens geschont werden. Wenn aber Konrad oder einer der großen Führer in der Stadt gefunden würde, gehört er vor mein Gericht. Ihr könnt mir dienen, wie ihr Konrad gedient habt, und wie ihr, wenn ihr dem Gebiete von Znaim angehört, einem Herzoge von Znaim wieder dienen werdet, der gesetzt werden wird. Nur gegen den Herzog von Böhmen und Mähren dürft ihr in der Zukunft nicht mehr dienen, er könnte vielleicht nicht verzeihen, und ich würde zum zweiten Male nicht verzeihen. Jetzt geht, und kündet denen meine Worte, die euch gesandt haben. Ich glaube, Herren meines Rates, es ist nicht ungerecht, wie ich gesprochen habe.«
»Es ist nicht ungerecht«, riefen viele Stimmen.
»So geht, ihr Männer«, sprach der Herzog.
Die zwei Männer gingen. Nach einer Stunde kam ein langer Zug von Kriegern ohne Waffen aus der Stadt, und stellte sich vor dem Lager des Herzogs auf. Der Herzog trat vor sie, und Unislaw sagte: »Das sind die Krieger der Stadt Znaim.«
»Man wird euch ein Lager anweisen, und dort harret des weitern«, sprach der Herzog.
Nach den unbewaffneten Kriegern kam ein Zug von Menschen in verschiedenen Kleidern aus der Stadt, und verlangte zu Wladislaw.
Wladislaw ließ sie vor sich und die Seinen.
Sie knieten vor ihm nieder, falteten die Hände, und baten um Schonung.
»Stehet auf«, sagte der Herzog.
Sie standen aber nicht auf, und blieben mit gefalteten Händen knien.
»Stehet auf, sonst spreche ich nicht mit euch, und kehre euch den Rücken«,