Alexandra Gehring

Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman


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      Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman

      von Alexandra Gehring

      Alexandra Gehring lebt im Südwesten Deutschlands und arbeitet in einem sozialen Beruf. Sie selbst lebt SM und hat darin eine neue Welt für sich entdeckt. Eines Tages begann sie, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Daraus ist ihr erstes Buch „Die Abrichtung“ entstanden. Auch in ihrem zweiten Roman „Schläge der Lust“ ist so manches Erlebte in eine fiktive Handlung eingeflossen.

      Lektorat: Nicola Heubach

      Originalausgabe

      © 2020 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © Tattoboo @ shutterstock.com

      Umschlaggestaltung: MT Design

      ISBN 9783964778659

      www.blue-panther-books.de

       Das Angebot

      Wie immer, wenn sie Probleme zu wälzen hatte, lag Elena gedankenversunken mit seitlich ausgestreckten Armen auf ihrem Bett und starrte gegen die Decke.

      Nachdem sie einige Wochen zuvor ihr BWL Master Studium mit Bravour bestanden hatte, hatte sie erneut einen Grund, zu Recht stolz auf sich zu sein. Man hatte ihr einen Job angeboten, nach dem sich viele ihrer Mitbewerber die Finger lecken würden. Elena hatte die Möglichkeit, für einen Weltkonzern zu arbeiten, der Niederlassungen in vielen Ländern dieser Erde besaß. Zunächst sollte sie ihre Ausbildung in der nur dreißig Minuten entfernten süddeutschen Zentrale beginnen. Zumindest perspektivisch konnte sie später einige Zeit beruflich im Ausland verbringen. Auch diese Möglichkeit sprach dafür, diesen Job anzunehmen, und kam ihrem Faible für Fremdsprachen und ihrer Sehnsucht, etwas von der Welt zu sehen, sehr entgegen. Englisch und Französisch sprach sie schon perfekt. Ihr Spanisch war noch ausbaufähig. Für ihre Ausbildungszeit in diesem Konzern könnte sie zunächst hier wohnen bleiben. Bei den extrem gestiegenen Mietpreisen auch ein gewichtiges Argument.

      Ihr war bewusst, sollte sie ablehnen, müsste sie sich erneut bewerben, und das mit all der Ungewissheit, die aus einer neuen Bewerbung resultieren würde.

      Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum eigentlich noch darüber nachdenken, lag ihre nahe Zukunft doch wie ein offenes Buch vor ihr.

      Mit Freunden und Freundinnen hatte sie gestern ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Nicht nur dazu erhielt sie Glückwünsche, alle hatten ihr auch zu diesem tollen Job gratuliert. Etwas ironischen Spott musste sie sich anhören. Ihre Freundinnen sahen sie schon gestresst, zehn Stunden am Tag und mies gelaunt hinter ihrem Schreibtisch sitzen.

      »Wenn man solche Freunde hat, was kann einem da noch passieren!«, hatte sie in die Runde gerufen, und alle hatten sie abgeklatscht. Ihre Freunde freuten sich für Elena.

      Als ihre Freundin Selina einige Geschichten und Episoden aus Elenas Leben vortrug, gab es kein Halten mehr. Es wurde geklatscht und mit den Füssen getrampelt. Dann der Höhepunkt: Eine weitere Freundin setzte sich eine Perücke auf und gab eine ausgelassene Tina Turner Parodie zum Besten. Alle sangen lauthals mit und deuteten auf Elena, als sie »Simply The Best« von sich gab. Nach all dem Druck des Studiums und der Jobsuche war es eine denkwürdige und ausgelassene Geburtstagsfeier.

      Besonders ihr Freund Alex sah für sie beide schon eine erfolgreiche, rosige und gemeinsame Zukunft vor sich. Ja, ihr Freund Alex …

      Elena presste ihre Lippen aufeinander und zog sich ein weiteres Kissen unter ihren Kopf. Es war später Nachmittag und die Sonne zeichnete ein flimmerndes Streifenmuster an Wand und Decke. Sie hatte bewusst den Rollladen nicht dicht geschlossen. Elena liebte diese träumerische Sommerstimmung. Ein Gefühl von Dankbarkeit kam ihr in den Sinn. Vom Abi bis hin zum Master hatte sie alles perfekt gemeistert. Die denkwürdige Geburtstagsfeier, das Stellenangebot … Zurzeit lief alles bestens für sie. Eigentlich ein Grund, total entspannt zu sein.

      Aber es gab einen gewichtigen Grund, warum sich Elena an diesem sonnigen Nachmittag auf ihr Bett gelegt hatte. Da waren zwei Dinge, die sie nicht aus dem Kopf bekam. Hier, in aller Ruhe auf dem Bett liegend, wollte sie sich endlich Klarheit verschaffen. Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Es ging um ihren Freund Alex und um den Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit. Elena liebäugelte schon lange mit dem Gedanken, vor dem Einstieg ins Berufsleben noch eine mehrmonatige Auszeit zu nehmen. Am liebsten würde sie sich für ein paar Monate in der weiten Welt umsehen, wenn da nicht das liebe Geld wäre. Ihre Oma hatte ihr etwas Geld vererbt, aber ihr war bewusst, dass sie noch weiteres Kleingeld dazuverdienen musste. Ihre Eltern würden sie auch etwas unterstützen, obwohl Elena sich sicher war, dass insbesondere ihr Vater eindeutig und mit Nachdruck zu dem Job raten würde. Aus seiner Sicht hatte er ja recht. Finanziell und zukunftsorientiert sprach alles dafür.

      Es trieb sie schon mächtig um, zumal ihr Bauchgefühl und ihre oft hilfreiche weibliche Intuition sie seit Tagen kläglich im Stich ließen. Das war sie so nicht gewohnt. Ihre Gedanken waren verschwommen, verschleiert und unklar. Abenteuer oder Vernunft? Das war die Frage. Sie allein musste das mit sich ausmachen. Es ging um ihre Zukunft.

      Dann war da noch Alex. Sie zog eine Hand unter ihrem Hinterkopf hervor und fuhr sich mehrfach über die Stirn. Ihr vier Jahre älterer Freund arbeitete im Unternehmen seines Vaters. Er ging in seinem Beruf auf. Als Sohn des Inhabers war sein Weg vorgezeichnet. Das stand wohl schon eine Stunde nach seiner Geburt fest, wie ihm Elena direkt und vorwurfsvoll auf den Kopf zugesagt hatte. Beide lachten über die Bemerkung, aber es war mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Es war die Wahrheit!

      Wieder dieses vor sich hin sinnen. Wie sollte es weitergehen mit Alex? Ihre Liebe zu ihm hatte sich in den letzten Wochen merklich abgekühlt. Dachte sie an ihr letztes Treffen mit ihm, dachte sie an ihren letzten Kuss, ihren letzten Fick, war ihre Begeisterung eher verhalten. Er war ein sehr attraktiver, liebenswerter junger Mann, aber es fehlte Elena an jeglicher Leidenschaft. Alles an ihm wirkte statisch, Spontaneität war ein Fremdwort für ihn. Immer mehr spürte Elena, dass sie so nicht ihren weiteren Lebensweg gehen wollte. Das Feuer ihrer Liebe war auf Sparflamme angekommen. Er brachte ihr Kopfkino einfach nicht richtig ins Laufen. Seine Nüchternheit und Sachlichkeit gingen ihr immer mehr gegen den Strich.

      »Mann! Was soll ich bloß machen?«, rief sie gegen die Decke und klatschte mit beiden Händen und mit voller Wucht auf die Bettdecke. Sie haderte seit Tagen mit sich selbst.

      »Verdammt!«, brach es aus ihr heraus und sie drehte sich trotzig auf den Bauch.

      Sein Vorgänger Roman war das genaue Gegenteil gewesen. Ein aufgedrehter Spinner und Tagträumer, aber ein sau­geiler, fordernder Kerl, wenn es zur Sache ging. Er sagte, wo es langging.

      Elena schloss die Augen und schmunzelte vor sich hin. Einmal hatten sie sich spontan, ohne Vorbereitung, ins Auto gesetzt und waren nach Paris gefahren. Einfach so. Es wurde ein denkwürdiges, tolles Wochenende. Ein andermal fuhren sie für wenig Geld mit der Bahn kreuz und quer, ziellos durch Deutschland. Auch das geschah einfach so. Ein Kaffee in Hamburg, ein Eis vor dem Kölner Dom … Was hatten sie gelacht und herumgealbert.

      Auch sexuell war Roman der Macher. Er nahm sie richtig ran, wie sie es bis dato noch nicht erlebt hatte. Es gefiel ihr. Was ihr besonders gefiel, sexuell konnte sie sich fallenlassen. Sie hatte nicht zu denken, er gab ihr alles vor. Roman forderte, verbesserte, trieb sie an, aber er lobte sie auch. Er verband ihr die Augen, fesselte sie, zwang sie, vor ihm auf die Knie zu gehen. Er brachte es fertig, sie in einen Taumel zu versetzen. Er nannte sie Votze und Ficksau. Er traf ihre Sinne. Sie verstand seine Wortwahl, verstand, wie er es meinte. Sie waren zu zweit. Unter sich. So konnte sie es akzeptieren. Er bediente ihre unterbewussten Fantasien und Sehnsüchte. Sie sah die Bilder vor sich. Der schöne Sommertag, der herrliche Waldspaziergang. Sie trug ihr rotes, luftiges Sommerkleid. Er forderte sie auf, ihren Slip auszuziehen. Auch jetzt noch spürte sie, was für ein Kick der weitere Spaziergang für sie war. Sie hatte ihr Kleid hochzuziehen und sich mitten auf den Weg zu setzen. Er gab ihr die Anweisung, ihre Pisse laufen zu lassen. Jetzt sofort. Als sie nach Passanten Ausschau hielt, wurde er laut und wies sie zurecht. Er würde für sie aufpassen.