Оноре де Бальзак

Szenen aus dem Landleben


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habe ich jemandem einen Heller für meine Bemühungen abverlangt, außer denen, die augenscheinlich reich sind; habe sie aber nie über den Preis meiner Bemühungen im unklaren gelassen. Ich schenke keine Medikamente, außer im Falle von Armut bei dem Kranken. Wenn meine Bauern mich nicht bezahlen, so kennen sie doch ihre Schulden; manchmal entlasten sie ihr Gewissen, indem sie mir Hafer für meine Pferde und Getreide bringen, wenn es nicht teuer ist. Der Müller aber bot mir nur Aale als Bezahlung für meine Bemühungen an, da sagte ich ihm, dass er für eine solche Kleinigkeit zu edelmütig sei. Meine Höflichkeit bringt Früchte: im Winter werd' ich von ihm einige Säcke Mehl für die Armen erhalten. Sehen Sie, mein Herr, die Leute haben ein Herz, wenn man es ihnen nicht entmutigt. Heute denke ich besser und minder schlecht von ihnen als in der Vergangenheit!«

      »Sie haben viel Schweres auf sich genommen!« sagte Genestas.

      »Ich, durchaus nicht,« erwiderte Benassis. »Es kostete mich gleich viel, etwas Nützliches wie Albernheiten zu sagen. Im Vorbeigehen, plaudernd, lachend redete ich mit ihnen von ihnen selbst. Zuerst hörten die Leute nicht auf mich, ich hatte viele Widerstände in ihnen zu bekämpfen: ich war ein Bourgeois, und ein Bourgeois ist für sie ein Feind. Dieser Kampf belustigte mich. Zwischen dem Böses-tun und dem Gutes-tun besteht kein anderer Unterschied wie der Frieden seines Gewissens oder seine Unruhe, die Mühe ist die gleiche. Wenn die Schufte sich gut aufführen wollten, würden sie Millionäre, anstatt gehängt zu werden, das ist alles.«

      »Herr,« rief Jacquotte, die hereinkam, »das Essen wird kalt!«

      »Mein Herr,« sagte Genestas, den Arzt beim Arme festhaltend, »zu dem, was ich eben gehört, möchte ich Ihnen nur folgendes bemerken: Ich kenne keine Erzählung der Kriege Mohammeds, so dass ich seine militärischen Talente nicht beurteilen kann; wenn Sie aber den Kaiser während des Feldzuges in Frankreich hätten manövrieren sehen, würden Sie ihn leichtlich für einen Gott gehalten haben. Wenn er bei Waterloo besiegt worden ist, geschah es, weil er mehr als ein Mensch war. Er drückte zu sehr auf die Erde, und die Erde hat sich unter ihm aufgebäumt, das ist's. In allem anderen bin ich übrigens vollkommen Ihrer Ansicht, und, Himmeldonnerwetter!, die Frau, die Sie geboren, hat ihre Zeit nicht verloren.«

      »Auf,« rief Benassis lächelnd, »gehen wir zu Tisch.«

      Das Esszimmer war vollständig getäfelt und grau gestrichen. Das Mobiliar bestand damals aus einigen Strohsesseln, einer Anrichte, Schränken, einem Ofen, der berühmten Standuhr des seligen Pfarrers und ferner aus weißen Fenstervorhängen. Der mit weißem Leinen gedeckte Tisch wies nichts auf, was nach Luxus aussah. Das Geschirr war aus Steingut. Der Sitte des seligen Pfarrers entsprechend bestand die Suppe aus der nahrhaftesten Bouillon, die jemals eine Köchin hat kochen und einkochen können. Kaum hatten der Arzt und sein Gast ihre Suppe gegessen, als ein Mann geräuschvoll in die Küche trat und, trotz Jacquotte, einen plötzlichen Einbruch in das Speisezimmer unternahm.

      »Nun, was gibt's?« fragte der Arzt.

      »Unsere Bürgerin, Madame Vigneau, ist ganz weiß geworden; so weiß, dass es uns alle erschreckt; das gibt's!«

      »Nun,« rief Benassis fröhlich, »da muss man von Tisch fort.«

      Er stand auf. Trotz der inständigen Bitten des Arztes schwur Genestas, sein Mundtuch fortwerfend, auf gut soldatisch, dass er ohne seinen Wirt nicht bei Tische bleiben wolle, und ging tatsächlich sich zu wärmen in den Salon, indem er über das Elend nachdachte, auf das man unvermeidlich bei allen Zuständen, denen der Mensch hienieden unterworfen ist, stößt.

      Benassis kam bald zurück, und die beiden zukünftigen Freunde setzten sich wieder zu Tisch.

      »Taboureau ist eben gekommen, um Sie zu sprechen,« sagte Jacquotte zu ihrem Herrn, als sie die Schüsseln brachte, die sie warmgestellt hatte.

      »Wer ist denn krank bei ihm?« fragte er.

      »Niemand. Er will Sie, wie er sagt, für sich konsultieren und wird wiederkommen.«

      »Es ist gut. – Dieser Taboureau«, fuhr Benassis, sich an Genestas wendend, fort, »ist für mich ein ganzer philosophischer Traktat; betrachten Sie ihn recht aufmerksam, wenn er da ist, sicherlich wird er Sie belustigen. Er war Tagelöhner, ein braver, sparsamer Mann, der wenig aß und viel arbeitete. Sobald der Schelm einige Taler besaß, hat sich seine Intelligenz entwickelt; hat er die Bewegung, die ich in den armen Kreis hier brachte, verfolgt und sie für sich auszunützen gesucht, um reich zu werden. In acht Jahren hat er ein großes – groß für den hiesigen Kreis – Vermögen erworben. Vielleicht besitzt er jetzt einige vierzigtausend Franken. Aber Sie würden hundertmal raten, durch welche Mittel er diese Summe hat erwerben können, und würden es doch nicht herausbekommen! Er ist Wucherer, ein so abgefeimter Wucherer, und Wucherer auf eine so wohl auf dem Interesse aller Bewohner des Kreises beruhende Berechnung hin, dass ich meine Zeit verschwenden würde, wenn ich es unternehmen wollte, ihnen die Augen über die Vorteile, die sie aus ihrem Handel mit Taboureau zu ziehen glauben, zu öffnen. Als dieser Teufelskerl jedermann Land hat kultivieren sehen, ist er in die Umgebung gelaufen und hat Korn gekauft, um den armen Leuten die Saaten zu verschaffen, die sie brauchen würden. Hier wie überall besitzen die Bauern, und selbst einige Pächter, nicht genug Geld, um ihr Saatgut zu bezahlen. Den einen lieh Meister Taboureau einen Sack Gerste, für den sie ihm nach der Ernte einen Sack Roggen zurückgaben; andern einen Sack Getreide für einen Sack Mehl. Heute hat mein Mann diese merkwürdige Handelsmethode über den ganzen Bezirk ausgedehnt. Wenn ihm nichts in den Weg kommt, wird er vielleicht eine Million gewinnen. Nun wohl, mein lieber Herr, der Tagelöhner Taboureau, ein braver, gefälliger, umgänglicher Bursche gewährte jedem, der ihn darum anging, eine Hilfeleistung; doch in dem Maße, in dem sein Gewinn wuchs, ist Monsieur Taboureau prozesssüchtig, rechthaberisch und geringschätzig geworden. Je reicher er wurde, desto mehr packte ihn der Geiz. Sobald der Bauer aus einem reinen Arbeitsleben zum geruhsamen Leben übergeht oder zu Landbesitz kommt, wird er unerträglich. Es gibt eine halb tugend-, halb lasterhafte, halb wissende, halb unwissende Klasse, die stets die Verzweiflung der Regierungen bilden wird. Den Geist dieser Klasse werden Sie ein wenig an Taboureau kennenlernen, einem anscheinend simplen, selbst unwissenden Mann, der aber, sobald es sich um seine Interessen handelt, sicherlich tief ist.«

      Das Geräusch eines dröhnenden Schrittes kündigte die Ankunft des Saatgutverleihers an.

      »Kommen Sie herein, Taboureau,« rief Benassis.

      Vom Arzte so vorbereitet, prüfte der Major den Bauern und sah in Taboureau einen mageren Mann mit etwas krummem Rücken und einer sehr faltigen, gewölbten Stirn. Dies runzlige Gesicht schien von kleinen grauen, schwarzgefleckten Augen wie durchbohrt zu sein. Der Wucherer hatte einen zusammengekniffenen Mund und sein spitziges Kinn versuchte sich mit einer ironisch gebogenen Nase zu vereinigen. Seine hervorstehenden Backenknochen zeigten jene sternförmigen Fältchen, die das Wanderleben und die List der Rosstäuscher anzeigen. Seine Haare endlich wurden bereits grau. Er trug ein ziemlich sauberes blaues Wams, dessen viereckige Taschen von seinen Hüften prall abstanden, und dessen offene Schöße eine weißgeblümte Weste sehen ließen. Er blieb in guter Haltung stehen und stützte sich auf einen Stock mit dickem Knopf. Trotz Jacquottes Einspruch folgte dem Samenhändler ein kleiner Stöberhund und legte sich bei ihm nieder.

      »Nun, was gibt's?« fragte ihn Benassis.

      Taboureau schaute die unbekannte Persönlichkeit, die mit dem Arzte zu Tisch saß, mit misstrauischer Miene an und sagte:

      »Es handelt sich um keinen Krankheitsfall, Herr Bürgermeister; doch Sie wissen die Schmerzen der Börse ebensogut zu heilen wie die des Leibes, und ich möchte Sie einer kleinen Schwierigkeit wegen, die wir mit einem Manne in Saint-Laurent haben, um Rat fragen.«

      »Warum gehst du nicht zum Herrn Friedensrichter oder zu seinem Kanzlisten?«

      »Ei, weil Monsieur sehr viel geschickter ist, und ich in meiner Angelegenheit viel sicherer gehen würde, wenn ich seine Billigung haben könnte.«

      »Mein lieber Taboureau, meine ärztlichen Konsultationen erteile ich den Armen gern gratis, umsonst kann ich die Prozesse eines Mannes, der so reich ist wie du, nicht prüfen. Wissen zu sammeln, ist sehr kostspielig.«

      Taboureau fing an, seinen Hut zu