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Liebesbriefe großer Männer


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Diese Qual lässt nur dann nach, wenn ich mich auf dem Forum in Gerichtsreden für Freunde verausgaben kann. Beurteile Du, wie mein Leben aussieht, wenn ich Ruhe nur noch in der Arbeit und Trost nur noch in Sorge und Kummer finde. Lebe wohl.

      Pietro Bembo

       (1470-1547)

      an Lucrezia Borgia

      Pietro Bembo war ein italienischer Humanist und Kardinal. Er soll mit Lucrezia Borgia, der Tochter von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., ein Verhältnis gehabt haben. Er widmete ihr eines seiner bedeutendsten Werke, Gli Asolani, einen philosophischen Dialog über die platonische Liebe.

      Venedig, 10. Februar 1505

      Solange ich lebe, erinnere ich mich nicht, je einen Brief erhalten zu haben, der mir so süß gewesen wäre, wie der, den Eure Herrlichkeit mir bei meiner Abreise übergab und in dem Ihr mir den deutlichsten Beweis liefertet, dass ich in Eurer Huld stehe. Wenn ich auch dafür schon früher einige Anzeichen gehabt habe, so hat mir doch diese Gewissheit von Eurer Hand unendliche Genugtuung und Beruhigung gewährt. Ich sage Euch daher allen Dank, den ich Euch für ein so köstliches Geschenk schulde – habe ich doch auf der Welt nichts anderes als Euch. In Erwiderung auf die Stelle, in der Ihr sagt, ich hätte wohl daran getan, Euren Kummer durch meinen Brief zu lindern, und dass Ihr schon längst darauf gewartet hättet, versichere ich Euch, dass ich Euch das erste Mal, das ich Euch sah, so fest in mein Herz geschlossen habe, dass Ihr in keinerlei Weise wieder herauskönnt. Und wenn ich lange Zeit Euch gegenüber geschwiegen habe, so ist dies aus dem Grunde geschehen, weil mein verwünschtes Missgeschick, das sich all meinen weiterreichenden Wünschen auf das Heftigste entgegenstemmt, es gewollt hat, dass mein einziges Sinnen und Trachten darauf stand, wie ich die Glut in meinem verwundeten und entflammten Herzen stillen könnte. Obgleich nun dieses selbe Missgeschick mir jetzt mehr als je hindernd in den Weg tritt, so schreckt es mich dennoch nicht ab und wird mich niemals abschrecken, Euch trotzdem zu lieben, Euch für meine und meines Lebens einzige und teure Herrin zu halten und Euch mit all jener lauteren und von Herzen kommenden Treue zu dienen, mit der ein aufrichtig und unwandelbar Liebender der Dame, die er über alles auf Erden liebt und verehrt, dienen kann. Ich bitte Euch inständig, ändert Eure Gesinnung betreffs dieser Liebe nicht, wenn sich auch, wie Ihr seht, vieles unseren Wünschen hindernd in den Weg stellt, sondern seid umso mehr darauf bedacht, Eure Liebe zu höherer Glut anzufachen, je mehr Ihr die Schwierigkeiten Eures Unternehmens erkennt, und bedenkt, dass jedermann zu lieben versteht, wo alles leicht und günstig und glatt vonstattengeht, wo sich aber tausend Schwierigkeiten und Hemmnisse, tausend Wachen, tausend Barrikaden, tausend Mauern entgegenstellen, da vermag nicht jedermann zu lieben oder will es nicht, wenn er es auch vermag, oder besitzt keine Ausdauer, wenn er es auch will. Daher ist es auch etwas sehr Seltenes, und weil es sehr selten ist, ist es auch etwas sehr Schönes, Hochherziges, Rühmenswertes und ein klarer Beweis sowie ein deutliches Anzeichen einer edlen, erhabenen Gesinnung. Denn, wie sehr ich auch eine ruhige Entwicklung unserer Liebe Schwierigkeiten vorziehe, so höre ich doch nicht auf, mich an der Kühnheit des Gedankens zu weiden, dass ich Euch allen Schicksalsgewalten zum Trotz liebe, und dass es nichts gibt, was mir diese Liebe aus dem Herzen reißen kann. Ich stelle mir vor, dass, wenn auch Ihr Euch durch nichts bewegen lasst, mir Eure Liebe zu entziehen, endlich doch der Tag kommen muss, an dem das Schicksal von uns besiegt und überwunden wird, wenn wir nur den Mut nicht sinken lassen. Dann wird uns die Erinnerung an unsere Festigkeit und Beständigkeit lieb und wert sein, und wir werden uns bei dieser Erinnerung glücklich fühlen, da der Triumph umso größer und erhebender ist, je schwerer und mühsamer der Sieg zu erringen war. Da Ihr mir versichert, Ihr wünschtet das Leben »nur, um es mir zu widmen«, so erkläre ich Euch, dass ich fortan nicht nur ebenfalls mein Leben einzig zu dem Zwecke verwenden will, Euch zu dienen, und nach nichts anderem trachten, auf nichts anderes sinnen, sondern dass ich mich auch keinen Augenblick bedenken will, es Euch zuliebe aufs Spiel zu setzen und hinzuopfern. Da man doch auf alle Fälle sterben muss und zehn bis zwanzig Jahre mehr oder weniger keinen Unterschied ausmachen, so wäre es mir viel erwünschter, wenn ich doch einmal diese Welt verlassen muss, dass dies jetzt und in Eurem Dienste geschähe, als dass ich, Eurer Huld beraubt, noch lange zu leben hätte. Da Ihr wisst, dass ich mich glücklich schätze, wenn ich Euch etwas zuliebe tun kann, so bitte ich Euch, Ihr möchtet ganz ohne Rücksicht auf mein Leben über mich verfügen. Vor allem aber bitte ich Euch, darauf achtzuhaben, dass niemand Eure Gedanken erfahren oder erraten kann, damit uns die Wege, die zu unserer Liebe führen, nicht noch mehr versperrt und verlegt werden, als es jetzt schon der Fall ist. Traut niemandem, es sei auch, wer es wolle, bis ich zu Euch komme, was bestimmt zu Ostern geschehen wird, wenn ich dann noch am Leben bin. Der Überbringer dieser Zeilen, der mir auf das Treueste ergeben ist, wird auf dem Rückweg von Verona wieder bei Euch vorsprechen, um sich zu erkundigen, ob Ihr mir keine Befehle zu erteilen habt. Habt die Gewogenheit, in der Zwischenzeit eine Antwort für mich fertigzumachen und sie ihm in der größten Heimlichkeit auszuhändigen; dann wird sie mir auf das Sicherste überbracht werden. Da wir uns ferner nicht mündlich unterhalten können, so bitte ich Euch, damit zufrieden sein zu wollen, dass Ihr brieflich mit mir nach Herzenslust plaudern könnt, und mir zu berichten, in welcher Weise Ihr lebt, welches Eure Gedanken sind, wer Euer Vertrauter ist, was Euch quält und was Euch tröstet. Achtet wohl darauf, dass Euch niemand schreiben sieht; denn ich weiß, dass man Euch bewacht. Ich werde also, wie erwähnt, zu Ostern kommen und auf einen Monat oder etwas länger nach Rom gehen.

      Nunmehr küsse ich Eure allersüßeste Hand, von der mein Herz zusammengepresst wird, und außerdem küsse ich, wenn Ihr mir die Erlaubnis dazu gebt, eins von Euren holden, strahlenden und süßen Augen, die mein ganzes Herz verzaubert haben und die hauptsächlichste und schönste, wenn auch nicht die einzigste Ursache meiner Liebesglut sind. Erinnert Euch bisweilen daran, dass ich an nichts anderes denke, nichts anderes vor Augen habe, nichts anderes verehre als Euch, und dass ich keine Schicksalsschläge, kein Unglück, das mich treffen könnte, fürchte, wenn ich weiß, ich gehöre Euch in treuem Gedenken und in Liebe an, dass ich keine andere Seligkeit in diesem Leben kenne als Eure Zuneigung, die der sicherste Hafen und Ruheplatz für mein umhergeworfenes Lebensschifflein ist. Habt die Gewogenheit, das beifolgende Agnus Dei, das ich eine Zeitlang auf meiner Brust getragen habe, zuweilen des Nachts aus Liebe zu mir zu tragen, wenn Ihr es am Tage nicht tragen könnt, damit die teure Wohnstatt Eures herrlichen Herzens, die ich ein einziges Mal küssen möchte, und sei es um den Preis meines Lebens, wenigstens von dem Amulett, das lange Zeit auf der Wohnstatt des meinen geruht hat, berührt wird.

      Martin Luther

       (1483-1546)

      an seine Frau Katharina (Herr Käthe)

      Der Reformator Martin Luther verhalf Katharina von Bora auf ihre Bitte hin mit einigen anderen Nonnen zur Flucht aus dem Kloster. Er brachte die Frauen in Wittenberg unter und vermittelte ihnen Ehemänner oder Anstellungen. Katharina heiratete er schließlich selbst, nachdem zwei Versuche, sie mit anderen zu vermählen, gescheitert waren.

      Dessau, 24. Juli 1534

      Lieber Herr Käthe!

      Gestern hatte ich einen bösen Trunk gefasset, da musst ich singen. Trink ich nicht wohl, das ist mir leid, und tät’s so recht gerne, und gedacht, wie gut Wein und Bier hab ich daheime, dazu eine schöne Frauen oder (soll ich sagen) Herren. Und du tätest wohl, dass Du mir herüberschicketest den ganzen Keller voll meins Weins und ein Pfloschen Deines Bieres, so erst Du kannst. Sunst komme ich für dem neuen Bier nicht wieder. Hiermit Gott befohlen, samt unsre Jungern und allem Gesind. Amen.

      Dein Liebchen

       Martin Luther

      Weimar, 2. Juli 1540

      Gnädige und freundliche liebe Jungfrau Käthe, Gnädige Frau von Zülsdorf (und wie Euer Gnaden mehr heißt), ich füge Euch und Euer Gnaden untertäniglich zu wissen, dass mir’s hier wohl gehet; ich fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher, das sei Gott gedankt. […] Ich habe der Kinder Briefe gekriegt, aber von Euer Gnaden hab ich nichts kriegt. Werdet jetzt auf die vierte Schrift, ob Gott will, einmal antworten, mit Eurer gnädigen Hand. […]

      Seid fröhlich alle