Hanspeter Born

Staatsmann im Sturm


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href="#litres_trial_promo">47.Trumps unerwünschte Einmischung

       48.Weisungen an den General

       49.Hitler spricht

       50.Die Verschwörung des Lull zu Luzern

       51.Auf Kapitulationskurs?

       52.«Ich will nicht mehr»

       53.Die Schweiz bleibt im Völkerbund

       54.Bundesfeiertag

       55.Rütli

       56.Berlin ist verstimmt

       57.«Kronrat»

       58.Das Kreuz mit der Armee

       59.Blaupause für die «neue» Schweiz

       60.Grimm

       61.Gestörte Ferien

       62.Professor Burckhardt und die germanische Kultur

       63.Dr. Grawitz besucht die Schweiz

       64.Battle of Britain

       65.Landammann Etter?

       66.«Durer»

       67.Waadtländer bon sens

       68.Dammbruch

       69.Schriftsteller Jakob Schaffner

       70.Ein Gespräch zu viert und ein Besuch am Scheuerrain

       71.Schadensbegrenzung

       72.Manöverluft

       73.M Pilet-Golaz glaubte nicht an einen deutschen Endsieg

       74.Schützenhilfe

       75.Es wird dunkel

       76.Herr Schulthess möchte nochmals nach Berlin

       77.Für den General wird es ungemütlich

       78.Der Bundesrat handelt

       79.Die Schweiz atmet auf

       80.Wahltheater

       81.Feldgrüne Intrigen

       82.Hausamanns Erzählungen

       83.Jongleurakt

       84.Brot und Arbeit

       85.«Dutti» schlägt die Tür zu

       86.Bukarest, Lissabon, Washington

       87.Bürde abgelegt

       Nachwort

       Personenverzeichnis

      «Les peuples n’aiment guère la vérité…Peut-être les historiens pas non plus …».

      (Marcel Pilet-Golaz, in einem Brief vom 30.12.1948 an Sir David Kelly, britischer Gesandter in der Schweiz von 1940–1942)

      1. Wieder Krieg

      Noch vor Morgengrauen schreckt das Geknatter von Fliegerabwehrkanonen Clare Hollingworth aus dem Bett. Es ist Freitag, der 1. September 1939. Aus ihrem Hotelzimmer im polnischen Kattowitz sieht die junge englische Journalistin deutsche Bomber nach Osten vorüberfliegen. Sie telefoniert der britischen Botschaft in Warschau, um den Beginn der Feindseligkeiten zu melden. Ein Diplomat am andern Ende der Leitung glaubt der Reporterin des Daily Telegraph nicht. Darauf hängt sie den Telefonhörer aus dem Fenster. Der Mann hört das Knallen der Geschütze. Es ist Krieg.

      An jenem Freitag tritt die Schweizer Landesregierung um 10 Uhr zusammen. Der Bundesrat hat natürlich erfahren, dass in der Nacht Hitlers Luftwaffe polnische Flugplätze und Städte bombardierte. Deutsche motorisierte Divisionen und Panzerverbände sind in Polen eingefallen. Die Bundesräte – und nicht nur sie – fragen sich, ob Frankreich und Grossbritannien ihre Bündnisverpflichtung gegenüber Polen einhalten und Deutschland den Krieg erklären werden. Kommt es zu einem neuen Weltenbrand, der noch schrecklicher sein könnte als der Grosse Krieg 1914 bis 1918? Wird die neutrale Schweiz wie damals verschont bleiben oder gegen ihren Willen in das Kriegsgeschehen verwickelt werden?

      An der Bundesratssitzung vom 1. September nimmt zeitweise auch der tags zuvor von der Bundesversammlung zum General gewählte und nachher vom Berner Volk begeistert gefeierte Henri Guisan teil. Per Flugzeug hat man ihn aus Lausanne kommen lassen. Post- und Eisenbahnminister Marcel Pilet-Golaz ist glücklich über die Wahl seines Waadtländer Landsmannes, unter dessen Kommando er als Offizier in der 1. Division einst Dienst geleistet hat. Einige Tage zuvor läutete in der Wohnung am Berner Scheuerrain das Telefon. Der 19-jährige Maturand Jacques, einziges Kind des Ehepaars Pilet-Golaz, ging an den Apparat. Am andern Ende der Leitung meldete sich «le commandant de corps Guisan». Guisan wollte vom Bundesrat wissen, wie seine Chancen bei der unmittelbar bevorstehenden Generalswahl stünden. Pilet konnte ihn beruhigen. Guisan war der Wunschkandidat sämtlicher Bundesräte. Die Bundesversammlung werde ihn mit grosser Mehrheit wählen, was sie dann auch tat.

      An der Sitzung referiert Militärminister Rudolf Minger über die aussenpolitische Lage, «die sich in den letzten Tagen zugespitzt hat». Er hält es für dringend notwendig, «die Sicherheit der Landesgrenzen und den Schutz unserer Neutralität der Armee anzuvertrauen.» Minger kennt die Meinung des Generalstabs, wonach mit der Möglichkeit eines französischen Entlastungsangriffs durch Schweizer Gebiet zu rechnen ist. Der neue General, der gute Beziehungen zu höchsten französischen Heerführern unterhält, teilt die Ansicht des Generalstabs nicht. Für Guisan, wie für den Grossteil der schweizerischen Öffentlichkeit,