Eva-Marie Horn

Mami Staffel 5 – Familienroman


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Ich kann Ihnen aber Zuverlässigkeit bieten. Ihnen und Ihrer bezaubernden Sarah.«

      »Ich weiß nicht, warum Sie das jetzt sagen. Wir kennen uns doch kaum…«

      Sie fühlte sich hilflos. Er war ein Mann, der irgendwie Charisma hatte, und dem konnte sie sich kaum entziehen. Die Berüh-rung ihrer Hände war ihr sehr bewußt.

      »Ich wollte es einfach aussprechen, damit Sie es wissen. Wir können uns besser kennenlernen. Ich bin nicht ungeduldig. Aber wenn Bernd Holdorf wieder eine Rolle in Ihrem Leben spielt, werde ich darauf verzichten. Gegen ihn trete ich nicht an.«

      Womit er ihr klar zu verstehen geben würde, daß sie es ihm dann nicht wert war, wie Corinna seine Worte interpretierte. Und das konnte sie sogar verstehen. Seine Ehrlichkeit war bezwingend.

      »Bernd spielt… keine Rolle in meinem Leben. Aber ich glaube, ich möchte überhaupt keinen Mann mehr darin haben.«

      Er lachte leise und ließ ihre Hand so plötzlich los, wie er danach gegriffen hatte.

      »Warten wir es ab. Ich bin zäh. Wer sich einmal gegen meinen Vater behaupten konnte, der läßt sich so schnell nicht mehr ins Bockshorn jagen.«

      Sie mußte ebenfalls lachen.

      »Sie haben ja tolle Vergleiche.«

      Das Essen war sehr gelungen, die Stimmung entspannte sich immer mehr. Als er sich beim Abschied vorbeugte, um ihr einen Kuß zu geben, ließ Corinna es zu. Wieder spürte sie seine ungeheure Ausstrahlung und war froh, als er hinausgegangen war. Hätte er sie jetzt in die Arme genommen, wäre es um sie geschehen gewesen. Und diesmal hatte sie keinen Schwips gehabt.

      Felix war klug. Er wußte, daß Corinna Zeit brauchte. Daß er ihr seine Gefühle gestanden hatte, war auf den Rat von Julia geschehen.

      »Sie muß auf der einen Seite wissen, daß sie eine Chance bei dir hat, damit sie Bernd nicht nachgibt, und auf der anderen Seite muß bei ihr der stete Tropfen den Stein höhlen nach der Erfahrung, die sie gemacht hat. Das war ja auch Bernds Masche. Corinna ist keine Frau für eine kurze Episode. Dafür ist sie sich zu schade. Sie hätte sich bestimmt nie mit Bernd eingelassen, wenn sie nicht wirklich an die große Liebe geglaubt hätte. Jetzt hat sie natürlich Angst, daß sie wieder auf das falsche Pferd setzen könnte.«

      Felix fand, daß er ein gutes Stück vorangekommen war. Corinnas Augen hatten verdächtig geglänzt, als er sie küßte. Nun sollte sie ein bißchen Zeit haben, um an ihn zu denken und auch ein bißchen zu bangen. Er würde sich höchstens ein-, zweimal telefonisch melden. So ließen Frauen ihre Freunde zappeln, warum sollte es nicht auch umgekehrt funktionieren? Sie würden sich bei der Hochzeit wiedersehen. Eine gute Gelegenheit für romantische Augenblicke. Er mußte mit Julia nur noch üben, den Braut-strauß zu werfen, daß Corinna ihn auch bestimmt fangen konnte. Daß sie in der richtigen Position stand, dafür wollte Felix schon sorgen.

      *

      »Bist du jetzt traurig, weil Bernd sich wieder so blöd benimmt?«

      »Nein, Melanie, das bin ich nicht. Es ist alles in Ordnung. Wir haben ausgemacht, daß er Sarah alle vier Wochen sehen kann. Wenn sie älter ist, kann er sie auch mal für ein Wochenende zu sich nehmen, wenn er will. Und damit hat es sich.«

      »Irgendwie ist es ja jetzt doch schade.«

      Corinna lachte.

      »Sag mal, ich kann es nicht glauben! Du hast Bernd doch immer voller Mißtrauen betrachtet. Was ist denn jetzt auf einmal los?«

      »Na ja, ich dachte, wenn er sich wirklich geändert hätte…«

      »Hat er ja auch. Bis es dann nicht mehr so ging, wie er wollte. Und da kam der Rückschlag. Für mich ist das wirklich in Ordnung.«

      Melanie war verwirrt. Sie hätte einfach nicht erwartet, daß Corinna das so locker wegstecken würde.

      »Jetzt hör auf zu grübeln, und freu dich auf die Hochzeit. In zwei Wochen ist es soweit. Was sollen wir bloß schenken?«

      »Keine Ahnung. Da verlasse ich mich auf dich.«

      Sarah lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich, indem sie sich vom Bauch auf den Rücken drehte und ihren eigenen Erfolg feierte, indem sie fröhlich krähte.

      »Hast du gesehen? Sie hat sich umgedreht!«

      Corinna drehte ihre Tochter zurück. Zuerst schaute die Kleine verblüfft auf die bunte Patch-workdecke unter sich. Hatte sie nicht eben noch die Zimmerdecke gesehen? Dann gab sie einen empörten Schnaufer von sich und bewältigte die Drehung noch einmal.

      »Das hast du ganz fein gemacht, mein Schatz! Du bist ja ein ganz kluges Kind!« jubelte Corinna, wie es alle Mütter taten, wenn ihr Baby zum ersten Mal etwas Neues vollbrachte.

      Melanie schmunzelte. Sarah war für Corinna ein Wunderkind. In ihren Augen war Sarah wie alle Babies, wenn auch besonders entzückend, aber ein Wunder war sie schon, denn sie hatte es geschafft, ihre Mutter ins Leben zurückzuholen. Daran konnte kein Zweifel bestehen, denn Corinna sah so gut aus wie nie zuvor. Und sie wirkte völlig entspannt, auch wenn es nun mit Sicherheit keine gemeinsame Zukunft mit Bernd mehr geben würde.

      Sie konzentrierte sich wieder auf Sarah, die nun, angespornt durch die Begeisterung, die sie mit ihrer Turnübung ausgelöst hatte, immer wieder herumrollen wollte. Schließlich war sie so erschöpft, daß sie auf ihrer Decke einschlief.

      Am Abend widmete sich Corinna wieder ihrem Studium. Sie war nun bald fertig und hatte das Gefühl, gut voranzukommen mit dem Lernen. Wenn sie erst fest angestellte Apothekerin wäre, würde sie auch keine finanziellen Probleme mehr haben. Noch mußte sie sehr genau rechnen und auf vieles verzichten. Vor allem fiel es ihr schwer, nichts von all den hübschen Sachen kaufen zu können, die sie für Sarah sah.

      Ein Hochzeitsgeschenk für Julia war jedoch bald gefunden. Sie kaufte einen wunderschönen silbernen Kerzenleuchter in einem Antiquitätengeschäft. Julia hatte ja bestimmt alles, was sie brauchte, so daß sie sich gar nicht erst nach Toastern, Gläsern oder ähnlichem umsah. Da sie und Melanie sich die Kosten teilten, überstieg es auch nicht ihre Verhältnisse.

      Bevor sie nach Berlin fuhren – sie wollten die Reise wegen Sarah mit dem Auto machen, kam Bernd noch einmal zu Besuch. Er verhielt sich Corinna gegenüber jetzt sehr frostig, doch das störte sie nicht, solange er Sarah gegenüber lieb war.

      »Ich verstehe immer noch nicht, wieso du zu dieser Hochzeit fährst«, sagte er, als er sich nach einer Stunde wieder verabschiedete. »Im Grunde geht dich Julia doch gar nichts an.«

      »Wir sind befreundet, das weißt du doch.«

      »Das ist irgendwie ungesund. Ich meine, sie war meine Verlobte und du meine Geliebte, und jetzt…«

      »Kannst du dir vorstellen, daß du auch gar nicht alles verstehen mußt?«

      »Kein Grund, biestig zu werden.«

      »Das bin ich auch nicht. Es geht dich nur ganz einfach nichts an, Bernd.«

      »Oh, bitte, dann entschuldige.«

      Er war sauer. Corinna konnte und wollte es nicht ändern. Sie, die früher alles getan hätte, um ihn nicht zu verärgern oder zu kränken, fühlte sich völlig gelassen und war dankbar dafür.

      In ein paar Tagen würde sie Felix wiedersehen. Bei dem Gedanken an ihn war sie allerdings weniger gelassen. Er hatte jetzt in der ganzen Zeit nur zweimal angerufen. Bei diesen Gesprächen hatte er sich ziemlich neutral verhalten und nichts von seinen Gefühlen verraten. Ob es ihm schon leid tat, ihr Hoffnungen gemacht zu haben? War er vielleicht wankelmütig? Oder hatte er inzwischen eine andere Frau kennengelernt und bereute bereits, ihr Hoffnungen gemacht zu haben?

      Und sie selbst? Was erwartete und erhoffte sie sich? Corinna wußte es nicht. Sie konnte jedoch nicht aufhören, an diesen Abend zu denken, als Felix bei ihr gewesen war. Seine Worte waren tief in ihr, sie erinnerte sich so genau, als hätte er sie erst gestern ausgesprochen. Warum meldete er sich nicht?

      Melanie erzählte sie nichts