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Die großen Western Staffel 5


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Zähne zusammen. Er holt sich die Schaufel und wirft Moore einen kurzen Blick zu. Moore zittert heftig, während er sich bemüht, die nächste Kiste herabzuwuchten. Er weiß nicht mehr, was er sagt, denkt Kendall bestürzt. Das hält er nicht mehr lange aus, seine Kraft ist bald zu Ende.

      Durch den Sturm hört Kendall kurze Zeit später vom Wagen her Moores heiseren krächzenden Gesang. Kendall schaufelt die Rinne frei, rennt dann, wenn er ein Loch gemacht hat, zum Wagen und holt immer eine Kiste. Er versenkt sie zwischen den Felsen in der Rinne und schaufelt erneut Sand darüber. Die Rinne ist neun Schritt lang. Kiste um Kiste schafft Kendall schwitzend und mit zitternden Knien heran. Er hat noch fünf Kisten einzugraben, als er Joe Moore wie tot am Endbrett des Wagens vorfindet.

      »Joe, was ist?«

      Der Sturm reißt Kendall die Worte von den Lippen. Er rüttelt Moore, aber der rührt sich nicht mehr.

      Nachdem Kendall ihn auf den Wagen gezerrt und hingelegt hat, ist es auch mit seiner Kraft vorbei. Seine Knie geben nach, durch seine Seite fährt ein wilder Stich. Dann kippt er nach vorn und schlägt lang auf dem Wagen hin.

      Minuten vergehen, in denen er glaubt, zu ersticken. Als er endlich wieder Luft bekommt, packt ihn die Sorge wegen der Banditen. Sein Gefühl sagt ihm, dass sie bereits auf der Fährte reiten und kommen könnten.

      Er ist so geschwächt durch Blutverlust und Anstrengung, dass er wankt. Dennoch schleppt er die letzten Kisten zu der Rinne und vergräbt sie. Auf Händen und Knien kauernd, verwischt er dann alle Spuren.

      Sand weht über die Felsen und deckt die kleinen Vertiefungen der Schaufelspuren zu. Mit einer Decke, kaum noch fähig aufzustehen, tilgt Kendall auch die Fußspuren von der Wagenfährte zu den Felsen.

      »Mein Gott«, stöhnt er heiser, als er wieder am Endbrett ist und sich auf den Wagen zerrt. »Ich kann nicht mehr, ich bin fertig. Soll der Gaul laufen, wohin er will. Dies hier muss die Gegend um die Mopung Hills sein. Ich werde die Stelle schon wiederfinden.«

      Mühsam setzt er noch das Endbrett ein. Seine brennenden Augen wandern über den unter einer Decke liegenden Blyton hinweg und richten sich auf Joe. Moore brabbelt bereits wieder, aber es sind zusammenhanglose und stockende Worte.

      »Joe, nimm Brandy.«

      Mit zitternden Fingern hält Jim dem Alten die Brandyflasche an die Lippen. Joe trinkt ein oder zwei Schlucke, dann macht er die Augen auf und sieht sich wirr um.

      »Jim – mein Kopf. Wo sind die Banditen?«

      »Ich weiß nicht. Sie werden bald kommen. Keine Sorge, Joe, der Sand weht so heftig über die Radfurchen, dass sie nicht merken werden, um wie viel leichter der Wagen jetzt ist. Die Spur wird ihnen gleichmäßig tief erscheinen. Wir fahren, Alter.«

      »Ja – ja – fahren … Reno – wir müssen nach Reno.«

      Er sinkt zurück. Kendall aber kriecht zum Bock, macht die Leinen los und treibt das Pferd an. Es läuft nun etwas schneller, als wolle es den ständig von hinten heranprasselnden Sandwolken entgehen. Zusammengesunken kauert Kendall am Bock.

      Irgendwann hat Kendall das Gefühl, den Sturm weniger heftig heulen zu hören. Durch die plötzlich lichter werdenden Sandwolken erscheint für Sekunden die Mondsichel.

      Verstört blickt Kendall zu ihr hoch.

      Was ist das? Sie müsste im Westen stehen, wenn ich nach Süden fahre. Sie ist ja links. Habe ich mich geirrt.

      Er reißt die Augen weit auf, aber die Mondsichel ist schon wieder hinter den Sandwolken verschwunden. Wieder wird es düster über der Wüste. Der Wagen rollt weiter, auf dem Bock ein grübelnder, erschöpfter Jim Kendall. Minutenlang beschäftigt er sich mit der Frage, warum der Mond plötzlich links von ihm gewesen sein soll. Dann schüttelt er den Kopf. Er ist zu geschwächt, um sich noch viele Gedanken um den Mond zu machen.

      In Kendall aber steigt die Unruhe von Sekunde zu Sekunde. Kendall ist sicher, dass die Banditen jetzt aufholen könnten. Er hat sich vom Versteck des Silbergeldes gut sieben Meilen entfernt, wenn er die Fahrtzeit rechnet.

      »Joe, wir steigen um.«

      »Umsteigen? Gut – wo ist die Kutsche?«

      »Wir steigen auf das Pferd und lassen den Wagen stehen, Alter.«

      »Pferd? Auch gut. Reiten wir nach Fort Churchill.«

      Er versucht Jim anzugrinsen, aber sein Gesicht wird dabei zu einer Fratze.

      Jim Kendall steigt vom Wagen und spannt das Pferd aus. Er braucht zehn qualvolle Minuten, um den schweren Joe Moore auf das Pferd zu zerren. Keuchend sieht Kendall danach auf die Decke und Blyton hinab.

      »Tut mir leid, Tom«, sagt er abgerissen. »Es geht nicht anders, wir müssen weiter. Dies ist die einzige Chance, den Banditen zu entkommen. Die Pferdespur verweht, sie können uns nicht folgen.«

      Er zieht sich auf das Pferd, sitzt hinter Joe, der auf dem Hals des Pferdes liegenbleibt, und reitet an.

      Um sie tobt der Wüstensturm. Zusammengekauert hockt Kendall hinter dem Alten. Er hält ihn fest und reitet aufs Geradewohl in den wogenden Tanz der Sturmschleier hinein. Hinter ihnen bleibt der Wagen zurück.

      Über die Fährte des Pferdes peitscht der Sand.

      Zwei Männer und ein Pferd.

      In ihrem Rücken eine Handvoll Banditen.

      *

      »Verflucht!«

      Der hagere Mann hat kaum einen Blick auf den Wagen geworfen, als er vor Wut losbrüllt und die anderen vier Burschen sich erschrocken ansehen.

      »Leer. Nur der Kerl ist da oben, ein Toter. Keine Kiste mehr.«

      »Was?«

      Der untersetzte Bursche, die erkaltete Pfeife zwischen den Zähnen, öffnet den Mund zu einem Schrei. Die Pfeife fällt in den Sand. Wild fluchend bückt sich der untersetzte Mann, während die anderen an ihm vorbei zum Wagen rennen.

      Sie haben den Wagen umstellt gehabt und mit einer Falle gerechnet. Doch als sie nun wie der Hagere auf den Kasten springen, sehen sie nur den Toten.

      Einer bückt sich, reißt die Decke von Blyton herab und stößt einen gräulichen, widerlichen Fluch aus.

      »Die Kisten. Wo sind die Kisten geblieben?«, tobt der Hagere giftig los. »Dieses verfluchte Pack-Zeug. Wo hat es die Kisten gelassen?«

      Einer der anderen rennt wie von Sinnen in die Sturmwogen des Sandes hinein, dreht um und brüllt grell:

      »Nichts zu sehen! Nur schwache Hufeindrücke. Da ist ein Gaul weggerannt.«

      Keuchend kommt er zu den anderen zurück, die durcheinanderfluchen und auf einen Befehl des Hageren warten. Der Bursche steht geduckt auf dem Wagen und knirscht mit den Zähnen vor Grimm.

      »Zwei Drittel der Beute. Stellt euch das vor, zwei Drittel«, schrillt es dann von seinen Lippen. »Und einen Toten, einen Verwundeten, das haben diese Halunken uns auch noch gekostet. Das war Kendalls verfluchtes Werk. Niemand sonst hätte uns diesen teuflischen Streich spielen können. Ah, der verdammte Hund. Wenn ich ihn jemals bekomme, ich grabe ihn bis zum Hals in den Wüstensand und …«

      »Was hilft uns das jetzt?«, faucht der untersetzte Mann heftig dazwischen. »Da ist ein Gaul weggerannt, mit Kendall und dem alten Moore, was? Die sind weg, die Fährte ist tot. Willst du die beiden Halunken etwa suchen? No, Mann, drehen wir um, zurück auf der Wagenspur. Irgendwo müssen sie die Kisten abgeladen haben. Noch ist wenigstens die Wagenfurche zu sehen. Zurück.«

      »Ja, ja, das Geld ist wichtiger als die beiden Teufel«, knirscht der Hagere finster. »Los, zu den Pferden. Und dann schnell, nur schnell, Partner. Der Sand bläst sonst auch die Wagenfurche zu.«

      Wie eine Meute Wölfe hasten sie zu den Pferden und steigen auf. Minuten später stürmen ihre Tiere wieder der Wagenfährte nach.

      Es vergehen keine zwanzig Minuten, bis der hagere Bandit losflucht und mit der Faust