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Liebesbriefe großer Männer


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      Grigori Potjomkin

       (1739-1791)

      an Katharina die Große

      Grigori Potjomkin, im Deutschen besser bekannt als Potemkin, ist der wohl berühmteste der zahlreichen Liebhaber der russischen Zarin. Der Sohn eines Majors wurde schon zu Beginn ihrer Regierungszeit von Katharina der Großen zum Kammerjunker ernannt, wenig später zum Grafen und zu ihrem Generaladjutanten. Er hatte großen Einfluss auf ihre Politik und wurde von ihr als Ratgeber geschätzt. Das Liebesverhältnis der beiden blieb bis zu seinem Tod bestehen. Angeblich hielt er, als er starb, einen ihrer Briefe an seine Brust gedrückt.

       Marginalien der Kaiserin

      Potjomkin – Katharina

      Gestatte, Teuerste, Dir jetzt zu sagen, wie unser Streit vermutlich enden wird.

      Je eher, je besser.

      Wunder Dich nicht, wenn ich um unsere Liebe besorgt bin. Du, neben all den Wohltaten, mit denen Du mich überschüttest, hast Du mich überdies in Dein Herz geschlossen.

      Sei unbesorgt. Eine Hand wäscht die andere.

      Ich will allein darin wohnen und über all meinen Vorgängern stehen,

      Stark und fest.

      weil Dich niemand so liebt, wie ich Dich liebe.

      Das tust Du und wirst es tun. Ich sehe es und glaube es. Darüber freue ich mich in meiner Seele.

      Und da ich das Werk deiner Hände bin, so möchte ich Dir auch meine Ruhe verdanken, so ersehne ich, dass Du froh bist, weil Du mir Gutes erweist,

      Gestatte den Gedanken, sich zu beruhigen, und den Gefühlen, ihre Freiheit wiederzuerlangen; sie sind zärtlich und werden schon von selbst den rechten Weg finden.

      dass Du Dich bestrebst, mich glücklich zu machen und dass Du darin Entspannung von den ernsten Pflichten findest, die Deine erhabene Stellung Dir auferlegt.

      Schluss mit dem Streit.

      Amen

      Amen

      Johann Wolfgang von Goethe

       (1749-1832)

      an Friederike Brion, Charlotte von Stein, Christiane Vulpius und Marianne Willemer

      Eine der ersten Frauen, in die der junge Goethe sich verliebte, war die 19-jährige Pfarrerstochter Friederike Brion, die ihn zu dem berühmten Gedicht Willkommen und Abschied inspirierte. Nach ihrem Tod verbrannte ihre Schwester Goethes Briefe an sie, nur einer ist in einem Entwurf von Goethe überliefert. Ihre Bekanntschaft dauerte ein knappes Jahr und hat Friederike wohl das Herz gebrochen; sie hat nie geheiratet.

      Straßburg, 15. Oktober 1770

      Liebe neue Freundin,

      ob ich Ihnen was zu sagen habe, ist wohl keine Frage; ob ich aber just weiß, warum ich eben jetzt schreiben will und was ich schreiben möchte, das ist ein andres. So viel merke ich an einer gewissen innerlichen Unruhe, dass ich gerne bei Ihnen sein möchte, und in dem Falle ist ein Stückchen Papier so ein wahrer Trost, so ein geflügeltes Pferd: für mich, hier, mitten in dem lärmenden Straßburg, als es Ihnen, in Ihrer Ruhe nur sein kann, wenn Sie die Entfernung von Ihren Freunden recht lebhaft fühlen.

      Die Umstände unserer Rückreise können Sie sich ungefähr vorstellen, wenn Sie mir beim Abschiede ansehen konnten, wie leid er mir tat; und wenn Sie beobachteten, wie sehr Weyland nach Hause eilte, so gern er auch unter andern Umständen bei Ihnen geblieben wäre. Seine Gedanken gingen vorwärts, meine zurück, und so ist es natürlich, dass der Diskurs weder weitläufig noch interessant werden konnte.

      Zu Ende der Wanzenau machten wir Spekulation, den Weg abzukürzen und verirrten uns glücklich zwischen den Morasten, die Nacht brach herein, und es fehlte nichts, als dass der Regen, der einige Zeit nachher ziemlich freigebig erschien, sich um etwas übereilt hätte; so würden wir alle Ursache gefunden haben, von der Liebe und Treue unsrer Prinzessinnen vollkommen überzeugt zu sein.

      Unterdessen war mir die Rolle, die ich, aus Furcht sie zu verlieren, beständig in der Hand trug, ein rechter Talisman, der mir die Beschwerlichkeiten der Reise alle hinwegzauberte. Und noch? Oh, ich mag nichts sagen, entweder Sie können’s raten oder Sie glauben’s nicht. Endlich langten wir an, und der erste Gedanke, den wir hatten, der auch schon auf dem Weg unsre Freude gewesen war, endigte sich in ein Projekt, Sie bald wiederzusehen.

      Es ist ein gar zu herziges Ding um die Hoffnung, wiederzusehen. Und wir andern mit den verwöhnten Herzchen, wenn uns ein bisschen was leid tut, gleich sind wir mit der Arznei da und sagen: Liebes Herzchen, sei ruhig, du wirst nicht lange von ihnen entfernt bleiben, von denen Leuten, die du liebst, sei ruhig, liebes Herzchen! Und dann geben wir ihm inzwischen ein Schattenbild, dass es doch was hat, und dann ist es geschickt und still wie ein kleines Kind, dem die Mama eine Puppe statt des Apfels gibt, wovon es nicht essen sollte. Genug, wir sind hier, und sehen Sie, dass Sie unrecht hatten! Sie wollten nicht glauben, dass mir der Stadtlärm auf Ihre süßen Landfreuden missfallen würde.

      Gewiss, Mamsell, Straßburg ist mir noch nie so leer vorgekommen als jetzt. Zwar hoffe ich, es soll besser werden, wenn die Zeit das Andenken unsrer niedlichen und mutwilligen Lustbarkeiten ein wenig ausgelöscht haben wird, wenn ich nicht mehr so lebhaft fühlen werde, wie gut, wie angenehm meine Freundin ist. Doch sollte ich das vergessen können oder wollen? Nein, ich will lieber das wenig Herzweh behalten und oft an Sie schrei­ben.

      Und nun noch vielen Dank, noch viele aufrichtige Empfehlungen Ihren teuren Eltern, Ihrer lieben Schwester, viel hundert – was ich Ihnen gerne wieder gäbe.

      Als Goethe 1775 nach Weimar kam, lernte er die sieben Jahre ältere und unglücklich verheiratete Charlotte von Stein kennen. Ihr Verhältnis dauert fast zehn Jahre und zerbrach erst, als Goethe seine fluchtartige Italienreise antrat. Nach seiner Rückkehr über ein Jahr später dauerte es lange, bis die beiden wieder zu einem freundschaftlichen Umgang miteinander fanden.

      3. August 1778

      Liebste, ich habe gestern Abend bemerkt, dass ich nichts lieber sehe in der Welt als Ihre Augen und dass ich nicht lieber sein mag als bei Ihnen. Es ist schon was Altes, und doch fällt mir’s immer einmal wieder auf.

      Weimar, 23. Mai 1779

      Wenn ich nur etwas anderes hätte Ihnen zu schicken als Blumen und immer dieselbigen Blumen. Es ist wie mit der Liebe, die ist auch monoton.

      Weimar, 22. März 1781

      Dein Liebe ist mir wie der Morgen- und Abendstern; er geht nach der Sonne unter und vor der Sonne wieder auf. Ja, wie ein Gestirn des Pols, das, nie untergehend, über unserm Haupt einen ewig lebendigen Kranz flicht. Ich bete, dass es mir auf der Bahn des Lebens die Götter nie verdunkeln mögen. Der erste Frühlingsregen wird unserer Spazierfahrt schaden. Die Pflanzen wird er aufquellen, dass wir bald des ersten Grüns uns erfreuen. Wir haben noch so keinen schönen Frühling zusammen erlebt; möchte er keinen Herbst haben. Adieu. Ich frage gegen 12 Uhr nach, wie es wird.

      Adieu, Beste, Liebste.

      Weimar, 19. Juli 1782

      Sage mir, liebe Lotte, wie bist Du aufgestanden? Sag mir, ist es physisch, oder hast du etwas in der Seele, was Dich kränkt? Du glaubst nicht, was mich Dein Zustand gestern geängstigt hat. Das einzige Interesse meines Lebens ist, dass Du offen gegen mich sein magst. Das Eingeschlossne halt’ ich nicht aus. Lebe wohl. Der Deine.

      Weimar, 24. Juli 1782

      Während ich schlief, kam die Erquickung von Dir; wie ich aufwache, erhalte ich sie. Noch weiß ich nicht, wie mir ist; o dass der Zustand bald vorüber gehn möge. Es ist noch so heiß, in einigen Stunden will ich kommen, will abwarten, wo es hinaus will, mein ganzes Wesen ist in seinem Innersten angegriffen. So tief Deine Liebe drang und mir wohl machte, so tief