dir ein kleines Frühstück gemacht, es steht in der Küche. Die Zeitung liegt daneben.«
Sie verwöhnte mich.
Ich stand kurze Zeit später auf, setzte mich in die Küche, machte mir einen Kaffee und nahm die Zeitung in die Hand. Fast fiel die Tasse zu Boden, als ich im Lokalteil der Zeitung die von mir geliebte Glosse las:
Es geht auch altmodisch!
Seit geraumer Zeit beobachte ich in meiner Wohngegend, wie sich zwei Menschen auf eine altmodische Art kennenlernen möchten.
Sie nutzen nicht ihre Smartphones, WhatsApp, Mails oder sonst was – nein, sie schreiben sich, mit richtigen Worten.
Für viele – gerade junge Menschen – wahrscheinlich unvorstellbar.
Woher ich das weiß? Ganz einfach.
Von meiner privaten Wohnung blicke ich auf die Wohnung des männlichen Parts, der große Pappschilder mit Botschaften – manchmal nur ein Wort oder Zahlencodes – in sein Fenster stellt.
Zugegeben – ich wurde neugierig und ging die Abendrunde mit meinem Hund anders, um vielleicht die Empfängerin ausfindig machen zu können. Und es ist mir gelungen.
Ich werde jetzt hier nicht auf die Nachrichten eingehen, die sich die beiden schreiben. Ich erfreue mich lediglich an der Art des Austausches und der Kommunikation. Ob die zwei sich gefunden haben, kann ich leider nicht beantworten.
Ich wünsche es ihnen!
Es gibt keine Schilder mehr und ich hoffe, sie haben die nächste Stufe des Kennenlernens erreicht: das gesprochene Wort!
In diesem Sinne
Glück Auf!
Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als ich diese Zeilen in der Zeitung las. Waren wir gemeint? Stella und ich? Wieder und wieder las ich den Artikel. Er meinte uns! Es ging in seiner Glosse um Stella und mich! Ich überlegte, welche Folgen dies für uns haben könnte. Eigentlich keine, die Anonymität blieb ja gewahrt. Aber was würde passieren, wenn der Redakteur mündlich etwas über uns erzählte oder mitteilte?
Für Stella und mich war unser Kennenlernen etwas Außergewöhnliches, ja fast etwas Intimes gewesen. Und das sollte »unser« sein, denn wir würden uns bis an unser Lebensende immer wieder daran erinnern.
Die Kartons, die wir damals benutzt und beschrieben hatten, hatten wir gemeinsam in eine große flache Box gepackt. Stella bestand darauf, diese mit einer roten Schleife zu dekorieren und ein riesiges rotes Herz auf die Oberseite der Schachtel zu malen. Wir hatten dann die Box gemeinsam im Ankleidezimmer oben auf den Kleiderschrank gelegt. Es war schon ein toller Moment, denn in dieser Schachtel steckte der Beginn unserer Liebe.
Ich entschied mich, den Artikel zu scannen, ihn Stella ins Büro zu mailen und sie anzurufen.
***
Wem hatten wir vom Beginn unserer Liebe erzählt? Mir fiel nur Stellas beste Freundin Anne ein. Ich hatte es lediglich einem befreundeten Mandanten erzählt. Also war die Situation überschaubar, niemand konnte aufgrund der Glosse einen Rückschluss auf uns ziehen.
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