Fenster wieder und stieg leise die Stufen hinauf, bis er im Herzen des Aedificium angekommen war. Im Dunkel der Nacht entzündete er eine dicke Kerze mit einem Schwefelstäbchen, um sich sogleich daran zu machen, die Dokumente zu übersetzen. So studierte er Buch um Buch, bis sich das Ende der Dokumente näherte. Doch ohne es zu merken, näherte sich auch das Ende der Nacht. Unruhe machte sich in ihm breit, als er die ersten Hahnenschreie hörte.
War es schon so spät?, fragte er sich und blickte dabei erstaunt aus dem kleinen Holzfenster. Die Sonne würde gleich aufgehen und die Geräusche der Umgebung wurden immer lauter. Er spürte, wie seine Zeit knapp wurde. Eilig packte er die Dokumente in seine Reisetasche und schnürte die restlichen Bücher zusammen, um sie ebenfalls in dieser zu verstauen. Plötzlich tönte ein lauter Schrei durch die Halle. »Hier ist er, der Ausbrecher, hier oben!«
Die Wachen des Königs hatten seine Flucht aus dem Gefängnis bereits bemerkt und suchten ihn natürlich hier, wo sie ihn auch gefangen genommen hatten. Wie ein vom Sturm gepeitschtes Blatt rannte er aus seinem Versteck und hörte lautes Getrampel auf der Treppe. Instinktiv wollte er nach unten rennen, doch der Weg war ihm nun versperrt und so machte er auf dem Absatz kehrt.
Was jetzt? , fragte er sich und blickte suchend umher. Schnell flüchtete Juan Vincent Miguel über den Gang zur anderen Seite. Als er an dessen Ende angekommen war, rannte er um die Ecke, wo er beinahe mit der jungen Novizin Sara zusammenprallte.
Sie bemerkte jedoch nur einen Windhauch und etwas das zu Boden fiel, als dieser Schatten an ihr vorbei huschte. Saras Blick glitt nach unten und sie entdeckte dabei ein graubraunes Dokument, das dem Boden entgegen schwebte. Schnell hob sie es auf und wollte der Gestalt noch nachrufen, als auch schon die Wachen, des Königs an ihr vorbeirannten. Erschrocken wich sie zurück und versteckte die Schrift hinter ihrem Rücken. Als auch die Soldaten um die Ecke gerannt waren, zog sie es hervor und blickte es an. Etwas Mystisches haftet an diesem seltsamen Dokument, dachte sie sich und rollte es geschickt zusammen, um es dann im Ärmel ihrer Kutte zu verbergen.
***
Sara hatte Juan Vincent Miguel durch Zufall schon einmal bemerkt, als sie auf dem Weg zu ihrer Zelle war. Dabei entdeckte sie ihn, wie er Gedanken verloren neben einer Kerze dieses Dokument studiert hatte und seltsame Worte vor sich hin flüsterte. Er hatte sie in diesem Moment nicht wahrgenommen, so vertieft war er in sein Handeln. Sara schlich sich leise wieder davon, nachdem sie ihn bewundert hatte.
Sara hatte niemanden von ihrer Entdeckung erzählt, so fasziniert war sie von diesen Fremden. Sie hatte ihn erblickt und er hatte sie mit seiner Erscheinung und seinem Wesen in seinen Bann gezogen.
Zu gerne hätte sie ihn noch weiter beobachtet, doch sie musste sich beeilen, um zu ihrer Zelle zurückkehren, bevor sie jemand vermisste. Sara war sich bewusst, dass sie ihn eine lange Zeit wie angewurzelt, observiert hatte.
Sie eilte schnell zu ihrer Zelle und nach einem kurzen Gebet legte sie sich auf ihr Nachtlager, um zu schlafen. In dieser Nacht hatte Sara zum ersten Mal seltsame Träume. Jedoch konnte sie sich nicht klar daran erinnern, was sie geträumt hatte. Als sie am Morgen den Weg zurücklief, hoffte sie insgeheim, ihm wieder zu begegnen. Und plötzlich war etwas in ihrem Besitz, das ihm gehört hatte. War es ein Omen?
***
Juan Vincent Miguel war in der Zwischenzeit, über die Treppe des Turmes, ein Stockwerk höher geflohen. Hier oben angelangt öffnete er das Fenster auf der Nordseite und schleuderte seine Reisetasche in hohem Bogen hinaus. Durch das hohe Gewicht flog sie nur knapp auf die Böschung des Flusses und drohte hineinzurutschen.
Flink wie eine Katze kletterte Juan Vincent Miguel hinaus auf den Absatz und zog das Fenster hinter sich zu. Er konnte gerade noch die Hand vom Flügel wegnehmen, als auch schon die Wachen vorbeirannten.
Mit Herzklopfen und einem teuflischen Grinsen auf den Lippen presste er seinen Rücken gegen die Außenmauer. Er wartete noch einen Augenblick ab, um dann mit einem kräftigen Sprung, gleich einem Raben im Sturzflug, ins Flussbett hinunterzufliegen.
Nachdem er wiederaufgetaucht war, schwamm er schnell auf die andere Seite. Am Flussufer angekommen griff er nach der Tasche und konnte gerade noch erkennen, wie die Wachmänner fluchend von der Spitze des Turms auf ihn herabblickten.
Er verbeugte sich kurz vor ihnen und verschwand.
Kapitel 1 Sara de Bullion
April 1772 – zwölf Jahre später
Seit sie jenes Dokument mit den fremden Schriftzeichen, auf dem Boden des Klosters gefunden hatte, schlichen sich seltsame Träume voller Erregung, Lust und Leidenschaft in den Schlaf der jungen Mademoiselle Sara de Bullion.
Jeden Abend kämpfte sie, so lange wie möglich wach zu bleiben. Doch wenn die Natur früher oder später ihr Recht forderte und sie die Augen schloss, war sie sogleich wieder in einem Traum und wanderte in dunklen Höhlen zwischen obskuren Landschaften und seltsamen Wesen umher.
Sara schlief an diesem Abend sehr spät ein. So spät wie sonst nie und es war so, als ob sie ahnte, welche Träume sich für die nächsten Monate ihrer bemächtigen werden. Es waren Träume, in einer Art und Schärfe, wie sie es noch niemals zuvor erlebt hatte. Und sie kamen immer öfter.
Sie konnte die Szenen darin spüren, schmecken und beinahe sogar riechen. Ihr Geist begann sich zu verändern. Andere, neuartige Gefühle machten sich plötzlich bemerkbar, ihre Sensibilität nahm zu, ihre Sinne wurden geschärft, ihre Bereitschaft, Dinge auf sich zukommen zu lassen, verstärkte sich.
Sie wurde für andere Gebiete offener und zugänglicher, plötzlich nahm sie ihre eigenen Bedürfnisse wahr, neue Sehnsüchte machten sich breit und durchdrangen ihre Seele, durchwanderten ihren Körper und verscheuchten alte Wünsche, alte Träume und alte Ansprüche.
Dies alles wurde ihr mehr und mehr bewusst, seit sie das Kloster mit Cécile verlassen hatte. Diese Boten ihrer veränderten Seele waren ihre Träume. Sie zeigten als Erstes, worin die Veränderung bestand und wo sich der Fluch der Sukkuben, manifestiert und festgesaugt hatte. Dieser Fluch durchstreifte die Tiefen des Mädchens und suchte unaufhaltsam die vorhandenen Neigungen der leidgeprüften Person.
Sie wurde regelrecht von ihren neuen Wünschen überschwemmt und überwältigt, sie waren ohne jegliche Vorwarnung einfach da und ließen nicht mehr von ihr ab. Sie peinigten sie, sie riefen nach ihr. Zunächst leise, kaum hörbar, dann lauter und immer lauter. Alles in ihr schrie nach dieser neuen, so interessanten und willigen Session. Bis sie erwachte.
Immer wieder wehrte sie sich so lange wie möglich dieser ihr vertrauten Person ins Gesicht zu schauen. Doch war sie, früher oder später, ebenso gezwungen, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Das Gesicht dieses Mannes war immer dasselbe und immer wachte Sara danach schweißgebadet auf.
Es war meistens kurz vor der Morgendämmerung, wenn ihr Verlangen am stärksten war. Sie öffnete ihre Augen, die Bettdecke hatte sie schon längst aus dem Lager geschleudert und ihr seidenes Nachthemd hing hochgeschoben, an ihren Brüsten fest.
Eine Hand war in ihr breites Höschen gerutscht und verteilte den heißen Nektar ihrer Auster in ihr zurechtgeschnittenes Schamhaar. Die harten Knospen ihrer festen, jungen Brüste juckten auf angenehme Weise und durchdrückten fast das dünne Leinen ihres hauteng anliegenden Nachthemdes.
Ihre festen Nippel wollten nicht zu jucken aufhören. Sara keuchte. Ihre flache, feingliedrige Hand streichelte das zarte und verführerische Fleisch ihre Schamlippen. Sie nahm die Feuchtigkeit ihrer Wollust auf und verteilte den Nektar in ihrem krausen Haar. Sara zog ihre Hand aus dem Höschen und roch daran. Sie stöhnte auf. Ihr heißer Honig roch würzig, pikant, verführerisch und es war aufpeitschend erregend. Es hatte etwas Obszönes, etwas Diabolisches. Es war ein herrlich erlösendes Gefühl.
Sara leckte sich mit ihrer Zungenspitze über die Lippen und schnupperte sehnsüchtig an dem verdorbenen Duft ihrer Lust. Sofort glitt ihre Hand wieder in das Höschen zurück und tauchte die Finger, bis zum Handrücken, tief in die Spalte ein und benetzte die zarte Haut mit ihrem Liebessaft.
Diesmal führte sie die Hand direkt zur Nase und saugte regelrecht ihren sündigen Geruch