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Liebesbriefe großer Männer


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dumm, unansehnlich. Du schreibst mir nie, liebst Deinen Mann nicht; Du weißt genau, welches Vergnügen Deine Briefe ihm bereiten und schreibst ihm nicht einmal ein paar hingeworfene Zeilen!

      Was tun Sie denn den ganzen Tag, Madame? Welches wichtige Geschäft raubt Ihnen die Zeit, an Ihren Herzallerliebsten zu schreiben? Welche Neigung erstickt und schiebt die Liebe beiseite, jene zärtliche, beständige Liebe, die Sie mir versprachen? Wer kann der ausgezeichnete Geliebte sein, der Ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt, der über Ihre Tage verfügt und Sie verhindert, sich mit Ihrem Manne zu beschäftigen? Joséphine, nehmen Sie sich in acht; in einer schönen Nacht werden die Türen eingedrückt werden, und ich stehe vor Ihnen.

      Ich bin wirklich besorgt, meine liebe Freundin, so lange nichts von Dir zu hören; schreibe mir schnell vier Seiten voll der liebenswürdigen Dinge, die mein Herz mit Freude und Glück erfüllen.

      In Kurzem hoffe ich, Dich in meine Arme zu schließen und Dich mit einer Million Küssen, so heiß wie unter dem Äquator, zu bedecken.

      Bonaparte.

      Brünn, den 19. Frimaire des Jahres XIV.

       [10. Dezember 1805]

      Ich habe lange nichts von Dir gehört. Lassen die schönen Feste von Baden, Stuttgart und München denn die armen Soldaten, die mit Staub, Regen und Blut bedeckt sind, ganz und gar vergessen?

      Ich gedenke, in Kurzem nach Wien zu gehen. Man ist mit der Abschließung des Friedens beschäftigt. Die Russen sind fort und suchen das Weite; sie kehren tüchtig geschlagen und recht gedemütigt nach Russland zurück.

      Ich möchte gern bald wieder bei Dir sein.

      Leb wohl, meine Freundin. Mein Augenleiden ist geheilt.

      Napoleon.

      Warschau, den 18. Januar 1807.

      Ich fürchte, Du machst Dir viel Kummer über unsere Trennung, die noch um einige Wochen verlängert werden muss, sowie über Deine Rückkehr nach Paris. Ich verlange, dass Du mehr Charakterstärke zeigst! Man sagt mir, Du weinst beständig: pfui, wie hässlich das ist! Dein Brief vom 7. Januar bereitet mir Schmerz. Sei meiner würdig und zeige mehr Festigkeit. Repräsentiere auf würdige Weise in Paris, und sei vor allen Dingen froh!

      Ich befinde mich sehr wohl und liebe Dich sehr; aber wenn Du immer weinst, halte ich Dich für mut- und charakterlos. Ich mag feige Menschen nicht leiden; eine Kaiserin muss Mut besitzen!

      Napoleon.

      Diesen Brief schrieb Napoleon an Joséphine nur eine Woche nach der Scheidung am 10.1.1810:

      Trianon, den 17. Januar 1810.

      Meine Freundin, Audenarde, den ich heute Morgen zu Dir sandte, sagte mir, dass Du allen Lebensmut verloren hättest, seitdem du in Malmaison wärest. Und doch ist dieses Schloss Zeuge unseres Glücks und unserer Gefühle gewesen, die sich niemals verändern können noch dürfen, wenigstens nicht von meiner Seite aus.

      Ich möchte Dich sehr gern besuchen, allein erst muss ich wissen, ob Du auch stark genug bist und nicht schwach; ich bin es auch ein wenig und leide sehr.

      Leb wohl, Joséphine, gute Nacht! Wenn Du an mir zweifeltest, wärest Du recht undankbar.

      Napoleon.

      Ludwig van Beethoven

       (1770-1827)

      an die »Unsterbliche Geliebte« und an Bettina Brentano / von Arnim

      An wen Beethoven seinen berühmten Brief »An die Unsterbliche Geliebte« schrieb, weiß man bis heute nicht. Eine mögliche Kandidatin ist Antonie Brentano, die er 1810 durch ihre Schwägerin Bettina kennenlernte und der er das Originalmanuskript seines Liedes An die Geliebte schenkte. Beethoven und Bettina Brentano, die 1811 Achim von Arnim heiratete, bewunderten sich gegenseitig aufs Tiefste.

      Am 6. Juli, Morgens.

      Mein Engel, mein Alles, mein Ich – nur einige Worte heute, und zwar mit Bleistift – mit Deinem, erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimmt, welcher nichtswürdige Zeitverderb in d[er]g[leichen] – warum dieser tiefe Gram, wo die Notwendigkeit spricht. – Kann unsre Liebe anders bestehen als durch Aufopferungen, durch nicht alles Verlangen, kannst Du es ändern, dass Du nicht ganz mein, ich nicht ganz Dein bin. – Ach Gott, blicke in die schöne Natur und beruhige Dein Gemüt über das Müssende. – Die Liebe fordert alles und ganz mit Recht, so ist es mir mit Dir, Dir mit mir – nur vergisst Du so leicht, dass ich für mich und für Dich leben muss, wären wir ganz vereinigt, Du würdest dieses Schmerzliche ebenso wenig als ich empfinden – meine Reise war schrecklich, ich kam erst morgens 4 Uhr gestern hier an, da es an Pferden mangelte, wählte die Post eine andere Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg, auf der letzten Station warnte man mich, bei Nacht zu fahren, machte mich einen Wald fürchten, aber das reizte mich nur – und ich hatte unrecht, der Wagen musste bei dem schrecklichen Wege brechen, grundlos, bloßer Landweg – ohne solche Postillione, wie ich hatte, wäre ich liegen geblieben unterwegs – Esterhazi hatte auf dem andern gewöhnlichen Wege hierfür dasselbe Schicksal mit acht Pferden, was ich mit vier – jedoch hatte ich zum Teil wieder Vergnügen, wie immer, wenn ich was glücklich überstehe. – Nun geschwind vom Innern zum Äußern, wir werden uns wohl bald sehen, auch heute kann ich Dir meine Bemerkungen nicht mitteilen, welche ich während dieser einigen Tage über mein Leben machte – wären unsre Herzen immer dicht aneinander, ich machte wohl keine d[er]g[leichen]. Die Brust ist voll, Dir viel zu sagen – ach – es gibt Momente, wo ich finde, dass die Sprache noch gar nichts ist. – Erheitre Dich – bleibe mein treuer einziger Schatz, mein Alles, wie ich Dir, das Übrige müssen die Götter schicken, was für uns sein muss und sein soll. –

      Dein treuer Ludwig.

      Abends, Montags, am 6. Juli.

      Du leidest, Du mein teuerstes Wesen – eben jetzt nehme ich wahr, dass die Briefe in aller Frühe aufgegeben werden müssen. Montags – Donnerstags – die einzigen Tage, wo die Post von hier nach K. geht. – Du leidest – ach, wo ich bin, bist Du mit mir, mit mir, und Dir werde ich machen, dass ich mit Dir leben kann, welches Leben!! so!! ohne Dich – verfolgt von der Güte des Menschen hier und da, die ich meine – ebenso wenig verdienen zu wollen, als sie verdienen – Demut des Menschen gegen den Menschen – sie schmerzt mich – und wenn ich mich im Zusammenhang des Universums betrachte, was bin ich und was ist der – den man den Größten nennt – und doch – ist wieder hierin das Göttliche des Menschen – ich weine, wenn ich denke, dass Du erst wahrscheinlich Sonnabends die erste Nachricht von mir erhältst – wie Du mich auch liebst – stärker liebe ich Dich doch – doch nie verberge Dich vor mir – gute Nacht – als Badender muss ich schlafen gehn – ach Gott – so nah! so weit! ist es nicht ein wahres Himmelsgebäude, unsre Liebe, aber auch so fest, wie die Feste des Himmels. –

      Guten Morgen am 7. Juli.

      Schon im Bette drangen sich die Ideen zu Dir, meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig, vom Schicksale abwartend, ob es uns erhört – leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja, ich habe beschlossen, in der Ferne so lange herumzuirren, bis ich in Deine Arme fliegen kann und mich ganz heimatlich bei Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben ins Reich der Geister schicken kann – ja leider muss es sein, Du wirst Dich fassen umso mehr, da Du meine Treue gegen Dich kennst, nie eine andre kann mein Herz besitzen, nie – nie – o Gott, warum sich entfernen müssen, was man so liebt, und doch ist mein Leben in W., so wie jetzt, ein kümmerliches Leben. – Deine Liebe macht mich zum Glücklichsten und Unglücklichsten zugleich – in meinen Jahren jetzt bedürfte ich einiger Einförmigkeit, Gleichheit des Lebens – kann diese bei unserm Verhältnisse bestehn? – Engel, eben erfahre ich, dass die Post alle Tage abgeht – und ich muss daher schließen, damit Du den B. gleich erhältst – sei ruhig, nur durch ruhiges Beschauen unsres Daseins können wir unsern Zweck, zusammen zu leben, erreichen – sei ruhig – liebe mich – heute – gestern – welche Sehnsucht