macht;
2)einer Methode, bewusstseinsbasierte Veränderung durch einen Prozess, Prinzipien und Praktiken zu initiieren;
3)einem neuen Narrativ zu einem sich entwickelnden gesellschaftlichen Wandel und einem Upgrade unseres mentalen und institutionellen Betriebssystems in allen gesellschaftlichen Bereichen.
In Teil I werden der Bezugsrahmen und die wichtigsten Ideen von Theorie U präsentiert (Kap. 1–4). Insbesondere wird der blinde Fleck von Führung heute beleuchtet: der »innere Zustand«, die Intention, die den Quellpunkt jeder Handlung konstituiert.
In Teil II werden der Prozess, die Kernprinzipien und die Praktiken von Theorie U beschrieben (Kap. 5). Das Kapitel gibt eine Übersicht über praktische Methoden und Instrumente für Innovatoren, die etwas verändern möchten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die kollektive Fähigkeit ausgebildet werden kann, den inneren Ort, von dem aus wir handeln, zu verändern.
In Teil III wird ein neues Narrativ für einen tiefgreifenden allmählichen Wandel in der Gesellschaft vorgestellt (Kap. 6–7). Was braucht es, um Gesellschaften so umzugestalten, dass die drängenden Herausforderungen unserer Zeit angegangen werden können? Wie lässt sich durch eine veränderte Intention und eine veränderte Achtsamkeit ein System kollektiv transformieren? In diesem Teil des Buches wird ein Gedankengerüst entworfen, wie die »Betriebssysteme« unserer Bildungseinrichtungen, unserer Volkswirtschaften und Demokratien aktualisiert werden können, also ein Upgrade bekommen. Hier werden die zentralen Konzepte von Theorie U auf die Transformation kapitalistischer Strukturen angewandt.
Theorie U verbindet folgende Methoden und Entwicklungslinien mit dem Ziel, Veränderungsmacher in ihrer Arbeit zu unterstützen:
•Aktionsforschung und organisationales Lernen in der Tradition von Peter Senge, Edgar Schein, Donald Schön, Chris Argyris und Kurt Lewin;
•Design Thinking (strukturierte Herangehensweise an Innovation, kreative Methode zur Veränderung, in Gestaltung denken – Anm. d. Übers.) in der Tradition von Tim Brown und Dave Kelley;
•Achtsamkeit, Kognitionswissenschaft und Phänomenologie in der Tradition von Francisco Varela, Jon Kabat-Zinn, Tania Singer, Arthur Zajonc und David Bohm;
•Impulse der Zivilgesellschaft in der Tradition von Martin Luther King Jr., Nelson Mandela, Mahatma Gandhi und Millionen von Menschen, die an Veränderungen in ihren lokalen Kontexten arbeiten.
Führen nach Theorie U: Das soziale Feld kultivieren
Im Kern beschreibt Theorie U das In-die-Welt-kommen sozialer Wirklichkeit. Ich bin achtsam [auf diese Weise], also entsteht die Welt [in jener Weise]. Oder wie es Bill O’Brien, der frühere CEO von Hanover Insurance, formulierte: »Der Erfolg einer Intervention hängt vom inneren Zustand des Intervenierenden ab.«
Theorie U lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den blinden Fleck von Führung und Organisation: auf die »innere Qualität«, d. h. auf die Quellen, aus denen sowohl unser individuelles als auch unser kollektives Handeln hervorgeht.
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Für meinen Vater war die Qualität eines Feldes immer ein wesentlicher Punkt, an dem sich seine Arbeit ausgerichtet hat. Was ich von der Arbeit meines Vaters gelernt habe, ist, dass jedes Feld zwei Dimensionen hat: eine sichtbare, die das an der Oberfläche Wachsende zeigt, und eine unsichtbare, nämlich das unter der Oberfläche Befindliche – d. h. die Qualität des Bodens.
Die gleiche Unterscheidung gilt für soziale Felder. Wir können sehen, was Menschen tun, also die sichtbaren Ergebnisse wahrnehmen. Worauf wir aber seltener unsere Wahrnehmung richten, das sind die Quellpunkte und die inneren Zustände, auf deren Basis wir handeln. Theorie U lenkt unsere Aufmerksamkeit genau auf diesen blinden Fleck – auf die unsichtbare Quellpunkt-Dimension des sozialen Feldes – auf die Qualität von Beziehungen, die wir zueinander haben, auf das System und auf uns selbst.
Theorie U unterscheidet zwischen vier verschiedenen Quellpunkten, aus denen unsere Handlungs- und Aufmerksamkeitsstrukturen entspringen. Diese vier Ausgangspunkte ergeben sich aus der Qualität des Bewusstseins, d. h., aus der Qualität von (1) gewohnheitsmäßigen, (2) egosystemischen, (3) empathischen oder (4) schöpferisch-ökosystemischen Beziehungsmustern.
Die Qualität von Führung verändert sich, wenn wir unseren blinden Fleck (diese inneren Zustände oder Quellpunkte) erkennen und entsprechend den inneren Ort, von dem aus wir handeln, verändern, wie es die jeweils konkrete Situation erfordert. Das heißt, dass unsere Aufgabe als Führungskräfte und Innovatoren darin besteht, den Boden des sozialen Feldes zu kultivieren. Das soziale Feld ist die Summe der Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen und Systemen, aus denen Denk-, Gesprächs- und Organisationsmuster hervorgehen, die ihrerseits praktische Ergebnisse generieren.
Soziale Felder sind soziale Systeme, allerdings von innen her betrachtet, aus der Sicht ihres inneren Zustands. Damit wir von der Perspektive des sozialen Systems zur Perspektive des sozialen Feldes gelangen, müssen wir unseren blinden Fleck erkennen, d. h. den Quellpunkt unserer Aufmerksamkeit und unserer Handlungen in den Lichtkegel unserer Aufmerksamkeit stellen. Die Qualität dieser Quelle hat fundamentale Auswirkungen auf die Qualität und Struktur von Führung, aber auch von Lernen und Zuhören.
Heute besteht das Problem von Führung darin, dass die meisten Menschen denken, Führung sei eine Eigenschaft von Individuen und funktioniere mit einer Person an der Spitze. Doch wenn wir Führung als die Fähigkeit eines Systems – oder einer Gemeinschaft – betrachten, die Zukunft gemeinsam zu erspüren und zu realisieren, dann erkennen wir, dass Führung immer auf viele Menschen verteilt ist – sie muss jeden Einzelnen einbeziehen. Um die kollektive Fähigkeit entwickeln zu können, muss sich ein jeder in diesem System als Pfleger des größeren Ökosystems wahrnehmen und einsetzen lernen. Damit wir dies auf zuverlässigere, dezentralisierte und intentionale Weise zuwege bringen können, brauchen wir:
•eine soziale Grammatik: eine Sprache;
•eine soziale Technik: Methoden und Instrumente;
•ein neues Narrativ von sozialem Wandel.
Die Grammatik des sozialen Feldes wird in Teil I ausformuliert. Die Methode, eine bewusstseinsbasierte Sozialtechnologie, wird in Teil II beschrieben. In Teil III werden beide Teile zu einem Narrativ der gesellschaftlichen und zivilisatorischen Erneuerung zusammengefügt.
Theorie U ist um einen Kernprozess des gemeinsamen Erspürens und In-die-Wirklichkeit-Bringens von Zukunftsmöglichkeiten herum angeordnet. Doch sie ist noch viel mehr. Die in diesem Buch skizzierte Grammatik und Methode funktionieren wie eine Matrix und nicht wie ein linearer Prozess. Zu den Führungsfähigkeiten, die im Zentrum der U-Methode stehen, gehören:
•Zurückhaltung und Staunen: Nur wenn wir unsere Meinung oder unser Urteil zurückhalten, können wir staunen und Neues sehen. Wir staunen, wenn wir bemerken, dass es mehr gibt, als gewohnte Muster des Denkens, Sprechens oder Handelns herunterzuspulen.
•Gemeinsames Erspüren: Um die Quellen der Zukunft zu erspüren, ist es notwendig, sich selbst an Orte mit höchstem Potenzial zu begeben. Verbinde dich mit diesen Orten, und halte dein Denken und dein Herz weit geöffnet.
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