du ein Vorsteher bist«, sagte der Herzog zu einem, »rede, was ist eure Bitte?«
»Hocherlauchter Herr«, sprach der Angeredete, »ich bin der Kmete der armen Stadt Znaim. Die Stadt steht dir zu deinem hohen Einzuge offen. Wir sind alle nicht schuld an dem Abfalle deines untergebenen Herzoges Konrad, und flehen demütig und unterwürfig, du wollest uns das Unheil nicht entgelten lassen, das geschehen ist, und unser Leben nicht nehmen, und uns nicht mit Brand und Zerstörung heimsuchen. Unsere jungen Männer, die noch da sind, oder die kommen werden, sollen dir als Streiter dienen, und wir alle werden dir dienstbar sein.«
»Ich bin der Herzog der Länder Böhmen und Mähren«, antwortete Wladislaw, »und nehme den Leuten meiner Länder nicht mutwillig das Leben, und zerstöre nicht mutwillig die Güter der Länder. Ihr gebt eine Kriegesgabe aus der Stadt, und Leib und Gut des einzelnen wird geachtet, der nur ein Bewohner der Stadt ist. Wer ein hervorragendes Werkzeug des Verrates gewesen ist, wird vor ein mildes aber gerechtes Gericht gestellt werden, und eben so der, der ihn verbirgt. Sagt das denen, die in Znaim sind.«
»Wir verbergen niemanden«, sprach der Kmete, »und würden dir jeden, der uns als Hehler bekannt würde, übergeben. Die Rädelsführer sind entflohen. Gepriesen seiest du, milder, großmütiger, hocherlauchter Herr!'
»Gepriesen, und gesegnet, hoher Herr, wir beten für dich«, riefen die Flehenden durcheinander.
Und der Kmete neigte sich vor Wladislaw, und küßte den Zipfel seines Kleides. Und die andern warfen sich wieder auf die Knie, und suchten näher zu kommen, und griffen nach den Kleidern Wladislaws, sie zu küssen.
Er wehrte ihnen aber, und sprach: »Ich tue nur das Rechte, erhebet euch, und geht, und tröstet die Eurigen.«
Da die Leute aber in ihren Gebärden flehentlich fortfuhren, ließ er geschehen, was sie verlangten, und redete ihnen freundlicher zu, sich zu erheben.
Da standen sie auf.
Dann sprach er: »Du hast gesagt, Kmete, daß ihr mir dienstbar sein wollet.«
»In allem, hocherlauchter Herr, das du befehlen wirst«, antwortete der Kmete.
»So rüstet in eurer Stadt sogleich Gemächer, die Verwundeten in sie aufzunehmen, die meinigen und Konrads«, sagte der Herzog, »dann sendet Männer mit Tragbahren, Sänften, und was ihr habt, um meine Leute bei dem Hineinbringen der Verwundeten zu unterstützen. Sind Menschen aus dem Lande in eure Stadt gekommen?«
»Viele, hoher Herr, haben Zuflucht hinter unseren Zinnen gesucht«, antwortete der Kmete.
»So lasse verkünden, daß sie in ihre Wohnungen zurückkehren, und ihrer Verrichtungen pflegen«, sagte Wladislaw, »meine Krieger sind um mich versammelt, der Krieg ist in dem Herzogtume Znaim geendigt, und sie können unter meinem Frieden ruhig leben. Ich werde dir einen Herold mitgeben, der deine Worte bestätigt. Sie sollen das Land hegen, daß nicht Nöten und andere Übel dem Kriege folgen, sonst würde Verantwortung geleistet werden müssen. Dann sende so viele eigene und fremde Leute, als du nur vermagst, auf das Schlachtfeld zur Begrabung der Toten. Sie finden dort meine Männer, die ihnen helfen und Weisung geben werden. Hast du meine Worte verstanden?«
»Ich habe sie verstanden, hocherhabener Herr, und werde sie vollführen«, sagte der Kmete.
»So eilet nun, daß nicht eine unnütze Zeit vergehe«, sprach der Herzog.
»Wir danken dir, wir preisen dich, wir ehren dich, hoher Herzog«, rief der Kmete.
»Wir preisen dich, wir ehren dich«, riefen die Leute, und manche brachen in Schluchzen aus.
Dann winkte ihnen der Herzog, zu gehen. Sie neigten sich vielmal, wendeten sich, und schlugen den Weg in die Stadt ein.
Der Herzog ordnete nun alles an, das notwendig war, damit ein festes Lager würde, in welchem seine Krieger eine Zeit wohnen könnten.
Dann ließ er die Zeichen geben, daß das Heer in Ordnung aufgestellt werde.
Als dieses geschehen war, ritt er mit einem Geleite an allen seinen Männern und Führern hin, und dankte, und gab Versicherungen der Belohnung. Er sprach mit vielen der Führer und der anderen Leute. Er ritt langsam an den Kriegern des Waldes hin, die geschlossen da standen, und auf ihn blickten. Er dankte für ihren besonderen Dienst, und hielt sein Schwert zum Gruße gesenkt. Er sprach mit Witiko, mit Rowno, mit Wyhon, mit Osel, auch zu den Söhnen Osels sprach er, dann sprach er mit Diet, mit Werinhard, mit Wolf, mit Witislaw, mit Hermann, mit Wenzel, er sprach zu dem alten Wenhart, zu dem alten Florian, zu Johannes aus dem Wangetschlage, und noch zu mehreren Männern, meist zu solchen, welche weiße Haare auf dem Haupte hatten.
Als der Dank des Herzogs vorüber war, wurden die Krieger wieder in ihre Lagerplätze entlassen.
Der Herzog ging jetzt aber mit den Bischöfen zu den Verwundeten, und tröstete sie. Er fand bei ihnen schon manchen Tröster und selbst Pfleger aus der Priesterschaft und den hohen Führern.
Als er wieder in sein Gezelt gekommen war, ließ er die Zeichen zur Sammlung der Scharen ertönen, welche mit ihm in Znaim einziehen sollten.
Da die Sammlung vollendet war, begann der Zug. Eine Menge von Menschen war schon an dem Wege, und sie riefen dem Herzoge zu. Aber noch dichter waren sie in der Stadt. Vor dem Tore wurde Wladislaw von den Priestern, von den Vorstehern und von schön gekleideten Jungfrauen begrüßt. Dann ritt er in seinem einfachen braunen Gewande in die Stadt. Hinter ihm ritten Diepold und Heinrich, dann die Bischöfe, Bolemil wurde in seiner Sänfte von zwei Saumpferden getragen, die einer seiner Enkel leitete, und der alte Wšebor ritt neben Bolemil, und dann war Diwiš und Lubomir, dann waren die Äbte, und dann waren Preda und Chotimir. Die übrigen Führer ritten bei ihren Abteilungen. Vor dem Herzoge und seinem Geleite waren Kriegerscharen, und hinter ihm auch. Das Volk rief ihm zu, und sang Gesänge. Wladislaw ritt zur Kirche, stieg mit seinem Geleite von dem Pferde, und weil der Bann auf dem Lande war, taten sie vor der Kirche kniend ein Dankgebet. Dann ritt er in die Burg, und als die Führer ihn dahin geleitet hatten, wurden sie entlassen. Die in der Stadt blieben, erhielten ihre Wohnungen angewiesen. Die übrigen Scharen zogen wieder in das Lager.
Bald nach dem Einzuge Wladislaws wurden die Verwundeten in die Stadt gebracht.
Am Nachmittage dieses Tages ritt Witiko mit seinen Befehlsträgern, mit Wenhart und dreißig Reitern auf das Schlachtfeld zu den Männern, die er zur Begrabung ihrer Toten dahin geschickt hatte. Er fand sie am unteren Rande der Wiese.
»Seid gegrüßet, ihr Männer der Trauer«, sagte er.
»Es ist traurig, wenn man einen Angehörigen verliert«, sprach David, der Zimmerer, »sie werden weinen und wehklagen, wenn wir ihnen die Nachricht bringen, und wenn wir ihnen auch die Geschenke des Herzogs bringen, und es ist traurig für uns, daß wir einen Mann begraben müssen, den wir kennen, und den die erschlagen haben, die uns alles nehmen wollten, und die einen Herrn bringen wollten, der uns dann weiter nimmt, was wir wieder erworben.«
»Wir sollten ihnen noch mehr vergolten haben, als es geschehen ist«, rief der Schmied von Plan, »es ist schade, daß sie geschlagen sind, und daß sie davon sind, daß wir sie nicht noch einmal schlagen können.«
»Dann hätten wir wieder Tote, und müßten sie wieder rächen, und das ginge so fort«, antwortete Witiko.
»Ja, das ginge fort«, sagte der Schmied.
»Habt ihr wohl gemerkt, wen ihr begraben habt, daß wir alle aufzeichnen, und daß kein Irrtum entsteht, der einen vergeblichen Jammer hervorrufen würde?« fragte Witiko.
»Andreas hat einen Zettel«, sagte der Schmied, »und dann hat er jeden sogleich mit einem spitzigen Blei darauf geschrieben, wenn wir auf seinem Grabe gebetet hatten.«
»Habt ihr viele?« fragte Witiko.
»Nicht viele«, sagte Andreas, und zog seinen Zettel heraus.
Er las: »Melchior von der Stift. Er ward durch und durch gestochen. Wenzel aus den Auhäusern. Er hatte die Wunde im Halse. Kaspar von Reichenau. Ich weiß nicht mehr, David, war es der mit dem zerbrochenen Kopfe?«
»Es