Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman


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Sport gerne bei Ihnen lernen.«

      Bei dem Gedanken, diesen attraktiven, empathischen Mann häufiger zu Gesicht zu bekommen, huschte ein Leuchten über Franziskas Gesicht, das aber ebenso schnell wieder verschwand.

      »Damit könnte es bald vorbei sein. Das habe ich doch gerade gesagt.«

      »Oder aber wir finden heraus, was es mit diesen Anfällen auf sich hat«, ließ Daniel nicht locker. »Ist damals irgendwas passiert, worauf Sie das Herzrasen zurückführen können?«

      Er sah seine Patientin interessiert an. Täuschte er sich oder verschloss sich ihre Miene wieder, die sich ihm eben erst ein wenig geöffnet hatte?

      »Die Anfälle waren plötzlich da«, bemerkte Franziska schroff. »Aber ich verstehe nicht, was dieses Verhör soll. Ich dachte, Sie wollten mich untersuchen.« Plötzlich stand eine neue Feindseligkeit in ihrem Blick, die sie Daniel gegenüber bisher nicht gezeigt hatte.

      Doch darauf konnte er in diesem Augenblick keine Rücksicht nehmen. Er war so weit gekommen und ahnte, dass er der Lösung des Problems auf der Spur war.

      »Nur eine Frage noch«, bat er. »Was ist mit Ihrer Familie? Steht Sie Ihnen bei?«

      Doch Franziska stand für weitere Antworten nicht mehr zur Verfügung. Wütend sprang sie vom Stuhl auf und sah von oben auf ihn hinab.

      »Ach, meine Familie interessiert mich nicht!«, stieß sie hervor und lief zur Tür.

      Auch Daniel Norden war aufgestanden und folgte ihr.

      »Das ist doch nicht Ihr Ernst. So eine gefühlvolle Frau wie Sie!«, sagte er ihr auf den Kopf zu.

      »Lassen Sie mich in Ruhe! Ich will nichts mehr hören!« Mit diesen Worten riss Franziska die Tür auf und stürzte aus dem Zimmer, an Danny und seiner Patientin und am Tresen mit den beiden Assistentinnen vorbei aus der Praxis.

      Daniel stand in der Tür und sah ihr ungläubig nach.

      »Sieht so aus, als hätten Sie Frau Weiß‘ Gunst verspielt«, stellte Wendy lakonisch fest, und Dr. Norden zuckte ratlos mit den Schultern.

      *

      »Wo sind denn die Äpfel hin?« Ratlos stand Lenni vor dem Kühlschrank und starrte in das Gemüsefach, in dem sich an diesem Mittag noch fünf große Äpfel befunden hatten. »Die bekommen doch nicht einfach Füße und laufen davon.«

      »Seit wann führst du denn Selbstgespräche, liebste Lenni?«, fragte Felix, der in diesem Augenblick gestiefelt und gespornt in die Küche kam. Ein Rucksack baumelte über seiner linken Schulter, in der rechten hielt er den Rest eines …

      »Sag bloß, du hast sämtliche Äpfel aufgegessen?« Lenni schnappte ungläubig nach Luft.

      Irritiert blickte Felix auf den Butzen in seiner Hand und bekam schlagartig ein schlechtes Gewissen.

      »Na ja, die waren so lecker, da konnte ich einfach nicht wiederstehen«, gestand er und schenkte Lenni einen treuherzigen Blick. »Aber warum bist du denn so böse mit mir? Sonst schimpfst du mich immer nur, wenn ich mich mit ungesundem Zeug vollstopfe. Dabei sind Äpfel doch gesund. An apple a day keeps the doctor away. So sagt man doch«, zitierte er den berühmten Spruch und grinste.

      »Demnach kommen deine Eltern in den nächsten fünf Tagen nicht nach Hause!«, grummelte Lenni verstimmt. »Ich wollte heute Abend einen Apfelstrudel backen. Der Teig liegt schon fertig im Kühlschrank.«

      »Wenn Mum und Dad nicht heimkommen, können wir ja auch Pizza bestellen«, entfuhr es Felix. Nur mit Mühe konnte er sich ein Lachen verkneifen.

      Lennis Miene wurde indes immer finsterer.

      »Das könnte dir so passen«, schimpfte sie. »Aber so leicht kommst du mir nicht davon. Du setzt dich jetzt sofort in dein Auto und holst mir neue Äpfel«, verlangte sie energisch.

      »Das würde ich ja wirklich sehr gern tun, allerliebste Lenni. Aber ich muss zum Nachmittagsunterricht in die Schule, und wenn ich zu spät komme, gibt’s einen Verweis. Das ist gar nicht gut so kurz vorm Abi«, gab Felix zu bedenken. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ die Küche.

      Lenni blieb nichts anderes übrig, als sich diesem Argument geschlagen zu geben.

      »Das nächste Mal fragst du, bevor du den Kühlschrank räuberst«, rief sie ihm nach, ehe er das Haus verließ.

      Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, blieb sie einen Moment in der Küche stehen. Dann traf sie einen Entschluss. Sie hängte die Schürze an den Haken und holte die Börse mit dem Haushaltsgeld aus der Schublade.

      »Dann mache ich eben einen kleinen Spaziergang. Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft schadet mir schließlich auch nicht«, sagte sie zu sich selbst und wollte sich schon auf den Weg machen, als ihr etwas einfiel. »Anneka! Ich muss ihr Bescheid sagen und ihr das Telefon bringen, falls es klingelt, wenn ich nicht da bin.«

      Die älteste Tochter des Hauses hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen, und als Lenni das letzte Mal nach ihr gesehen hatte, hatte sie tief und fest geschlafen. Sie stieg die Treppe nach oben. Als sie die Tür aufschob, erschrak sie.

      »Liebes, wie geht es dir denn?« Mit großen Schritten eilte Lenni ans Bett, in dem Anneka mit rot glühenden Wangen und weit aufgerissenen Augen lag.

      »Ich hab so furchtbar Halsweh. Mir tun sogar die Ohren weh. Und Kopfweh hab ich auch«, krächzte sie.

      Lenni schlug die Hände auf die Wangen.

      »Ach du liebe Zeit! Und das ausgerechnet jetzt, wenn deine Eltern nicht zu Hause sind. Was soll ich denn jetzt tun?«

      »Ich hab so Durst«, erwiderte Anneka, als ob sie Lennis Lamento nicht gehört hätte. Sie schien regelrecht geistesabwesend zu sein, und Lenni bekam es mit der Angst zu tun.

      »Durst? Warte, ich bring dir ein Glas Wasser. Ich bin gleich wieder bei dir.« Froh, überhaupt etwas tun zu können, lief sie die Treppe hinunter.

      In der Küche traf sie auf Dési, die sich gerade ein Stück Schokolade in den Mund steckte. Mit großen Augen wartete sie auf die Standpauke, die diesmal jedoch ausblieb. Als sie die Sorge in Lennis Gesicht entdeckte, vergaß sie die Schokolade sofort.

      »Geht es Anneka schlechter?«, Sie wusste sofort, worum es ging.

      »Ich glaube, deine Schwester hat hohes Fieber und große Schmerzen«, jammerte Lenni, während sie ein Glas mit kaltem Wasser füllte. »Und das ausgerechnet jetzt, wenn deine Eltern nicht da sind.« Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als ihr der rettende Gedanke kam. »Du könntest bei deinem Vater in der Praxis anrufen.«

      Doch Dési hatte eine andere Idee.

      »Wenn Dad Patienten hat, kann er nicht weg. Wir müssen in der Klinik anrufen. Mum soll einen Wagen schicken lassen.«

      »Ja … ja, ich glaube, das ist eine gute Idee. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Dann kann sich deine Mutter gleich um Anneka kümmern.«

      Dieser Vorschlag erleichterte Lenni ungemein. Sie atmete auf und streichelte Dési übers blonde Haar.

      »Du bist einfach ein kluges Mädchen«, lobte sie.

      »Das hab ich von Mami geerbt«, erwiderte Dési und sonnte sich einen Augenblick lang in dem warmen Gefühl, das das Lob ihr bereitete. Dann erinnerte sie Lenni an das Glas Wasser und eilte selbst zum Telefon, um ihre Mutter über Annekas Zustand zu informieren.

      *

      Es war nicht wie erhofft Désis Mutter Felicitas, die ans Telefon ging. Statt der vertrauten Stimme klang eine völlig fremde Stimme an Désis Ohr.

      »Schwester Nadine Apparat Norden. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sie sich freundlich und innerlich stöhnte Dési auf. Während Lenni oben über Anneka wachte, wanderte sie mit dem Telefon am Ohr unruhig im Flur hin und her. Dési nannte ihren Namen und schilderte in knappen Worten ihr Anliegen.

      »Tut mir leid, deine Mum ist im Moment im OP. Da kann